Kann der „Club“ zu einer Ersatzreligion werden?

24.1.2018, 06:15 Uhr
Das Duo „Weinrot“ hatte seinen Namen offenbar von den Vereinsfarben des 1. FC Nürnberg abgeleitet, dessen ironisches Werbebanner in der Ausstellung unübersehbar ist.

© Christian Düfel Das Duo „Weinrot“ hatte seinen Namen offenbar von den Vereinsfarben des 1. FC Nürnberg abgeleitet, dessen ironisches Werbebanner in der Ausstellung unübersehbar ist.

Beim traditionellen Neujahrsempfang standen Ausführungen des Weltansachauungsbeauftragten der bayerischen Landeskirche, Matthias Pöhlmann, im Mittelpunkt. Der unterfütterte die gut zwei Dutzend Bildtafeln umfassende Ausstellung, die die Bildungsleiterin Renate Abesser mit ihrem Kollegen Carsten Kurz zusammengestellt hatte, mit einem kurzen Referat, in dem er das Feld zwischen der neuen Sachlichkeit der säkularisierten Welt mit der ständig steigenden Sehnsucht nach Verzauberung und irrational besetzter Übersinnlichkeit umriss. Da sei einerseits eine Pluralisierung des Christlichen (mit zahlreichen Strömungen wie der musikalisch angetriebenen Pfingstbewegung) ebenso zu konstatieren wie weltliche Sinngebungsformen wie Yoga, Ayurveda oder der Veganismus, die glaubensmäßig aufgeladen würden. 
Selbst platte, nah am Konsum orientierte Angebote wie Lifestyle oder andere Selbstoptimierungsangebote (bis hin zu vereinnahmenden Gurus) seien heute gefragt. Die Kirchen müssten dies wahrnehmen und auskunftsfähig werden – sie kämen also an der Beschäftigung mit diesen Angeboten nicht vorbei, auch wenn eine fränkische „Religions-Variante“ möglicherweise nicht ganz so ernst zu nehmen sei: Die Werbebotschaft des 1. FC Nürnberg, der mit dem Slogan „Liebe, Glaube, Mitgliedschaft“ großformatig für sich wirbt, sei wohl eher als Kuriosum einzuordnen, wie BE-Bildungsleiter Carsten Kurz vermutet, der das Werbebanner in der Ausstellung aufhängen ließ.

BE-Leiter Hans Jürgen Luibl hatte unter Verweis auf die Erschöpfungszustände nach dem Lutherjahr auf den Theologen Karl Barth und dessen Diktum vom „Immer weiter mit dem Anfang anfangen“ verwiesen und – auch unter Verweis auf die Ausstellung – appelliert, die Wiederentdeckung Gottes nicht den Philosophen zu überlassen. Dabei sei festzuhalten, dass dies nicht nur das „Kerngeschäft“ der Protestanten sei, das zudem immer auch politisch sei. So werde man trotz aller auch innerkirchlicher Kritik daran festhalten, sich von der Politik das Kirchenasyl nicht aushöhlen zu lassen.

2018 ein Märchen?

Darüber werde man aber – so ein Ausblick auf das anstehende Jahr – das Feiern nicht vergessen und durch das Bildungswerk schwerpunktmäßig Märchenhaftes in den Mittelpunkt stellen lassen. Luibl vergaß auch nicht, Dekan Peter Huschke und seiner Institution für die Unterstützung von BildungEvangelisch zu danken.
Für die dazu passende Hymne sorgte schließlich das Gesang- und Gitarren-Duo „Weinrot“ (Susanne Hengelein und Kati Hänig) mit Leonard Cohens „Halleluja“ und bewies, dass das wohl schönste Instrument die menschliche Stimme ist. Den Refrain hatten sich alle Gäste gemerkt.

 

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