Letzter Michviehbetrieb in Steinbach

15.1.2016, 06:00 Uhr
Letzter Michviehbetrieb in Steinbach

© Karl Heinz Wirth

Zum Betrieb gehören 70 Milchkühe, 60 Stück Jungvieh und 83 Hektar Land. Davon werden 36 Hektar als Grünland und 38 Hektar Ackerland als Fläche für die Herstellung des eigenen Futters genutzt. Neun Hektar sind Wald. Mehl hat den Hof von seinem Vater übernommen. Ein Nachfolger steht auch schon bereit. Sohn Thomas will den Betrieb weiterführen, weil die Eltern ein gutes Grundgerüst geschaffen und zur richtigen Zeit auf Milchkühe umgestellt haben – und weil er genauso viel Spaß an der Landwirtschaft hat wie seine Eltern. Dafür hat er in Triesdorf studiert und erfolgreich seinen Bachelor absolviert, erzählt er.

Allerdings bereitet ihm und seinen Eltern der niedrige Milchpreis Sorgen. Für das Kilo Milch gibt es 29 Cent das sind 10 Cent weniger als vor einem Jahr. Eine Kuh gibt erst nach zwei Jahren und 10 Monaten den ersten Liter Milch. Bis dahin fallen Kosten von rund 1800 Euro an für Futter, Stall, Tierarzt, Energie usw. All diese Kosten spiegeln sich nicht im Milchpreis wieder.

„2007 haben wir unseren Stall am Ortsrand neu gebaut“, sagt Mehl. 480 000 Euro wurden in die Anlage investiert. Man rechnet für einen Stallplatz pro Tier 10 000 Euro. Das Wohl der Tiere stehe an oberster Stelle, betonte Bernhard Mehl. „Sind wir gut zu unseren Tieren profitieren davon auch die Verbraucher.“ Damit sich Kühe wohlfühlen ist Können und Einfühlungsvermögen wichtig. Die Milchkühe sind Deutsches Fleckvieh, eine sogenannte Zweinutzungsrasse, die eine hervorragende Milchleistung bringt und gleichzeitig eine sehr gute Fleischqualität hat. „Um die Fütterung optimal auf das sensible Verdauungssystem abzustimmen füttern wir eine Mischung aus Grassilage, Maissilage, Stroh, Sojaschrot und Rapsschrot.“ Silage ist durch Milchsäuregärung konserviertes Futter und gut für die Verdauung der Tiere. 20 Kilo Futter benötigt eine Kuh pro Tag. Für Bernhard Mehl hat Qualität einen hohen Stellenwert. Er sagt, Milch sei das Lebensmittel, das am strengsten kontrolliert werde.

Qualität zählt

„Als Vollerwerbslandwirt beziehen wir unser Einkommen aus dem Betrieb“, meint er, und deshalb sei Qualität für ihn wichtig. Dazu gehöre gutes Stallklima, gute Hygiene, hochwertiges Futter, sauberes Wasser und ausreichend Platz. Er halte Tiere, um Lebensmittel zu erzeugen, erwirtschafte damit sein Einkommen und sichere so die Lebensgrundlage für seine Familie und den Betrieb. Als Ausdruck von Nachhaltigkeit und funktionierender Kreislaufwirtschaft stehe der Betrieb zu einer flächengebundenen Tierhaltung.

„Wenn der Handel die Erzeugerpreise weiterhin so niedrig hält, werden immer mehr Betriebe nicht mehr existieren können“, ist Mehl überzeugt. Um auf Augenhöhe mit dem Handel verhandeln zu können, müssten alle Molkereien fusionieren, dann hätten die Bauern bessere Ausgangspositionen und könnten dem Handel gegenüber anders auftreten, schlägt Mehl vor. „Unsere Erzeugnisse hatten noch nie eine bessere Qualität als heute.“

Werner Nützel, Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband (BBV) Forchheim und der stellvertretende BBV-Kreisobmann Reinhard Friedrich sehen ebenfalls den Preisverfall kritisch. „Die Anzahl der Rinderhalter hat in Bayern um die Hälfte abgenommen“, sagt Nützel. Wird der Rückgang der Milchviehbetriebe so weiter gehen, werde kein Gras mehr für die Fütterung benötigt so Nützel. Dies würde zwangsläufig auch Auswirkungen auf die Landschaftspflege haben. Schließlich sei die Landwirtschaft der nachhaltigste Landschaftspfleger. So sei die Entscheidung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel nicht nachvollziehbar, der Fusion von zwei großen Lebensmittelketten, trotz der Bedenken der Kartellbehörde, zuzustimmen. Damit werde die Großmachtstellung der Konzerne durch die Politik noch gestärkt. Die Position der Milcherzeuger jedoch weiter geschwächt.

Wenn Verbraucher unzufrieden sind mit den Landwirten, dann müssen sie mit ihnen reden. Dazu sind alle Bürger im Landkreis Forchheim eingeladen am 21. / 22. Mai zum „Tag des offenen Hofes“ auf den Angus-Hof der Familie Thomas Dittrich in Rüssenbach.

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