Letzte Ruhe im Wald

7.10.2014, 19:15 Uhr
Letzte Ruhe im Wald

© FriedWald

Es ist eine ganz praktische Frage, die Gabi Bail – und mit ihr viele andere Neunkirchener – umtreibt: Wer pflegt einmal das eigene Grab, wenn die Kinder aus dem Haus sind und weit weg von der Heimat arbeiten? Mit einem Naturfriedhof wäre dieses Problem gelöst, weiß Bail. Wo die Asche von Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln eines Baumes ruht, braucht es keine Grabpflege von Menschenhand. Hier ist es die Natur selbst, die sich um die letzte Ruhestätte kümmert.

Aktiver Arbeitskreis

Gabi Bail, die auch Leiterin der Marktbücherei ist, hat gemeinsam mit Dagmar Bürzle einen Arbeitskreis ins Leben gerufen. Erklärter Wunsch: einen Naturfriedhof auf Neunkirchener Gemeindegebiet zu schaffen. Diesem Ziel ist die Runde, die aus knapp einem Dutzend Bürger besteht, seit dem ersten Treffen im August schon ein Stück näher gekommen.

Favorisiertes Grundstück ist derzeit ein Waldstück in der Nähe des Funkmasten an der Straße zwischen Neunkirchen und Rosenbach, das der Gemeinde gehört. Gemeinsam mit dem Förster hat sich der Arbeitskreis die Fläche bereits angesehen. „Wir haben mehrheitlich befunden, dass das Grundstück geeignet wäre“, erzählt Bail.

In der engeren Wahl

Auch Bürgermeister Heinz Richter spricht davon, dass die Fläche in der „engeren Wahl“ sei. Es gebe aber nach wie vor die Möglichkeit, durch einen Tausch an ein anderes Grundstück zu kommen.

Vorerst verworfen wurden die zwei Alternativen in Richtung Pommer beziehungsweise Ermreuth. „Wir wollten ein Grundstück, das näher an Neunkirchen liegt“, sagt Bail. Die Hinterbliebenen sollen es nicht allzu weit zum Friedhof haben. „Das Gelände darf auch nicht zu uneben sein. Das wäre nichts für ältere Menschen“, ergänzt Richter.

Gemeinde als Träger

Anders als in Ebermannstadt, wo es bereits seit 2010 einen Naturfriedhof gibt, will der Arbeitskreis den Betrieb nach momentanem Stand keinem Privatunternehmen überlassen.

„Unser Wunsch ist, dass die Gemeinde die Trägerschaft übernimmt.“ Bürgermeister Richter kann sich das gut vorstellen. Ein Beschluss des Marktgemeinderates steht freilich noch aus.

Weiterer Unterschied: Nach momentanem Stand ist der Naturfriedhof nur für die Bürger der Marktgemeinde gedacht. Im Ebermannstädter Friedwald kann auch bestattet werden, wer ganz woanders in Deutschland gelebt hatte.

Pfarrer sind offen

Mit den Pfarrern der katholischen, evangelischen und der Freikirche im Ort haben sich Richter, Bail und die anderen Arbeitskreis-Mitglieder bereits zusammengesetzt. Sie signalisierten Offenheit. „Ihnen ist aber wichtig, dass die Bestattung nicht ganz anonym vonstatten geht und alles einen würdigen Rahmen hat“, erzählt Bail – und fügt hinzu: „Das ist ja auch unser Ziel.“ Weiteres Anliegen der Geistlichen: Christliche Symbole sollen erlaubt sein; auch ein Platz zum Gedenken und zur Andachtnahme soll geschaffen werden.

In drei Jahren

Realität werden soll der Naturfriedhof binnen drei Jahren, „das ist unsere Wunschvorstellung“, sagt Gabi Bail.  Bis dahin müssen professionelle Planungen in Auftrag gegeben, der Baumbestand auf dem Grundstück angepasst und die Fläche entsprechend gewidmet werden. Viel Arbeit also für Gemeinde und Arbeitskreis. Der Anfang aber ist getan.

Der Arbeitskreis, der interessierten Bürgern offen steht, tagt wieder am Montag, 17. November, um 18 Uhr in der Marktbücherei.

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