Mit dem Handy im Erlanger Theater

ERLANGEN - Der Countdown läuft. Der Weltuntergang naht — oder doch nicht: Bei "Reset:Earth" in der "Garage" kann zumindest das Erlanger Publikum bei einer "interaktiven Game Show zur Rettung der Welt" mitspielen.

Darauf haben wir schon lange im Theater gewartet. Endlich einmal nicht eine fiese Stimme, die auffordert, das Handy auszuschalten. Statt dessen ein WLan-Zugang und ein netter junger Mann, der alle Smartphones sehen möchte und auffordert, sich einzuloggen. Bei der Uraufführung von "Reset:Earth", der "interaktiven Game Show zur Rettung der Welt", ist vieles anders als bei einem normalen Theaterabend.

Mit einer konventionellen Stadttheater-Inszenierung hat diese gute Stunde nicht viel gemein. Statt dessen wird das Publikum Teil einer kleinen, gutgemeinten Belehrungseinheit rund ums Thema Klimawandel und Umweltschutz. Die Ausgangslage: Außerirdische übertragen live von der Erde eine TV-Show, in der Fragen wie "Soll weltweit ausschließlich regionales und saisonales Obst und Gemüse verkauft werden dürfen" per Handy beantwortet werden müssen. Dafür gibt es dann Abzüge oder Gewinne auf der großen Punktetafel im Hintergrund. Denn das intergalaktische Guthaben der Erde ist bald aufgebraucht. Es geht ums Überleben. Witzig und engagiert wird dieses Spiel um alles oder nichts von den Schauspielern Alissa Snagowski und Charles P. Campbell auf die Bühne gebracht.

Doch erfährt/erlebt/fühlt man hier mit Mitteln des Theaters irgend etwas Neues? 99,9 Prozent der Menschen, die sich an so einen Ort begeben, wohl kaum. Oder glaubt das Theatermacher-Kollektiv aus Berlin tatsächlich, dass es eine Überraschung sei, dass nicht jede gut gemeinte Spontan-Antwort ausschließlich positive Auswirkungen haben kann? Hilfe, Berichte über Hungersnöte aufgrund des per Handy beschlossenen Verbots von nichtregionalem Obst und Gemüse in den "Breaking News"! Zum Glück darf man zum Finale noch irgendwelche Vorschläge zur Klima-Rettung in den Raum schreien.

Immerhin: Langweilig ist das Stück, das von den Gewinnern des Regienachwuchswettbewerbs des Theaters zum Thema "Klima" entwickelt wurde, nicht. Dennoch bleibt das Gefühl, eher in eine pfiffige Info-Stunde für die Mittelstufe geraten zu sein. Als zum Schlussapplaus die vielköpfige "Komplexbrigade" auf der Bühne steht, staunt man: So viele Mitwirkende — und so wenig Ideen.

Weitere Vorstellungen in der "Garage": 29. September, 6., 7., 18. Oktober sowie 17. und 18. November. 

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