Liebe und Leid

8.12.2016, 18:45 Uhr

Im Zentrum dieses Konzerts steht die Vertonung der womöglich berühmtesten Liebes- und Leidensgeschichte, deren tragische Beziehung Komponisten seit jeher animiert hat, sich mit ihr musikalisch auseinanderzusetzen. Über Shakespeares poetische Geschöpfe Romeo und Julia haben auch Peter Tschaikowsky eine Fantasie-Ouvertüre und Sergej Prokofjew Ballettsuiten geschaffen, mit denen das vorzüglich disponierte Orchester sein Erlanger Publikum in der Ladeshalle zu beeindrucken vermag.

Am Beginn dieses ereignisreichen Abends steht ein Werk des populären Mozart-Zeitgenossen Luigi Boccherini, der viele Jahre in Spanien gelebt und komponiert hat, nämlich sein Streichquintett in C-Dur op.30 mit dem berühmten Zapfenstreich-Finale, dargeboten von exzellenten Mitgliedern der Symphoniker als Instrumentalsolisten. Der viele Jahre in Spanien lebende und komponierende Italiener Boccherini hat in diesem Werk das aufreizende nächtliche Leben und Treiben in den Straßen Madrids musikalisch so plastisch umgesetzt, dass die außerordentliche Klangvielfalt der einzelnen Sätze eindrucksvoll, differenziert und pointiert von den fünf Streichern Arias, Kabadaic, Witteler und Ranft vermittelt wird.

Melodramatisches Geschehen

In Peter Tschaikowskys opulenter Fantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“, die zu den absoluten Meisterwerken des Komponisten zählt, wird das in Tönen gesetzte melodramatische Geschehen der beiden Liebenden Romeo und Julia, das am Ende in einer Katastrophe mündet, fantastisch orchestriert und höchst fantasievoll gestaltet. Die Zuhörer können auf Grund der präzisen und klar strukturierten Darbietung durch das Orchester die Familien- und Liebestragödie im Konflikt zwischen den impulsiv, aber auch einfühlsam spielenden Streichern und den furios auftrumpfenden Bläsern nachvollziehen.

Der zweite Teil des Konzertes ist ähnlich aufgebaut: Zuerst eine moderne Adaption des populären Finalsatzes aus Boccherinis verklungenem Streichquintett, die der 2003 verstorbene italienische Avantgardist Luciano Berio — ein Meister der Transkription vergangener Kompositionen — so bearbeitet hat, dass die süffig-eingängige Melodie in unterschiedlicher Instrumentalisierung ständig wiederholt wird: ein musikalisches Perpetuum mobile.

Grandios und bombastisch

Den Romeo-und-Julia-Stoff als Vorlage für ein Ballett in drei Akten benutzte Sergej Prokofjew, der in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts mehrere Fassungen komponiert hatte. Sieben ausgewählte Sätze dieser grandiosen, streckenweise bombastisch-ungestümen Suite präsentieren die hoch motivierten, engagierten Musiker an diesem Abend ihrem Publikum. Dieses Werk in drei Teilen — hervorragend von Nikolaj Znaider geleitet — spielen die Bamberger Symphoniker sehr eindringlich, atmosphärisch dicht und voller Hingabe, wie beispielsweise die lyrische Deutung der berühmten „Balkonszene“ und die martialischen, die Konflikte thematisierenden Passagen.

Kontrastreich dazu die exzentrischen Tänze, die rhythmisch sehr prägnant von Streichern, den auftrumpfenden Bläsern, vor allem im ersten Satz, und durch den massiven Einsatz des Schlagwerkes gleichermaßen perfekt dargeboten werden, so dass am Ende diese in Musik gesetzte makabre Familientragödie einen tiefen Eindruck bei allen hinterlässt.

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