Mit weißen Taschentüchern den Berg beerdigt

3.6.2015, 06:00 Uhr
Mit weißen Taschentüchern den Berg beerdigt

© Klaus-Dieter Schreiter

Für den Oberbürgermeister war es erst die zweite Beerdigung vom letzten Fass Bier, darum bekam er von Festwirt Thomas Fischer tief drinnen im Keller noch umfangreiche Regieanweisungen für die letzten Minuten auf dem Berg, während draußen vor dem Keller im größten Gedränge Innenminister Joachim Herrmann, Ex-Siemens-Chef Heinrich von Pierer, Unternehmer und HCE-Sponsor Richard Heindl und andere Erlanger Honoratioren ihre letzte Maß tranken.

Pünktlich um 23 Uhr trat Florian Janik auf die Bühne, rief in die Menge: „Wollt ihr Verlängerung?“ Die Antwort aus den vielen durstigen Kehlen war klar und deutlich: „Jaaa!“, während schon die Festwirte vom Erich-Keller und ihre Helfer mit Spaten, Pickel, Zapfzeug und dem letzten Fass Bier durch die Menschenmenge hinauf auf den Keller zogen. „Blutwurst und Sauerkraut“ frei nach „God save the Queen“ wurde gesungen und getanzt, und unter den Augen der traurigen Menschen ein tiefes Grab ausgehoben. Dabei ließen sich die Arbeiter recht viel Zeit und benetzten die Kehlen immer wieder mit Gerstensaft, weil es ziemlich trocken war in der lauen Nacht.

Als das Loch dann endlich fertig war, wurde das Fass hineingelegt und mit dem Bier begossen, das nicht mehr in die Kehlen passte. Währenddessen lief die Band „Pedro“ noch einmal zu Höchstform auf, heizte mit den Liedern „Highway to Hell“ und dem absoluten Berghit „Tage wie diese“ dem bierlaunigen Publikum so richtig ein. Es sind immer wieder dieselben Songs, die so kurz vorm Bergende gespielt werden, die echten Bergfans erwarten das so. Auch Oberbürgermeister Florian Janik und seiner Sylvia gefiel das, sie hüpften auf der Bühne umher, küssten sich, winkten in die Menschenmenge. Und als die Band aufhören wollte, befahl der Oberbürgermeister noch weitere Lieder, so dass die halbe Stunde Verlängerung zu einer Dreiviertelstunde wurde.

Dann aber kam das obligatorische „Lili Marleen“, alle vier Strophen natürlich. Bei diesem Höhepunkt der Zeremonie lagen sich die Menschen traurig in den Armen, weinten, winkten mit weißen Taschentüchern, bis das Licht endlich ausging. Auf der Bühne feierten Wirte, Helfer, Oberbürgermeister und Band den großen Erfolg der 260. Bergkirchweih noch ein wenig weiter, stießen auf die 261. Bergkirchweih an, die ja schon am 12. Mai nächsten Jahres, also in nur 344 Tagen, beginnt.

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