Kurzweil mit Krawatte

25.3.2011, 00:00 Uhr
Kurzweil mit Krawatte

© Theater Erlangen

Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“ fällt unter die Gattung der „Buffa“-Opern, was vereinfacht als „komische Oper“ bezeichnet werden könnte. Die „Hochschule für Musik Nürnberg“ setzte in ihrer Produktion, die zweimal im gut besuchten, barocken Markgrafentheater aufgeführt wurde, genau auf diesen „Buffa“-Effekt und präsentierte eine spritzige, musikalische Komödie voll geistreicher Details und Vitalität unter der Regie Peter Kirchners.

Dies zeigte sich äußerlich in der bunten, aber nicht beliebigen Kostümgestaltung von Barbara Seyfried, die teils der Commedia dell’arte (Barbarina, Don Curzio, Antonio) geschuldet war: So entzückte das in zuckersüßen Fliedertönen gehaltene Rokoko-Kostüm des buckeligen Basilio (witzig von Myong-Won Kim gespielt). Dem beginnenden 20. Jahrhundert waren die Kostüme von Marcellina mit Pelzstola im taftgrünen Abendkleid und Bartolo (Tobias Freund) mit gelben Gamaschen und Hochzylinder zuzuordnen.

Schwarzes Abendkleid

Zur eleganten Party-Abendgesellschaft gehörte das schulterfreie enge, lange schwarze Abendkleid mit weißen Ärmelhandschuhen der Gräfin, ihr Casanova-Gatte erschien im weißen Anzug mit schwarzem Hemd und roter Krawatte. Hipmodern flegelte ein struweliger Cherubino in Jeans, Chucks, rotem Hemd mit schwarzer Satinjacke durch die Handlung. Die Choruntertanen waren mit Fotoshirts des Landesherren ausgestattet, die sinnigerweise dessen Namen in „Alma viva“ trennten, also „Alma, lebe hoch“. Für rahmenbildende Stringenz sorgten die beiden streng klassischen Schwarz-weiß-Outfits von Figaro (Hose, Weste und Hemd) und Susannas Petticoat-Kleid.

Mit dieser Kleiderordnung wurden aber auch die verschiedenen Charakterwelten und Weltsichten geschickt umrissen und unterschieden. Das ergab – gerade in den Ensembleszenen – immer wieder sinnfällige Gegenüberstellungen.

Homogener Ensembleausdruck

Gesanglich zeigten sich alle fünf Hauptpartien bestens besetzt und auch im Ensembleausdruck homogen: Taiyu Uchiyama gab mit seiner schlanken Baritonstimme einen jugendlich-leichten Figaro. Youmi Han als Susanna war mit guter Präsenz die adäquate blitzsaubere Gefährtin. Einen zauberhaft-berührenden Cherubino gestaltete Friederike Mauss mit ihrem souveränen Sopran. Das Almaviva-Paar mit Andrew Finden und Isabel Blechschmidt bestach durch dramatische Präsenz und gesangliches Format. Doch auch die anderen Partien trugen stimmbeweglich ihren Teil zu einem gelungenen Ablauf bei.

Guido Johannes Rumstadt sorgte für die musikalische Leitung und ein gut abgestimmtes Miteinander zwischen Bühne und Orchestergraben. Soviel Kurzweiligkeit, Können und Frische wurde vom Publikum immer wieder mit Szenenapplaus und anhaltendem Schlussbeifall belohnt.