Lkw-Maut: Mehrkosten für Speditionen in Erlangen

10.7.2018, 06:00 Uhr
Lkw-Maut: Mehrkosten für Speditionen in Erlangen

© Patrick Pleul/dpa

Im Grunde ist das ja ganz einfach, sagt Andreas Eisgruber. Seit Februar leitet er den Bereich Straßenbau im Staatlichen Bauamt Nürnberg, ist damit Herr über 180 Kilometer Bundesstraßen, 630 Kilometer Staatsstraßen, 130 Kilometer Kreisstraßen, 190 Kilometer Radwege, 460 Brücken und 230 Ampeln in der Metropolregion Nürnberg. "Mit der Maut", sagt Eisgruber, "haben wir nichts zu tun." Zum Steuereintreiben kümmert sich das Unternehmen TollCollect, der Betreiber der Lkw-Maut in Deutschland, für das Eisgruber lediglich die Mautkontrollsäulen absichert. "Wir erhalten Bauanträge, wo diese Säulen stehen werden. Dann sichern wir diese mit Leitplanken."

Knallblau sind die Säulen, was dafür sorgen soll, dass sie nicht mit einem Tempoblitzer verwechselt werden und bei Autofahrern erschrockene Reaktionen provozieren. Mit den Säulen kontrolliert Toll Collect, ob für den vorbeifahrenden Lkw die Maut korrekt angemeldet wurde. Die Fahrzeugflotten größerer Transportunternehmen sind mit On-Board-Units ausgerüstet, die sich automatisch ins Mautsystem einwählen.

Im Großraum Erlangen steht laut Eisgruber bislang nur eine einzige Säule von bundesweit immerhin 622, von Heroldsberg kommend kurz vor der Auffahrt zur A 3 auf der Bundesstraße 2. Die B2 war auf einspurigen Teilstrecken bis 1. Juli mautfrei. Quer schlängelt sie sich durch den östlichen Landkreis, von Pegnitz Richtung Lauf. Fortan gilt auf der gesamten Strecke Mautpflicht. Auch die B 470, die im Norden Höchstadt und Forchheim verbindet, zählt dazu, wie die B 4, die aus Erlangen-Bruck über Tennenlohe nach Nürnberg führt.

Die Autobahnen A 3 zwischen Würzburg und Nürnberg, sowie die A 73 zwischen Bamberg und Nürnberg, die auf mehreren Kilometern mitten durchs Herz Erlangens führt, bleiben kostenpflichtig für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Der Bund erhofft sich durch die Ausdehnung jährliche Mehreinnahmen von rund 2,5 Milliarden Euro, die in die Straßeninfrastruktur investiert werden sollen. Waren vor 1. Juli gerade einmal 2300 Kilometer Bundesstraße kostenpflichtig für Laster, sind es fortan satte 39 000 Kilometer.

Speditionen erwarten Mehrkosten von bis zu 30 Prozent — Kosten, die der Verbraucher spüren wird. Je nach Schadstoffklasse und Zahl der Achsen werden pro gefahrenem Kilometer auf Autobahnen und Bundesstraßen zwischen 8,1 und 21,8 Cent fällig, wie Toll Collect mitteilt. Die Speditionen Geis, die für Siemens Healthcare von Forchheim aus unterwegs ist, sowie die Spedition Seubert aus Hetzles waren auf Anfrage nicht zu einer Stellungnahme bereit. Auch sie wird die Mautausdehnung treffen – noch dazu, wenn 2019 eine Gebührenerhöhung ansteht.

"Transportunternehmen stehen unter enormem Zeit- und Kostendruck. Um rentabel arbeiten zu können, müssen die Unternehmen in der Lage sein, möglichst viele Aufträge auszuführen. Das können sie nur, wenn sie direkte Wege auf gut ausgebauten Straßen wählen", sagt Claudia Steen, Pressesprecherin bei Toll Collect. Oft ist der Weg über die Bundes- und Landstraßen und somit durch kleine Ortschaften der schnellste. Hierbei gehe es oft gar nicht darum, mautpflichtige Straßen zu umfahren.

Das bestätigte eine Untersuchung des Fahrverhaltens bereits nach der ersten Ausweitung der Lkw-Maut 2012.

Mit dem Ergebnis, dass es kaum signifikante Verlagerungen gegeben hätte, so Steen. Es ist, wie Andreas Eisgruber sagt, im Grunde ganz einfach: Für den Autofahrer und Anwohner wird sich in der Region nichts ändern.

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