Neunkirchen: Rosenkranz ist bei Katholiken wieder modern

12.10.2018, 15:00 Uhr
Neunkirchen: Rosenkranz ist bei Katholiken wieder modern

© Petra Malbrich

Einen Rosenkranz gibt es selbst als Schmuckarmband bei bekannten Modeketten zu kaufen. Das ist für viele Gläubige keineswegs abwegig, sehen sie doch darin eine gute Möglichkeit, sich im Alltag mit dem Rosenkranz ihrer christlichen Überzeugung bewusst zu werden.

"Das meditative Beten des Rosenkranzes kann gerade den Menschen unserer Tage gut tun. Durch die Wiederholung und das betrachtende Beten können sich unverarbeitete Ereignisse und innere Bilder im Unterbewusstsein lösen und Gott hingehalten werden. In schweren Lebenssituationen vermag die Perlenschnur der einzige Halt sein, der trägt, wenn eigene Worte fehlen", betont Regionaldekan Martin Emge.

Ähnlich empfindet der Neunkirchener Pfarrer Joachim Cibura die Wirkung des Rosenkranzes: "Viele Menschen suchen heute innere Einkehr und über die Meditation eine Gelegenheit, bei der sie abschalten können. Der Rosenkranz kann bei all dem hilfreich sein." Es gehe nicht um ein Herunterbeten, sondern darum, "sich dem Takt des Gebets zu überlassen".

Aus einer großen Not heraus war der Oktober zum Rosenkranzmonat geworden. Dass zu Kriegszeiten das eine oder andere Stoßgebet in den Himmel geschickt werde, sei nachvollziehbar, so Cibura. Und so sei aus einem Krieg heraus auch für Friedenszeiten ein festes Gebet für den Monat Oktober festgelegt worden: das Rosenkranzgebet.

Grund dafür war die Schlacht von Lepanto. Eine christliche Flotte besiegte bei dieser berühmten Schlacht die als unbesiegbar geltenden osmanischen Schiffe. Dies wurde der Fürsprache der Gottesmutter zugeschrieben, weil Rosenkranz-Bruderschaften um den Sieg gebetet hatten. "Papst Pius VI. ordnete daraufhin für den Jahrestag, den 7. Oktober 1572, ein Marienfest an", erklärt Bistumssprecher Harry Luck.

Der Nachfolger von Papst Pius VI., Gregor XIII., gestattete am ersten Sonntag im Oktober ein "Fest des heiligen Rosenkranzes" für alle Kirchen mit Rosenkranzaltar. 1716 wurde dieses Fest auf alle Kirchen ausgedehnt. Pius X. verlegte es zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder auf den ursprünglichen Termin. Im aktuellen liturgischen Kalender wird am 7. Oktober der "Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz" begangen.

Ausgehend von diesem Fest führte Papst Leo XIII. den Rosenkranzmonat ein, indem er die Gläubigen zum täglichen Rosenkranzgebet aufforderte, wie Luck erläutert. Doch wird der Rosenkranz tatsächlich noch täglich und vor allem im Oktober gebetet oder sind es nur noch ein paar ältere Menschen, die mit der Kette und den verschiedenen Perlenanordnungen in den Händen beten? "In der Kirche beten tatsächlich eher ältere Gläubige auf diese Weise. Aber den Rosenkranz kann man ja nicht nur in der Kirche beten; ich kenne viele Menschen, auch jüngere, die ihn zu Hause beten", so Joachim Cibura.

Generell sei der Rosenkranz für alle Altersstufen geeignet, gerade auch für Jugendliche, ergänzt Regionaldekan Emge. Es komme jedoch darauf an, dass sich die Form des Betens an die Zielgruppen anpasst. Es müsse ja nicht gleich der ganze Rosenkranz gebetet werden. In den Rosenkranzgesätzen wird immer ein Geheimnis eingefügt.

Mehr solcher Initiativen, um Kinder und Jugendliche neu zu gewinnen, wünscht sich der Regionaldekan. Kritikern, die hinter dem Rosenkranzgebet eine zu große Marienverehrung sehen, hält Martin Emge entgegen: "Im Kern ist der Rosenkranz ein ausgesprochenes Jesus-Gebet, weil jedes Ave Maria zentral um die Anrufung des Namens Jesus kreist und ihn mit biblischen Betrachtungspunkten aus seinem Leben verbindet." Das Einfügen des Vaterunsers nach zehn Perlen eines Gesätzes lenke den Blick mit den Worten Jesu zum himmlischen Vater.

Ergänzung durch Lieder

Leider sei das Rosenkranzgebet in jeder Generation neu zu bewerben, weil die Glaubensweitergabe von den Eltern zu ihren Kindern nicht mehr selbstverständlich ist. Es genüge nicht, den Kommunionkindern einen Rosenkranz zu schenken; dazu müsse auch in den Familien gebetet werden. Pfarrer Cibura: "Auch wenn der Rosenkranz nicht für jeden heute die gängige Form ist, so ist er doch ein sehr schönes Gebet und einer der Schätze unserer Gebetstradition."

Aktuell im Rosenkranzmonat kommen zusätzlich monatliche Andachten mit diesem Hintergrund in allen Pfarreien hinzu. Die besondere Gestaltung besteht darin, dass zwischen der Rosenkranzgesätzen Text- oder auch Bildbetrachtungen eingefügt, passende Lieder ausgewählt werden und sogar ein eucharistischer Anbetungsteil oder eine eucharistische Lichterprozession mit Rosenkranzelementen folgen kann. Spezielle Angebote können Lichterrosenkränze sein, bei denen zu jeder Perle eine Kerze entzündet wird. PETRA MALBRICH

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