Naturschützer alarmiert von Abgaswerten in Erlangen

13.11.2018, 06:00 Uhr
Naturschützer alarmiert von Abgaswerten in Erlangen

© Harald Sippel

Die Erlanger Kreisgruppe des Bund Naturschutz hat im Zeitraum vom 8. Juli bis 9. August 2018 eine "fünfwöchige Langzeitmessung" der Stickoxid-Konzentration (NO2) in der Innenstadt durchgeführt. Dabei wurde in der Pfarrstraße (Kreuzung Schulstraße) ein Wert von 41 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (μg/m³) festgestellt.

Der aktuelle EU-Grenzwert für NO2 liegt bei 40 μg/m³ im Jahresmittel. Die Messung mit Sammler-Röhrchen in etwa drei Metern Höhe hat nun Rainer Hartmann, stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Erlangen, alarmiert: "Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Für die Pfarrstraße ist aktuell nur ein indirektes Eingreifen in die Verkehrsführung vorgesehen, um den Durchgangsverkehr zu verringern. Da hier jedoch die höchste Belastung gemessen und berechnet wurde, müssen hier zusätzlich weitere Maßnahmen im Verkehrsentwicklungsplan umgehend geplant werden", so Hartmann. Der Bund Naturschutz ergänzt: "Sonst drohen womöglich Fahrverbote."

Indirekt kritisiert wird vom Bund Naturschutz auch die Messpraxis in der Stadt. "Die Konzentrationen für den Innenstadtbereich werden nur berechnet. Die Stadt Erlangen beauftragte das Ingenieurbüro Lohmeyer/Karlsruhe (IB Lohmeyer), NO2-Immissionen für verschiedene Straßenabschnitte zu berechnen. Insbesondere die Pfarrstraße überschreitet mit 57 μg/m³ deutlich den Grenzwert für das jährliche Mittel von 40 μg/m³ Luft. Beim steigenden Verkehrsaufkommen ist mit einer Zunahme um weitere 5 μg/m³ bis 2020 zu rechnen", heißt es in einer Pressemitteilung. Der BN ergänzt: "In Erlangen wird die Stickoxid-Konzentration mit einer offiziellen Messstation lediglich in der Kraepelinstraße gemessen. Da in der Reuth nur eine sehr geringe lokale Verkehrsbelastung herrscht, handelt es sich um eine Messstation für den vorstädtischen Raum."

Für Reiner Lennemann, Leiter des Amts für Umweltschutz und Energiefragen, sind dies alles Probleme, die die Stadt längst erkannt hat. "Aufgrund unserer Berechnungen hat das Stadtplanungsamt mehrere Szenarien entwickelt, die diesem Problem entgegensteuern." Der Verkehrsentwicklungsplan hält — wie mehrfach berichtet — verschiedene Lösungsansätze für die Probleme parat. Beispielsweise eine laut ersten Berechnungen sehr vielversprechende Maßnahme: Eine Einbahnstraßenregelung in der Neuen Straße Richtung Osten. So würde sich der Verkehr dort entlasten, die Zahl der Fahrzeuge pro Tag halbieren. Der Durchgangsverkehr könnte verringert werden, und zudem sollen Pendler animiert werden, auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Wie und wann es aber nun weitergeht, muss erst noch der Stadtrat entscheiden. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", erklärt Bau- und Planungsreferent Josef Weber. "Wird der Beschluss gefasst, können wir diesen schnell umsetzen."

Zudem ergänzt Lennemann, dass die Zuständigkeit für Messstellen beim Landesamt für Umweltschutz liegt. Dass die einzige Messtation für Luftverschmutzung Erlangens sich jenseits der Innenstadt befinde, habe zudem einen einfachen Grund:

"Hier wird nicht die Verkehrsemission, sondern die Feinstaub- und Ozon-Werte festgestellt. Diese sind am Rand der Stadt nämlich sogar höher."

19 Kommentare