Medizinerin aus Erlangen ist auf der Forbes-Liste

10.3.2018, 16:08 Uhr
Isabel Schellinger legte den Grundstein ihres Erfolgs an der Elite-Universität in Stanford.

© Schellinger Isabel Schellinger legte den Grundstein ihres Erfolgs an der Elite-Universität in Stanford.

Bodenständig, freundlich und herzlich. Diesen Eindruck macht Dr. Isabel Schellinger. Man merkt der jungen Medizinerin gar nicht an, dass sie seit Januar diesen Jahres zu den 30 jungen Menschen unter 30 in Europa zählt, die kürzlich vom renommierten Forbes-Magazine herausragend geehrt wurden. Schellinger im Bereich Medizin, wo sie in einer aufwendigen Doktorarbeit einen ganz neuen Weg herausfand, wie Bauchaorten-Aneurysmen wachsen, um das erste einfach operativ einzusetzende medizinische Gerät zu entwickeln, das wiederum verhindert, dass diese Arterienerweiterungen zu potenziell lebensbedrohlichen Größen anwachsen können.

Aufgewachsen ist Isabell Schellinger in Erlangen, das Abitur legte sie am städtischen Marie-Therese Gymnasium ab. Für sie steht schnell fest, dass sie im Berufsleben viel mit Menschen arbeiten möchte. "Ich wäre ein grauenhafter Steuerberater geworden, mit den ganzen Zahlen", sagt sie. Schellinger entscheidet sich für Medizin – keine Zahlen also, sondern Menschen, denen man helfen kann.

"Ich habe mir Ärzte als Vorbilder gesucht", sagt sie, im ersten Praktikum in der Kinderherzchirurgie ist sie überwältigt von der Arbeit einer eher zierlichen Oberärztin, die immer gerufen wurde, wenn es gerade brannte. "Sie hatte so eine tolle Ausstrahlung, mit der sie Patienten und Ärzte beruhigen konnte".

Erforschung der Niere

Unterstützung erhält Schellinger in ihrer Doktorarbeit vom Institut der Nierenheilkunde in Erlangen. Die Doktorandin von Professor Karl Hilgers untersucht fortan Durchblutungsstörungen bei Nierenkrankheiten: "Ab einem gewissen Punkt habe ich meine Arbeit Vollzeit geschrieben, mit allen Höhen und Tiefen."

Nach dem Abschluss des Projekts im Labor besteht über den Doktorvater die Möglichkeit, ins Ausland zu Forschungszwecken zu gehen. Isabel Schellinger bewirbt sich bei einem Professor der Universität in Stanford telefonisch. "Im Nachhinein kann ich mir das gar nicht erklären — mein Englisch war eine Katastrophe", sagt sie. Trotzdem entscheidet er sich für sie.

Nur durch Stipendium finanzierbar

Geplant war ein Aufenthalt an der amerikanischen Eliteuniversität für zwölf Monate, maßgeblich mitfinanziert von der Uni Erlangen. Professor Katrin Schiebel hat Schellinger auf ein Stipendium hingewiesen und sich mit um die Bewerbung gekümmert: "Mir war wichtig, unabhängig von meinen Eltern zu sein. Allerdings sind die Lebenserhaltungskosten in Amerika so hoch, dass ich das alles ohne das Stipendium niemals finanzieren hätte könnte."

In Stanford stößt sie zu einer kleinen Gruppe, die die Aussackung der Hauptschlagader erforscht. Die Recherche zu ihrer Doktorarbeit hatte Schellinger schon in Erlangen abgeschlossen, trotzdem fanden sich einige Überlappungen der Forschungsthemen. "Ich habe die Gefäßneubildungen bei Nierenkrankheiten erforscht, da spielt die Aorta als größtes Gefäß eine wichtige Rolle."

Forschung voran treiben

In Kalifornien an der Universität lernt sie Uwe Ratz kennen, mit dem sie einen Mechanismus erkennt, wie eine gesunde Aorta zunehmend erkrankt. Ihre Ergebnisse lassen die Mediziner patentieren, Schellinger verlängert den Aufenthalt um weitere zwölf Monate, weil ihre Forschungen noch nicht abgeschlossen sind. "Auch hier hat mir die Uni Erlangen in meiner Verzweiflung in Sachen Finanzierung wieder geholfen", sagt Isabell Schellinger.

Später, mittlerweile in Göttingen, hat Uwe Ratz mit einer Arbeitsgruppe begonnen, die Forschung noch weiter zu treiben. "Das hat sich gut angeboten, ich habe weiterhin in Erlangen studiert, aber in Göttingen gearbeitet. Um die Organisation hat sich Erlangen gekümmert."

Vermarktung über Unternehmen

Um ihr Patent zu vermarkten, hat sich Isabel Schellinger an Unternehmer gewendet. "2017 kam dann die Anfrage von Forbes. Das war total surreal. Man wundert sich, wie die auf mich aufmerksam geworden sind." Die Entscheidung fällt an einem Montag im Januar 2018 in London, doch für großes Feiern war keine Zeit: Am Tag danach musste Isabell Schellinger in Erlangen ihre Promotion verteidigen. "Das waren die zwei stressigsten Tage meines Lebens. Die Forbes-Feier mussten wir früh verlassen, um zurück nach Deutschland zu fliegen. Aber hier hat sich der Kreis dann geschlossen: Ohne die Promotion in Erlangen, wäre auch der Erfolg bei Forbes nicht möglich gewesen."

Aktuell arbeitet Dr. Isabell Schellinger im Labor der Universität Göttingen an der Erforschung von Gefäßalterung. In ein paar Wochen wird sie 30 Jahre alt. Der Geburtstag wird in Erlangen gefeiert, denn: "Ich liebe es nach Hause zu kommen."

1 Kommentar