Kampf gegen Hochwasser ist äußerst zäh

26.4.2018, 14:28 Uhr
Kampf gegen Hochwasser ist äußerst zäh

© Foto: Wirth

"Wir müssen den Unterliegern wie Baiersdorf ein Signal geben, wohin die Reise geht", sagte der Bürgermeister. Daten seien genug erfasst. Günther Prem vom Wasserwirtschaftsamt Kronach (WWA) und René Hempel vom Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie (itwh) Nürnberg waren zu Gast. Hempel erklärte einen "Machbarkeitsorientierten Hochwasserschutz HQ 100" (hundertjähriges Hochwasser).

Da die nötigen Flächen nicht in erforderlichem Maße zur Verfügung stehen, beschränkte sich die Realisierung von Hochwasserschutzmaßnahmen auf die Flächen, die vorhanden sind. Hempel stellte das hydrologische Einzugsgebiet vor. Ein Rückhaltebecken im Keilesgraben müsste mit einem Volumen von 57 000 Kubikmeter (cbm) und für den Schlangenbach mit 20 000 cbm geschaffen werden.

"Wir befassen uns seit zehn Jahren mit diesem Thema", meinte Hans Knetzger (FW), "würde ein HQ 20 nicht auch reichen?" Dazu René Hempel: "Wenn ein Regenereignis größer als HQ 20 eintritt, dann versagt die Schutzanlage. Verbesserter Hochwasserschutz ist nur durch größeres Volumen und ortsnähere Position möglich." Man bekomme dadurch eine massive Verbesserung für den Ortskern.

"Wir müssen uns entscheiden, ob wir mitmachen in Baiersdorf oder nicht", sagte Simon Berninger (SPD). Wenn sich die Gemeinde an den Kosten in Baiersdorf beteiligt, hat sie auch das Recht in den Südableiter einzuleiten. Dem stimmte Günther Prem vom WWA zu: "Wenn kein deutliches Signal kommt, macht es keinen Sinn nach München zu fahren und für eine landkreisübergreifende Hochwasserschutzmaßnahme zu werben. Wenn ihr es schon schafft, überall zu bauen, auch in Überschwemmungsgebieten, dann muss man auch etwas für den Hochwasserschutz tun."

Wenn man sich jetzt nicht kostenmäßig beteilige, dann werde Baiersdorf die Verrohrung für den Südableiter nicht mit einer Aufnahmekapazität von acht cbm in der Sekunde bauen. Die Gemeinde müsste dann anderswo ein Rückhaltebecken bauen um die Situation in Baiersdorf nicht zu verschlechtern.

"Warum kann man keine konkreten Kosten sagen", fragte Hans Knetzger. Prem: "So lange man nicht in konkrete Planungen eingetreten ist, kann man auch keine vernünftigen Kosten ermitteln. Wenn wir jetzt Kosten nennen, wäre dies nichts weiter als Kaffeesatzleserei." Jochen Düsel (CSU): "Wenn wir uns an der Südableitung Igelsdorf beteiligen, wird der maximale Durchfluss um zwei auf acht cbm/s erhöht, das heißt, dass wir weniger Rückhalteflächen benötigen." Völlig unsicher, so Düsel, bleibe allerdings, wie sich die Erhöhung des Durchflusses auf die weiteren Maßnahmen im Gemeindegebiet auswirken. Diese Informationen wären dringend erforderlich, sagte er. Der Anteil der Gemeinde für die Südableitung beträgt laut Günther Prem 840 000 Euro abzüglich Förderung. Einzelmaßnahmen werden nicht gefördert. Man rechnet für die Umsetzung mit einem Zeitraum zwischen zehn und 20 Jahren, erklärte der Bürgermeister.

Petra Ellrich fragte, ob es möglich sei, die Flächen zu pachten statt zu erwerben, damit eine weitere Bewirtschaftung möglich ist. Prems Antwort: Dort wo Bauwerke errichtet werden, sollte der Grund immer erworben werden und auf angepachteten Flächen sollte man sich eine Grunddienstbarkeit eintragen lassen mit der Zusage einer Entschädigung für die Eigentümer, wenn Schäden durch Regenereignisse eintreten. Siebenhaar: "Wir brauchen dringend die Bereitschaft der Eigentümer, beim Erwerb von Grund wie auch für Grunddienstbarkeiten." Ohne die Eigentümer gehe nichts. "Ein mutiger Schritt in die Zukunft und für unser Langensendelbach wäre es", so Siebenhaar, "wir würden uns alle für die beste Lösung, einen HQ 100 entscheiden". Seit zehn Jahren "bekunden wir, etwas zu tun", meinte stellvertretender Bürgermeister Matthias Kern (FW), "lasst uns jetzt in die Planung gehen und etwas tun".

Jochen Düsel: "Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, dann müssen wir jetzt handeln und jetzt entscheiden, damit wir auch weiter die Möglichkeit haben, Bauland auszuweisen." In 15 Jahren könne eine Zustimmung als kluge Entscheidung gewertet werden, so Siebenhaar: "Mit einer Zweckvereinbarung könnten wir ganz anders handeln." Das, so Günther

Prem, habe er auch Poxdorf und Effeltrich gesagt. Man solle noch einmal mit Baiersdorf reden, äußerten einige Räte. Die Entscheidung wird in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen fallen.

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