Nach der Reformation das Kloster geschleift

29.10.2017, 15:00 Uhr
Nach der Reformation das Kloster geschleift

© Foto. Klaus-Dieter Schreiter

"Frauenauarch ist nicht einfach nur ein Dorf, und ohne Frauenaurach würde es Erlangen gar nicht geben", sagt Museumsleiterin Jutta Triantafyllidis. Die Thesen Martin Luthers, in denen er die Missstände in der damaligen Kirche anprangerte, fielen auch in Frauenaurach auf fruchtbaren Boden. Die Veränderungen durch die Reformation, die sich über ganz Europa ausbreitete, bekam Frauenaurach von 1525 bis in die Gegenwart mehrmals zu spüren. Das haben die Frauenauracher Museumsmacher anschaulich und eindrucksvoll dargestellt.

So wurde das Dominikanerinnen-Kloster 1550 aufgelöst und in einen markgräflichen, protestantischen Amtssitz umgewandelt. 1553 fand eine Brandschatzung der gesamten Klosteranlage statt. Das war eine Vergeltungsmaßnahme der Reichsstadt Nürnberg, die den Amtssitz des Markgrafen Albrecht Alcibiades zerstören wollte. Zwischen 1558 und 1616 wurde die Klosterkirche zwar wieder aufgebaut und ein Schloss errichtet, doch dann begann der Dreißigjährige Krieg mit dem aus der Geschichte bekannten "Prager Fenstersturz", ausgelöst durch die Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und den katholischen Machthabern im Frühjahr 1618. Man wollte die ungeliebte katholische Herrschaft loswerden.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der markgräfliche Amtssitz Frauenaurach durch marodierende Soldaten ausgeraubt, geplündert und demoliert. Am Ende war alles verwüstet. Niemand überlebte. Alle Menschen waren durch Hunger oder Pest umgekommen.

Glaubensflüchtlinge aus Niederösterreich kamen, und 1670 löste Markgraf Christian Ernst den alten Klostergutshof auf und verteilte ihn an Bauwillige. So kamen viele Handwerker, aber auch Adlige nach Frauenaurach. Das Schloss wurde wieder hergerichtet, und der Ort entwickelte sich schnell weiter. Bis Markgraf Christian Ernst die Hugenotten aufnahm und für sie eine neue Stadt baute, nämlich Christian Erlang. Die gesamte Bauleitung für diese neue Stadt war in Frauenaurach.

Das war Pech für Frauenaurach, denn das Erlanger Schloss war größer und moderner, und darum zog der markgräfliche Hof in die neue Stadt. Bald folgten die Beamten und Adligen, das Sozialgefüge von Frauenaurach veränderte sich, und die Entwicklung war beendet. Der Ort verarmte, und 1858 wurde das Schloss abgerissen. "Diese Geschichte ist in Erlangen einfach untergegangen, davon spricht niemand mehr", sagt Jutta Triantafyllidis mit etwas Wehmut. "Die Geschichte des Ortes empfinde ich immer wieder als tragisch"

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam Frauenaurach wieder zu etwas Wohlstand, es gab Gewerbe und vor allem das Großkraftwerk, und da wurde das einst blühende Dorf wieder interessant und 1972 in den Ort eingemeindet, der durch Frauenaurach erst entstanden war: Erlangen.

Diese ganze Geschichte haben Jutta Triantafyllidis und ihre Mitstreiter, vor allem aber Else Schumacher, zusammengetragen. Seit 1982 haben sie Dokumente gesammelt, sich durch Archive gekämpft. Pläne vom Schloss hatte man auch gesucht, aber nur eine Beschreibung gefunden, und die war im Archiv unter Baiersdorf abgelegt und nur schwer zu finden.

Auch Marianne Kraus habe großen Anteil dran, dass man nun so eindrucksvoll dokumentieren könne, wie sich die Reformation auf Frauenaurach ausgewirkt habe, sagt die Museumsleiterin. Sie selbst wird durch die Ausstellung führen und die geschichtlichen Hintergründe erläutern, die in den Vitrinen dokumentiert sind.

ZDie Ausstellung ist noch bis zum 5. November im Amtshausschüpfla (Brauhofgasse 2) zu sehen und täglich, außer montags, von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

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