Neues Projekt: Stadt Erlangen will Wohnungsnot lindern

25.9.2016, 06:00 Uhr
Neues Projekt: Stadt Erlangen will Wohnungsnot lindern

© Harald Sippel

"Da stecken Schicksale dahinter", sagt Oberbürgermeister Florian Janik. Eine Familie mit vier Kindern etwa, die in drei Zimmern untergebracht ist und ein bisschen mehr Platz bräuchte. Oder eine alleinerziehende Frau mit einem kleinen Kind, die ihre Wohnung verloren hat, jetzt bei Bekannten schläft und keine neue eigene Bleibe findet.

Die Stadt, erklärt der Oberbürgermeister, könne oft nicht helfen. Sie müsse zurzeit zu viele Bürger, die um Hilfe bitten, vertrösten. "In einem halben Jahr oder in einem Jahr haben wir vielleicht etwas für sie", laute die Antwort des Sozialamtes - die Antwort, die das Sozialamt eben geben muss.

Das Konzept: Nachverdichtung und Neubauten

1700 Wohnungsanträge liegen der Stadt vor, und bei der Gewobau, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft, haben sich noch einmal 2000 Menschen gemeldet, die dringend eine Wohnung suchen.

Florian Janik ist bei den OB-Wahlen im Jahr 2014 angetreten, diese schlimme Situation zu ändern. Er will zusammen mit der Gewobau neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen - mit Nachverdichtung, mit Neubauten, mit der Ausweisung neuer Wohngebiete. "Nur ein Maßnahmenbündel aus neu geschaffenen Wohnraum im innerstädtischen Bereich, Bauen im Bestand und der flankierenden Ausweisung von Neubaugebieten kann die Wohnungsnot in Erlangen lindern", betont Oberbürgermeister Florian Janik.

In der Elisabethstraße am Waldsportpark gibt es inzwischen schon 230 neue Wohnungen. Weitere Projekte laufen. In der Brüxer Straße entstehen bis Mai 2017 zum Beispiel 160 Wohnungen. In der Housing Area beginnen gerade die Sanierungen und Vorbereitungen für die Aufstockungen, durch die bis zu 450 weitere Wohnungen entstehen sollen. Das Vorhaben, in der Paul-Gordan-Straße nachzuverdichten, ist am Widerstand der dortigen Bürger gescheitert. Auch in andern Gebieten gibt es Proteste gegen Baumaßnahmen.

Wohnungsnot war schon vor den Flüchtlingen da

Jetzt ist der Oberbürgermeister zusammen mit Gernot Küchler, dem Geschäftsführer der Gewobau, an die Öffentlichkeit getreten mit dem Projekt "Fair Wohnen in Erlangen 2022". Dabei - so erklärt Küchler - gehe es um mehr als neuen Wohnraum zu schaffen. "Unser Motto 'Fair Wohnen in Erlangen" umfasst auch einen fairen Umgang miteinander, den die Gewobau durch eine frühzeitige Informationspolitik, einer Beteiligung der Mieter sowie einer guten und lebenswerten Gestaltung des Wohnumfeldes sicherstellt.“

Der Wunsch, einen Interessensausgleich zu schaffen, steht hinter dem neuen Vorstoß - Partikularinteresse und Allgemeinwohlinteresse soweit wie möglich in Einklang zu bringen. Einen Weg zu finden, zwischen den Wünschen von Mietern, in deren Gebiet neue Wohnungen entstehen, in denen nachverdichtet wird, und denjenigen, die auf der Antragsliste des Sozialamtes und der Gewobau stehen und dringend eine Wohnung suchen.

800 Wohnungen allein in Büchenbach saniert

Was heißt aber "Beteiligung der Mieter" konkret? Gemeint sind etwa Mieterbefragungen und die Einrichtung eines Runden Tisches zur Gestaltung des Wohnumfeldes. "Dass aber gebaut werden muss, das ist klar" , betont der Oberbürgermeister genauso. Man könne über "Anpassungen" und "Optimierungen" reden, und falls die Anzahl der geplanten Wohnungen den Bestandsmietern zu hoch erscheine, vielleicht auch ein "bisschen weniger bauen", sagt Janik. Aber dennoch: Bei der aktuellen Wohnungsnot müsse gebaut werden. Der Oberbürgermeister sieht sich auch als Anwalt der vielen, die sich nicht lautstark und effektiv artikulieren können. Und er fügt explizit hinzu: Die Wohnungsnot habe es schon gegeben, bevor Flüchtlinge nach Erlangen gekommen seien.

Das jüngste Projekt wird in Büchenbach im Wohngebiet Würzburger Ring/Bamberger Straße Odenwaldallee geplant. 800 Wohnungen werden dort 2017 und 2018 energetisch saniert werden. Eine zusätzliche finanzielle Belastung ist nicht vorgesehen. Die Sanierung senke die Betriebskosten, so Küchler, und damit werde eine maximaler Erhöhung der Mieten um 0,5 Euro pro m2 wieder aufgefangen.

Gleichzeitig soll ein Neubau mit weiteren 180 Wohneinheiten entstehen. Der Mietermix in dem geplanten Gebäude soll heterogen sein. "Eine Senioren-WG oder Gemeinschaftsräume sind hier gut vorstellbar", sagt Gernot Küchler.

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