Macht die Stadt Erlangen einen schönen Spielplatz platt?

12.11.2014, 12:45 Uhr
Macht die Stadt Erlangen einen schönen Spielplatz platt?

© Harald Sippel

Am Boden liegen zwei Jacken, sie sind die Torpfosten. Sechs kleine Jungs kämpfen mit dem Fußball und jagen in einem Knäuel auf das Tor zu. Ein Schuss mit der Spitze, der Ball fliegt unter Gebrüll ins Gebüsch. Der Torwart muss den Ball holen, die anderen Kinder japsen und erholen sich von ihrem rasanten Sturmlauf: Nachmittag am Spielplatz in der Schenkstraße. Ein paar andere Jungs hangeln am Klettergerüst, Mütter stehen dabei und loben ihre Kleinen für deren Mut. Der Spielplatz ist beliebt.

Bei den Kin­dern, die direkt am Spielplatz in den langen Häuserreihen wohnen, genau­so wie bei den Kindergärten in der Umgebung und der städtischen Grundschullernstube. Fast Tag für Tag toben und spielen die Kinder auf dem Platz. Und der Spielplatz soll nun platt gemacht werden? Für neue Wohnun­gen, die auf dem Spielplatz gebaut werden sollen? Für die Wohnraumver­dichtung, die die Stadtregierung ange­kündigt hat?

„Keine Verlegung“ „Das kann doch nicht sein“, sagt Katharina Schomerus. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in der Schenkstraße. Schomerus läuft zurzeit von Haus zu Haus und von Tür zu Tür und sammelt Unterschriften: „Keine Bebauung, Verlegung oder Ver­kleinerung unseres Spielplatzes“, for­dert sie. „In ihrem Wohnviertel leben überproportional viele Kinder“, sagt sie.

Der Enge entfliehen

Die Wohnungen in der Gegend sind nicht allzu groß geraten, sie sind gut belegt. Dass die Kinder draußen spielen, ist wichtig. Weil sie dann mal der Enge entfliehen können. „Die zahl­reichen Spielangebote auf unserem Spielplatz dienen auch der Entlas­tung der Familien in den Wohnungen und bauen Spannungen zwischen den Kindern ab“, hat dazu Katharina Schomerus in dem offenen Brief an den Oberbürgermeister dazu geschrie­ben.

Der Spielplatz hat einen weiteren großen Vorteil. Er ist umrahmt von den Häusern und dem angrenzenden Naturschutzgebiet. Die Kinder kön­nen deshalb beim Spielen nicht aus Versehen auf die Straße laufen. Dass sie überfahren werden - davor müs­sen die Eltern keine Angst haben.

Dafür haben sie aber Angst um die Zukunft des Spielplatzes, mächtige Angst sogar. Beim Gespräch mit Ver­tretern der städtischen Wohnungsbau­gesellschaft, der Gewobau, seien Sät­ze gefallen wie: Der Spielplatz werde verlegt, eventuell sogar in das angren­zende Naturschutzgebiet. Und aufge­schreckt habe die Anwohner zudem eine Vorlage aus dem Umwelt, Ver­kehrs- und Planungsausschuss vom Juli diesen Jahres. Darin heißt es, die Gewobau prüfe zurzeit Ideen zur Nachverdichtung, „die eine Verle­gung des Spielplatzes erfordern wür­den“.

„Hier gibt es aber keinen anderen Platz für einen Spielplatz in der Grö­ße“, sagen Katharina Schomerus. Das Viertel ist eng gebaut. Wo keine Häu­ser stehen, sind Stellplätze für Autos. Am Ende - so befürchten die Anwoh­ner in der Schenkstraße - sind sie die Dummen. Dann gibt es neue Wohnun­gen, aber keinen Spielplatz mehr.

Grundlose Sorgen

Glaubt man die Aussagen der Han­delnden bei der Stadt und bei der Gewobau, dann müssen sich die Mie­ter wohl keine Sorgen machen, dann werden sie nicht die Leidtragenden der Wohnbauoffensive. Stadtpla­nungsreferent Josef Weber meint im Gespräch mit den Erlanger Nachrich­ten, die offenen Fragen werden in einem Ideenwettbewerb gelöst.

Dass der Spielplatz an dieser Stelle genauso erhalten bleiben werde, das könne man zwar nicht versprechen. Aber Stadtplanungsreferent Weber garantiert einen adäquaten Aus­gleich: Müsste der Spielplatz weichen, dann entstünde in der Nähe „ein Spiel­platz mit vergleichbarer Qualität“.

Und einen Platz dafür finde sich auch, erklärt Weber. Eventuell indem man Raum nutzt, den jetzt Autos mit ihren Stellplätzen blockieren. Denk­bar sei neben anderen Möglichkeiten dann etwa eine Tiefgarage für die Autos. Ein Ansinnen, den Spielplatz in das Naturschutzgebiet zu verlegen, gebe es nicht, betont Weber: „Das ist keine Option“.

Gernot Küchler, der Geschäftsfüh­rer der Gewobau, argumentiert ähn­lich. Man wolle ja die Wohnverhältnis­se verbessern, sagt Küchler, das ganze Projekt werde nicht zu Lasten der Bestandsmieter realisiert.

Ideenwettbewerb läuft an

Der Ideenwettbewerb läuft jetzt an. Bis das Vorhaben in den Stadtrat kommt, der die Entscheidung über die einzelnen Komponenten der Baupro­jektes trifft, wird es sicherlich Som­mer 2015 werden. Katharina Schome­rus hofft, dass auch im Sommer danach noch Kinder auf einem schö­nen Spielplatz fröhlich dem Fußball nachjagen.

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