Loben und necken in Effeltrich

16.7.2014, 11:45 Uhr
Loben und necken in Effeltrich
Loben und necken in Effeltrich

© Michael Müller

„Die Famlie gehört zusammen. . .“ Aus dem Wohnzimmer eines schmucken Häuschens am Ortsrand von Effeltrich dringen die Klänge eines frechen Lieds über die Tücken des Miteinanders. Seit Sonntag proben dort Claudia, Antonia, Katharina und Uli Bill. Die wohl einzige Kabarett-Familie Deutschlands. Zwar hat es die Kinder längst aus der fränkischen Provinz in die „weite Welt“ verschlagen, doch der Zusammenhalt ist ungebrochen. Das merkt jeder, der einmal die Bills besucht, wenn gemeinsam an einem Bühnenauftritt gefeilt wird.

Es wird geneckt, gemeckert, gelobt. Resultat: Viele Überraschungen. „Vorgestern Abend dachte ich, dass unser Programm für Donnerstag und Freitag Abend steht. Am Morgen musste ich aber feststellen, dass wieder alles über den Haufen geschmissen wurde“, berichtet Uli Bill. Als ehemaliger „Siemensianer“ und bekennender (aber ehrgeiziger) Hobby-Pianist übernimmt er fast zwangsläufig den Part des Mannes, der zur Disziplin mahnt. Sofort kontern die lachenden Töchter: „Papa, das hier ist keine physikalische Formel!“

Wobei: Diszipliniert sind seine drei Damen auch so. Wer sich im Kulturbetrieb durchsetzen möchte, muss über diese Tugend verfügen. Claudia Bill hat sich mit vielen Auftritten in den vergangenen Jahren über die Grenzen der Region hinaus einen Namen als Kabarettistin gemacht. Eine „Rampensau“ mit Ruhrpott-Wurzeln, die launig auf die oft maulfaulen Franken blickt, ist eben etwas Besonderes.

Die beiden Töchter leben und arbeiten seit geraumer Zeit in Berlin. Katharina ist Performerin, Dramaturgin und Regisseurin. In „1989 (exit ghost)“ setzte sie sich am Projekttheater Dresden mit der Wiedervereinigung und Heiner Müllers „Hamlet Maschine“ auseinander. Antonia Bill ist Mitglied am Berliner Ensemble, spielte die Hauptrolle in Edgar Reitz’ Kinofilm „Die andere Heimat“ und gewann 2011 den 1. Preis im Bereich Chanson beim Bundesgesangswettbewerb Berlin. Schon als Kinder traten die beiden als Gäste bei der Mama auf. Schon 1998 durften die Zwei bei den Zugaben von Tim Fischer in der Ladeshalle den Friedrich HollaenderKlassiker „Stroganoff“ zum Besten geben. Nachwuchssängerin Antonia war damals gerade neun Jahre alt.

Seit Sonntagabend werden Ideen fürs Programm umgesetzt, gestrichen, hinterfragt. Die unterschiedlichen künstlerischen Backgrounds und Auffassungen sorgen für eine permanente Diskussion. Trotz Zeitdrucks. Aber gerade diese Art des Arbeitens schätzen alle Vier an ihrem Familien-Programm. Natürlich soll auch nicht alles, was gerade vorbereitet wird, verraten werden. Nur so viel: Um die zehn Lieder und viele Kabarett-Nummern wird es an diesem Abend geben. „Von den maulenden Rentnern bis zu Pärchen um die 30.“ Und eins weiß Antonia ohnehin: „Dieses Programm wird bis zu unserem Tode hin niemals ganz fertig und vollendet sein.“

Restkarten für die Vorstellungen am 17. und 18. Juli gibt es u. a. beim „Fifty“-Vorverkauf (Telefon 0 91 31/2 48 55 — Internet-Infos: www.theaterfiftyfifty.de

Keine Kommentare