Kürzere Schonzeit für Rehe: Gewissenlos gegen Natur

10.4.2013, 10:16 Uhr
Kürzere Schonzeit für Rehe: Gewissenlos gegen Natur

© Klaus-D. Schreiter

Zur Jägervereinigung Erlangen gehören die Hegegemeinschaften Erlangen Stadt, Oberland und Unterland, denen ein dreijähriger Abschussplan für Rehwild vorgegeben ist, damit die geplante Verjüngung des Waldes und der Umbau zu Mischwäldern erreicht werden können. Das Jahr 2012 war das letzte im Dreijahresplan.

Die Statistiken und den dreijährigen Abschussplan kritisierte Jagdberater Manfred Weidinger heftig. „Eine Achtung und ein Gewissen zur Natur gibt es nicht mehr“, meinte er. Vor allem aber die auf Antrag mögliche Verkürzung der Schonzeiten für Rehe, den das Landwirtschaftsministerium anstrebt, klagte der Jagdberater mit deftigen Worten an. Dadurch dürfe man „schwangere Rehgeißen auf Antrag erschießen“, stellte der Jagdberater fest und fragte bissig: „Welche Freude muss es sein, eine Rehmama mit Zwillingen im Bauch abzuknallen“. Es sei eine Schande, so etwas im christlichen Bayern zuzulassen. „Niemand sollte vergessen, auch das Rehwild ist ein Geschöpf Gottes“.

„Respektable Strecke“

Im Bereich der Stadt Erlangen einschließlich Mönau und Klosterholz sind laut Jagdberater Bernd Alex im letzten Jahr 121 Stück Rehwild erlegt worden, das sind 19 mehr als noch im Jahr zuvor. Somit seien in den vergangenen drei Jahren 87 Prozent der Vorgabe von 375 Stück zur Strecke gebracht worden. Das sei ein „respektables Ergebnis“.

Jagdberater Bernhard Gleich stellte als Nachfolger von Christian Patig die Zahlen für Ober- und Unterland vor. Für Letzteres war die Vorgabe, 246 Stück Rehwild in drei Jahren zu erlegen. Zur Strecke kamen 238 Stück. Im Erlanger Oberland sind 367 Rehe vor die Flinte gelaufen, die Vorgabe war hier 391. In der zum Landkreis Erlangen-Höchstadt gehörenden Hegegemeinschaft Sebalder Reichswald sollten über drei Jahre 1470 Rehe erlegt werden, tatsächlich geschossen wurden 1474.

Weil nur fünf Prozent der Eichen und sieben Prozent der Buchen verbissen worden seien, habe man in Absprache mit dem Landratsamt die Abschusszahlen für die kommenden drei Jahre um fünf Prozent gesenkt, sagte Forstbetriebsleiter Roland Blank von den Bayerischen Staatsforsten. Über alle Jagdreviere der Hegegemeinschaft des Staatsforsts sollen in den nächsten drei Jahren 1515 Rehe erlegt werden.

Hasen, Fasane, Füchse...

Von den Stadtjägern wurden im Jahr 2012 aber nicht nur Rehe, sondern auch 277 Hasen, 47 Fasane, 173 Enten und elf Rebhühner zur Strecke gebracht. Dazu wurden 415 Rabenkrähen abgeschossen. Zudem mussten 88 Füchse und elf Sauen dran glauben. Während es im Stadtgebiet laut Bernd Alex 27 Wildunfälle gab, sind es im Landkreis 620 gewesen. Im Erlanger Oberland sind zudem 118 Stück Schwarzwild erlegt worden. Außerdem wurden 223 Hasen und 276 Füchse zur Strecke gebracht.

Die ehrenamtliche Arbeit der Jäger lobten Oberbürgermeister Siegfried Balleis und Landrat Eberhard Irlinger ausdrücklich. Durch deren Engagement könne man die Natur auch an die nächsten Generationen weitergeben, sagte Irlinger. Balleis wies auf das Spannungsfeld zwischen den Landwirten und den Forderungen des Naturschutzes hin, dem die Jäger ständig ausgesetzt seien. Musikalisch umrahmt wurde die Hegeschau von den Erlanger Jagdhornbläsern.