Knopf-Experimente in Bubenreuth

31.8.2017, 15:00 Uhr
Knopf-Experimente in Bubenreuth

© Fotos: Ralf Rödel

Der große Holztisch in der Mitte des Raumes ist beladen mit kunterbunten Ringen, bestickten Taschen und halbfertigen, außergewöhnlichen Ketten. Daneben liegen kleine Zangen und etliche Kästchen mit Broschen und Anhängern. Die Wände sind verdeckt unter hohen Regalen mit winzigen Schubläden. Darin befinden sich Perlen, Broschen und vor allem tausende Knöpfe – alles genau beschriftet und sortiert. Angelika Gumbrecht wuselt zwischen Nähmaschine und Schneiderpuppe geschäftig umher. Die 60-Jährige hat ihr Wohnzimmer in ein Atelier verwandelt.

Die Fantasie hat sie von ihrer Mutter geerbt, die Schneiderin war. Für sie musste Gumbrecht als Kind von alten Lumpen die damals wertvollen Knöpfe abschneiden. Ihre Liebe zu den Knöpfen war entfacht. Vor neun Jahren löste Gumbrecht dann die Wohnung ihrer Mutter auf und fand unzählige Stoffe und andere Materialien. "Mir hat das Herz geblutet, weil ich nicht alles mitnehmen konnte", sagt sie, "der Platz daheim reichte einfach nicht."

Äußerst kreativ

Ihre große Leidenschaft ist das Schaffen von Dingen, die andere nicht für möglich halten. Sie ist fasziniert von den "unerschöpflichen Möglichkeiten und der unendlichen Vielfältigkeit." So verbindet sie eine große Gürtelschnalle mit zarten Knöpfen und stellt mit viel Geschick und Feinarbeit daraus eine Kette her. "Für mich gibt es keine Grenzen", sagt sie und legt behutsam einen Gobelin mit Tiger-Motiv auf eine schwarze Jacke. Am liebsten möchte sie sofort loslegen, ihre Augen leuchten, sie sprudelt über vor Einfällen.

Sie zieht einen großen Wandteppich hervor, aus dem ein Mantel entstehen soll. Verträumt schaut sie durch ihre rahmenlose Brille auf den Stoff. Wie viel sie mittlerweile hergestellt hat, weiß sie nicht. Doch ans Aufhören denkt sie nicht. Sie hat schon zwei gescheiterte Ausbildungen zur Apothekenhelferin und Raumausstatterin hinter sich. Jetzt widmet sie sich voller Elan ihrer künstlerischen Tätigkeit.

Tüfteln mit Spaß

Ausprobieren ist ein großer Teil ihrer Arbeit und auch der zeitaufwendigste. Doch genau das macht ihr am meisten Spaß. Sie kombiniert verschiedene Knöpfe, Stoffe und Perlen miteinander und tüftelt solange daran, bis sie endgültig zufrieden ist. Alles muss stimmig sein und am Ende ein schönes Gesamtbild ergeben. "Das ist meine größte Herausforderung."

Knopf-Experimente in Bubenreuth

Qualität ist ihr sehr wichtig. All ihre kleinen und großen Kunstwerke sind handgefertigt. Sie achtet sehr darauf, dass alles möglichst lange hält. Von der Massenware und dem "Einheitsbrei" hält sie nichts: "Ich arbeite lieber akurat als aktuell", sagt sie bestimmt. Ihrer Meinung nach ist "der Druck durch den offiziellen Modetrend zu groß". Durch ständig neue Kurse erweitert sie ihr umfangreiches Wissen: Töpfern, mit Draht häkeln oder Steine einfassen — sie probiert vieles aus. Sie mag es, Neues kennenzulernen und zu experimentieren.

Ihr Künstlername "Kelinda" entstammt ihrem fünfjährigen Aufenthalt in der brasilianischen Stadt Rio de Janeiro. Ihr Sohn, neben dem sie eine weitere Tochter hat, war blond und blauäugig — dort eine Seltenheit. "Auf der Straße riefen alle: Que lindo! Auf deutsch: Wie schön." Das übernahm sie.

Ihr größter Kritiker ist ihr Mann: "Wenn es ihm nicht gefällt, denke ich mir: Jetzt erst recht." Trotzdem unterstützt sie ihr Mann, wo er kann: "Er holt mich wieder auf die Erde zurück, wenn ich abgehoben bin."

Und ihre Arbeiten kommen gut an. Ihre Kundinnen, anfangs vor allem Freundinnen und Bekannte, schätzen ihre hochwertige, eigenwillige Arbeit.

Am 3. September 2017 verkauft sie ihre Schmuckstücke auf dem Kunsthandwerkermarkt auf Burg Veldenstein in Neuhaus a. d. Pegnitz.

 

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