Moderne Kanaldeckel in Erlangen

12.4.2018, 15:00 Uhr
Moderne Kanaldeckel in Erlangen

© Klaus-Dieter Schreiter

Wenn die drei in der Goethestraße in einer Nachtaktion eingebauten Schächte das halten was versprochen wird, dann sollen solche auch andernorts eingebaut werden.

Es ist eine Stunde vor Mitternacht. Gelbe Maschinen haben sich an der Kreuzung Goethe- / Paulistraße positioniert. In auffälligem Gelb gekleidete Männer werden aktiv, leuchten die Kreuzung aus, fahren ein Ungetüm mit einem riesigen Bohrer daran über einen Schachtdeckel der Kanalisation. Dann hebt sich das Ungetüm, drückt den Bohrer in den Asphalt, es staubt und knirscht.

20 Minuten geht das so, dann kommt ein Arbeiter mit einem Presslufthammer, und schon liegt der alte, klappernde Schachtring frei, wird zerteilt und entsorgt. Sorgfältig fegen die Männer das Loch um den Kanalschacht sauber, und noch während sie reinigen, kommt eine Maschine angefahren, hat einen neuen Schachtrahmen fest im Griff und setzt ihn auf das Loch.

Der Rahmen ist konisch geformt, läuft genau wie das gebohrte Loch nach unten spitz zu. Genau das ist der Trick bei der Sache: Wenn der Gully durch ein Auto belastet wird, wirken die Kräfte nicht senkrecht nach unten und zermalmen nicht irgendwann den Mörtel, mit dem der Schachtrahmen fest gemauert ist. Die Kräfte gehen durch die konische Form zu 80 Prozent in die Seite, in den Straßenbelag. Dadurch halten die Rahmen wesentlich länger – sacken nicht ab und fangen nicht an zu klappern. Die Fachleute der Münchener Firma Haenlein haben solche Schachtrahmen bereits 10 000 Mal eingebaut.

Sie richten den Rahmen, der zunächst noch an einer Spezialkonstruktion über dem Kanalloch hängt, mit der Straßenoberfläche aus, gießen dann einen Spezialmörtel zwischen Rahmen, Kanalschacht und Straßenbelag. Der ist so flüssig, dass er jeden Hohlraum ausfüllt, und wird innerhalb weniger Minuten fest.

Anschließend wird noch ein 150 Grad heißer Spezialasphalt als Deckschicht drüber gegossen. Auch der wird in kurzer Zeit hart. Dann wird ein neuer gusseiserner Schachtdeckel herbeigerollt, auf das Loch gesetzt und verschraubt – fertig. Jetzt können die schweren Busse drüber rollen. Das ganze dauert eine Stunde.

"Es ist beeindruckend", staunt Katharine Armbruster vom Entwässerungsbetrieb der Stadt, die die nächtlichen Arbeiten der Münchener Spezialisten beobachtet. Mit dabei ist auch der Chef der Münchener Spezialfirma, Claus-Dieter Haenlein. 3600 Euro netto, sagt er, koste der komplette Einbau eines neuen Gullys mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern.

Der kleinere, 62,5 Zentimeter große, kostet die Hälfte. Man sieht ihm an, wie stolz er auf die Arbeit ist, die sein Trupp gerade leistet. Den gesamten Mittleren Ring in München, strahlt er, habe seine Firma bereits mit solchen Gullys ausgerüstet. Auch in Nürnberg und Fürth hat er sie schon eingebaut.

Zwar seien diese Gullys teurer als die herkömmlichen, aber bei den alten sei viel Wartungsarbeit notwendig, sagt Katharine Armbruster. Für die drei jetzt eingebauten gibt Claus-Dieter Haenlein immerhin eine Garantie von fünf Jahren. Darum, so Armbrüster, würde sich der Einbau dieser neuen Gullys lohnen.

Außerdem würden die Anwohner von Straßen wie die Goethestraße, auf denen schwere Fahrzeuge unterwegs sind, nicht mehr durch das Klappern der Gullys gestört. Wenn sich die drei an der Kreuzung Goethe- /Paulistraße eingebauten Gullys bewähren, soll auch in anderen Straßen ausgetauscht werden.

 

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