Möhrendorfer sehen neuen Flüchtlingen gelassen entgegen

21.8.2015, 12:00 Uhr
Möhrendorfer sehen neuen Flüchtlingen gelassen entgegen

© Fotos: Dieter Köchel

Bürgermeister Thomas Fischer (CSU) und Landratsstellvertreter Christian Pech (SPD) gelang es, die ohnehin positive Grundstimmung unter den Bürgern zu verstärken. Schon seit beinahe drei Jahren halten sich in Möhrendorf im Schützenhof Flüchtlinge auf — und sind unauffällig. Das bestätigt auch Ludwig Weinkam, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Erlangen-Land. Keinen einzigen Einsatz im Zusammenhang mit den Asylbewerbern habe es gegeben.

Von Anfangs 21 sei die Zahl der Asylsuchenden im Hotel Schützenhof inzwischen auf 38 gewachsen, erzählte der Bürgermeister. In der Hauptstraße und im Meisenweg würden künftig jeweils 31 Menschen eine vorübergehende Bleibe finden. Dabei sei in Möhrendorf keine Erstaufnahmeunterkunft geplant; vielmehr kommen hier Menschen unter, die einen Asylantrag gestellt haben und auf den Bescheid warten.

„Ich bin froh, dass die Flüchtlinge dezentral untergebracht sind, sich auf verschiedene Häuser verteilen“, erklärte das Gemeindeoberhaupt. Das verhindere eine Ghettobildung. Die Zahl 100 klinge im ersten Augenblick nach sehr viel. „Gemessen an unserer Einwohnerzahl von fast 4700 Bürgern, ist das aber eine geringe Menge, die wir versuchen sollten mit zu integrieren“, ermunterte Fischer.

Vizelandrat Christian Pech stellte klar, dass „wir Kommunen die ankommenden Flüchtlinge aufnehmen müssen“. Derzeit seien im Landkreis Erlangen-Höchstadt rund 700 Flüchtlinge untergebracht. Die Zahl werde jedoch bis zum Jahresende weiter steigen. Deshalb sei der Landkreis heilfroh, wenn Bürger Wohnungen als Flüchtlingsherbergen anböten.

Klar sei, dass es immer Ängste gebe, ebenso klar sei jedoch, dass sich diese Ängste bisher stets zerstreut hätten. „Wenn es mal Probleme gibt, wenden Sie sich an uns oder an die Gemeinde. Im allgemeinen lassen sich die Probleme im Gespräch schnell lösen“, versicherte der Kreispolitiker, vielfach auch dank des Engagements der ehrenamtlichen Helfer. Für die gab es nicht nur Lob von Behörden und Politikern, sondern auch einen kräftigen Applaus im Saal.

Ein ehrenamtlich tätiger Deutschlehrer sagte, ihm liege viel daran, dass die Flüchtlinge Deutsch lernen. „Das ist doch der Schlüssel zur Integration. Wie ist der Anspruch auf Unterricht?“ Es stellte sich heraus, dass Asylbewerber, die noch nicht anerkannt sind, nur einmal pro Woche Anspruch auf Deutschunterricht haben. Dagegen können und müssen Asylsuchende, die Bleiberecht haben, im Rahmen eines Integrationskurses für eineinhalb Jahre täglich Deutschunterricht genießen.

Die Fragen der Bürger an die Behörden kreisten um diverse Hilfsangebote für die Asylsuchenden. Ob es den Fahrrad- und Verkehrsunterricht gebe? Immerhin für 90 Flüchtlinge, die untergebracht werden, gibt es einen Hausmeister. Für 180 Asylsuchende ist eine Vollzeitstelle eines Sozialpädagogen vorgesehen. Welche Dinge werden benötigt? Dürfen Flüchtlinge arbeiten? Sie dürfen, wenn sie mindestens drei Monate da sind — aber nur bei öffentlichen Trägern.

Wen soll man ansprechen, wenn man helfen will? Hierzu lädt die Gemeinde Möhrendorf am Mittwoch, 16. September, um 19 Uhr im Rathaus zu einem Helferkreis-Treffen ein. Da sei jeder willkommen. Anke Liebau, die in den vergangenen Jahren schon in der Flüchtlingshilfe engagiert war, betonte, man brauche Geduld und Offenheit. Sie habe dabei „viel gelernt und viel Freundlichkeit erfahren“.

„Ich finde es toll, wie transparent das hier abläuft; und die positive Einstellung der Bevölkerung freut mich als Neubürgerin“, fand eine aus Hessen zugezogene Frau, das passende Schlusswort zu einer sehr entspannten und gelassenen Diskussion.

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