Legionellen-Alarm in einem Mehrfamilienhaus in Erlangen

2.8.2013, 11:15 Uhr
Legionellen-Alarm in einem Mehrfamilienhaus in Erlangen

© dpa

Der Alterlanger hat trotz allem Glück gehabt. Noch vor wenigen Tagen lag der 45-Jährige auf der Intensivstation. Eine schwere Lungenentzündung, ausgelöst durch eine Infektion mit Legionellen, hat ihn in das Universitätsklinikum gebracht. Zweieinhalb Wochen lang ging es dem Mann derart schlecht, dass er sogar beatmet werden musste. Inzwischen ist der Patient über den Berg, doch die Angst ist geblieben.

„In mein Bad gehe ich vorerst nicht mehr“, sagt der Alterlanger und legt einen Laborbericht auf den Tisch. Eine „hohe Kontamination“ mit Legionellen haben Prüfer an seinem Waschbecken ausgemacht, nicht aber in der Dusche seiner Mietswohnung. Dabei gilt die Ansteckung während des Duschens — durch Einatmen zerstäubter Wassertröpfchen samt Legionellen — als einer der klassischen Übertragungswege. Ein erhöhtes Infektionsrisiko bergen neben Duschen auch Klimaanlagen, Schwimmbecken oder Whirlpools. Legionellen vermehren sich nämlich bevorzugt in warmem Wasser.

Auch bei Nachbarn des 45–Jährigen wurden die Kontrolleure in den Bädern fündig: Sechs Mal stellten sie immerhin eine geringe Anzahl der gefährlichen Bakterien an Waschbecken fest, zwei Mal sogar eine mittlere. Schwer erkrankt ist — soweit bisher bekannt — jedoch einzig der 45-Jährige.

Woher die Legionellen-Belastung stammt, ist noch offen. Eine erhöhte Koloniezahl im Trinkwasser kann durch (auch zeitweise) fehlende Wasserzirkulation oder regelmäßig (zu) niedrige Wassertemperaturen begünstigt werden. Denkbar wären als Ursache ebenfalls veraltete Armaturen oder Probleme im Leitungsnetz, die für Legionellen gute Wachstumsbedingungen schaffen.

Duschköpfe kontaminiert

Als vor knapp drei Jahren die gefährlichen Bakterien an Duschköpfen in der Hannah-Stockbauer-Halle gefunden wurden, stellte sich heraus, dass eine defekte Chlor-Anlage für den Legionellen-Befall verantwortlich gewesen war. Erst nachdem das gesamte Rohrleitungsnetz gereinigt und desinfiziert worden war, wurde die Sperrung für Badbesucher wieder aufgehoben.

So weit ist man in Alterlangen noch nicht. „Die Ursache haben wir noch nicht gefunden“, sagt ein Vertreter der Geschäftsführung der zuständigen Hausverwaltung, der Gebäude-, Vermietungs- und Verwaltungsgesellschaft (GVV). Wie dies gesetzlich vorgeschrieben ist, läuft derzeit eine sogenannte Gefährdungsbeurteilung. Zu diesem Zweck schaut sich in den nächsten Tagen auch ein Experte in dem betroffenen Gebäude um, zudem stehen auch weitere Trinkwasserproben an.

„Da die relevanten Grenzwerte unterschritten sind, müssen wir keine Sofort-Maßnahmen einleiten“, betont der GVV-Mann. Dies bestätigt zumindest indirekt auch Peter Lederer. Der Gesundheitsamtsleiter lässt erkennen, dass er mit dem Fall vertraut ist. Schließlich muss das Auftreten der Legionärskrankheit stets den Behörden gemeldet werden.

Allgemeiner Warnhinweis

Neun Mal erkrankten im vergangenen Jahr Menschen im Einzugsbereich des örtlichen Gesundheitsamtes an einer schweren legionellenbedingten Lungenentzündung. Dieses Jahr ist bisher nur der Fall des Alterlangers aktenkundig. Allerdings geht Peter Lederer davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher liegt. Deutschlandweit werden jedes Jahr etwa 20.000 Fälle von Legionärskrankheit bekannt.

Die recht hohe Zahl an derartigen Erkrankungen ist der Grund dafür, weshalb der Gesetzgeber die Trinkwasserverordnung verschärft hat. Demnach müssen Betreiber von Trinkwasserinstallationen künftig spätestens alle drei Jahre das Trinkwasser sowie die relevanten Anlagen in Mehrfamilienhäusern mit Mietwohnungen überprüfen lassen. Erstmals muss dies bis zum Jahresende erledigt sein. Auffällige Werte beim Legionellen-Vorkommen müssen dem Gesundheitsamt gemeldet werden.



Aus Datenschutzgründen darf Lederer im aktuellen Fall keine Details nennen. Trotzdem stellt er klar: „In derartigen Fällen kann das Duschen gefährlich sein, nicht aber das Betreten des Badezimmers.“ Solch einen allgemeinen Warnhinweis richtet die Hausverwaltung auch an die Bewohner des fraglichen Mehrfamilienhauses. Auf einem Aushang heißt es: „Generell sollten in allen Wohnungen regelmäßig alle Warmwasserzapfstellen, spätestens alle 14 Tage für mindestens drei Minuten nur mit Heißwasser gespült, Perlatoren an den Armaturen einmal jährlich getauscht werden.“

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