Möhrendorf: Vom Zapfhahn ins Bürgermeisteramt

8.8.2014, 17:17 Uhr
Möhrendorf: Vom  Zapfhahn ins Bürgermeisteramt

© Foto: Mark Johnston

Auch wenn er nicht die Treppe von oben herunter kommen würde: Es ist ein Hüne, der den Gast begrüßt, zugewandt, offen, freundlich. Und er eilt mit großen Schritten voraus in sein Büro. „Man muss erst einmal in der Verwaltung ankommen“, bilanziert er die vergangenen 100 Tage.

Schließlich war Fischer Zeit seines Berufslebens die Selbstständigkeit gewöhnt, zuerst als Innenarchitekt, danach als Gastronom. „Jetzt in der Verwaltung tätig zu sein, ist eine neue Erfahrung; aber es gefällt mir“ lacht der 40-Jährige.

Ganz neu ist er ja nicht in der Kommunalpolitik. 2007 war er gefragt worden, ob er nicht für die CSU mitmischen wolle. So kam er 2008 in den Gemeinderat und wurde Fraktionssprecher der Christsozialen. „Wenn ich wo lebe, ist es mir wichtig, mein Umfeld mitzugestalten“, sagt er und bekennt, dass er die Haltung des Mitmachens auch an Bürger weitertragen will. Deshalb hat er die Informationsveranstaltung Ende Juli zum Schleusenneubau bei Erlangen, die das Wasser- und Schifffahrtsamt eigentlich nur für den Gemeinderat halten wollte, zur öffentlichen Bürgerinformation umgewidmet.

Das sei ihm wichtig, erklärt der Jung-Bürgermeister; denn mit dem Anspruch, engen Kontakt zu den Bürgern zu halten und die Kommunikation zu verbessern sei er ja zur Wahl angetreten. Klar sei es bisweilen anstrengend und zeitaufwendig, mit den Bürgern über ihre Anliegen zu reden. Doch Fischer will überzeugen. Die Redegabe dazu hat er.

Braucht er auch, betont der Bürgermeister, denn ihm fehle ja im Gemeinderat die Hausmacht. Die CSU verfüge nicht über eine Mehrheit, also müssten ständig die Sachargumente plausibel sein, um Mehrheiten für einen Beschluss zu finden. Möglichst breiten Konsens im Sinn der Bürger herzustellen sei ihm ein Anliegen. Es freut ihn, dass er hierfür schon eine positive Rückmeldung von verschiedenen Gemeinderäten erhalten hat. „Ich bin immer darauf angewiesen, die Gemeinderäte zu überzeugen. Das geht nur, wenn ich sie offen und gut informiere“, ist er sich sicher.

Neue große Themen anzupacken hat Thomas Fischer bislang noch keine Gelegenheit gehabt, weil er als Bürgermeister in „laufende Projekte geworfen“ worden ist, wie etwa die Grundschulerweiterung. Eins rechnet er sich aber auch ein wenig als Erfolg an: Möhrendorf habe sich noch in der alten Legislaturperiode auf seine Anregung hin für die Breitbandförderung angemeldet. Jetzt gebe es die Zusage, dass die Telekom die Ortsnetze sowohl in Möhrendorf als auch in Kleinseebach eigenwirtschaftlich ausbauen wird. Die Gemeinde müsse also nichts zuzahlen, frohlockt er.

Dass er positiv denkt, ist nicht zuletzt daran abzulesen, dass er bis dato „keine Enttäuschung“ erlebt hat. Das Klima im Gemeinderat hält er für gut und auch von den Mitarbeitern in der Verwaltung ist er in Sachen Kompetenz und Offenheit angetan.

Vereinszentrum im Visier

Freilich werden sich über die Zeit hinweg Änderungen ergeben, weiß Thomas Fischer. Doch das gehe nur, wenn man die Mitarbeiter mitnehme. Sachlich habe die Gemeinde in den nächsten Jahren große Aufgaben zu meistern. Doch will er nichts überstürzen. Etwa beim Bau eines Vereinszentrums, der als spiegelbildlicher Anbau an die ASV-Halle denkbar ist. Erst einmal wolle er im Gespräch mit den Vereinen deren Bedürfnisse abfragen, ehe der Gemeinderat über diese Frage reden und entscheiden werde. Auch ein Raum für die Jugend könnte da mitgeplant werden.

Nicht minder bedeutsam ist es für den Bürgermeister, die Infrastruktur von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung auf den Prüfstand zu heben. Wo nötig, müsse eine Sanierung angeschoben werden. Bei alldem „müssen wir geordnet und strukturiert vorgehen“, unterstreicht er. Das gilt auch für die Überlegungen, gemeinsam mit der Nachbarkommune Bubenreuth ein Gewerbegebiet auszuweisen. Dazu könnte seine Idee beitragen, im Herbst zu einem Unternehmerstammtisch einzuladen.

So könnte sich eins zum andern fügen, hofft der zweifache Vater. Viel zu arbeiten ist ihm kein Problem — auch „weil meine Frau hinter mir steht“ . Nur Früchte muss es tragen.

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