Klanggewalt der Orgel begeistert zwei junge Männer

2.10.2017, 18:16 Uhr
Klanggewalt der Orgel begeistert zwei junge Männer

© Foto: Peter Roggenthin

Mehr als nur ein bisschen stolz ist er schon, der Organist und Orgellehrer Gerald Fink. Denn zwei seiner Schüler haben die "D-Prüfung" gemeistert – nicht irgendwie, sondern sogar mit der Note eins.

Tilmann Metzeroth ist 16 Jahre alt und besucht das Gymnasium Herzogenaurach. Schon in der Grundschule lernte er Klavier, seit Januar 2015 greift er auch bei der Orgel in die Tasten. "Ich habe die ,Orgelzeit‘-Konzerte von Gerald Fink besucht, und das Instrument macht mir einfach Spaß", sagt der 16-Jährige.

Gute Klavierkenntnisse seien eine Voraussetzung, meint Fink. Die hatte auch Michael Gunselmann, als er sich mit etwa 14 Jahren an die Orgel setzte. Heute ist er 24 Jahre alt und studiert Informatik in Erlangen. Das Orgelspiel sei für ihn ein toller Ausgleich, erzählt er und erinnert sich: "Als ich damals zum ersten Mal an der Orgel saß, war es für mich Liebe auf den ersten Blick." Beeindruckt habe ihn vor allem, "was für eine Klanggewalt man als einzelner Mensch da rausholen kann". Auch die handwerkliche und technische Seite der Orgel faszinieren ihn bis heute.

"Die beiden jungen Männer sind ein Glücksfall für die evangelische Gemeinde in Herzogenaurach", betont Gerald Fink und erhält dabei Unterstützung von Pfarrer Oliver Schürrle. Die Orgelmusik habe ja gerade im Gottesdienst einen hohen Stellenwert, und dank Gerald Fink habe man beim Nachwuchs "eine gute Kontinuität", so Schürrle.

Denn neben dem Organisten Fink begleiten auch Tilmann Metzeroth und Michael Gunselmann die Gottesdienste in der Evangelische Kirche oder in der Reha-Klinik.

"Wir sind als Gemeinde stolz und froh, dass wir das traditionelle Orgelspiel weiterführen können, denn das zieht Leute in die Kirche", ist Fink überzeugt. Dabei spiele aber natürlich auch Qualität eine Rolle.

Dass diese Qualität in Herzogenaurach gewährleistet ist, beweist das gute Abschneiden der jungen Männer bei der "D-Prüfung". Offiziell heißt sie "Kleine kirchenmusikalische Prüfung" und ist gedacht für Menschen, die im Nebenamt Gottesdienste mitgestalten. Geprüft wird in Theorie und Praxis. "Man muss sich in der Liturgie auskennen, eine umfangreiche Gehörprüfung gehört dazu und auch Gesang sowie liturgisches Orgelspiel und Literaturspiel", erklärt Gerald Fink. Also durchaus anspruchsvoll.

Über drei Stunden lang wurden die beiden jungen Männer von Kirchenmusikdirektor Michael Haag und Dekanatskantor Andreas Schmidt auf Herz und Nieren geprüft. In der Jury saß zudem Oliver Schürrle als stellvertretender Dekan; Gerald Fink hörte ebenfalls zu. "Ich weiß, dass die beiden außergewöhnlich begabt sind, aber dass beide mit der Note eins in Theorie und Praxis abgeschlossen haben, war trotzdem keine Selbstverständlichkeit", lobt der Lehrer. Er sei sehr froh, dass man noch junge Menschen für die "Königin der Instrumente" begeistern könne. Denn dazu brauche man auch ein gewisses Durchhaltevermögen.

Wer die beiden Einser-Kandidaten einmal live hören möchte, hat im Rahmen der Reihe "Orgelzeit" Gelegenheit dazu: Am Mittwoch, 18. Oktober, lautet der Titel der Veranstaltung "Orgel U 30 — Junge Organisten stellen ihre Lieblingswerke vor". Tilmann Metzeroth wird "Cortège et Litanie" von Marcel Dupré spielen. "Da gibt es zwei zentrale Themen, die zuerst einzeln vorgestellt werden und sich dann ineinander verschlingen. Das erzeugt eine sehr beeindruckende musikalische Kraft", erläutert der 16-Jährige. Von Michael Gunselmann, dessen "Liebling" nach eigener Aussage normalerweise Johann Sebastian Bach ist, wird die "Suite Gothique" von Léon Boëllmann erklingen. Das Stück besteht aus vier Sätzen und "bildet die ganze Bandbreite der Orgelmusik ab", so Gunselmann. "Es ist sehr gefällige Musik und ich finde es schön, diese einem Publikum zu präsentieren, das gerne zuhört."

Als dritter Organist setzt sich Manuel Höppner an die Tasten. Die "Orgelzeit" beginnt um 19.30 Uhr und dauert eine Stunde. Der Eintritt ist wie immer frei.

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