Pflegeleichtes Glück mit besonderen Vierbeinern

22.9.2016, 11:30 Uhr
Pflegeleichtes Glück mit besonderen Vierbeinern

© Ernst Bayerlein

Die Rasse war auf der Insel bereits nicht mehr existent und wäre beinahe ausgestorben, die Population bestand in Frankreich zu dieser Zeit aus etwa 400 Tieren, als ein Franzose in den 1970er Jahren mit der Nachzucht begann. Schwerpunkte der Zucht sind heute Frankreich, die Niederlande und Deutschland. Nach einer Zählung im Jahr 2006 gab es insgesamt etwa 9500 registrierte Schafe.

In Deutschland wurden 2015 etwa 720 Tiere in einem sogenannten Herdbuch geführt. Dort werden die Tiere aufgenommen, die den strengen Zuchtstandards entsprechen. Die ursprüngliche Farbe der Tiere ist schwarz, die Altböcke entwickeln ein prächtiges schneckenförmiges Gehörn. Sie dürfen eine Widerristhöhe von maximal 49 Zentimetern, die Mutterschafe von 46 Zentimetern erreichen sowie ein Körpergewicht von 14 bis 20 Kilogramm.

Wie aber kamen die Ouessantschafe in das Erlanger Umland? „Nachdem mein Mann vor sechs Jahren in den Ruhestand gegangen ist, suchten wir nach neuen Herausforderungen“, erzählt Apollonia S.; und da bekamen wir die Gelegenheit, ein ausreichend großes Stück Land mit einem Bachlauf und altem Baumbestand zu erwerben. Mit viel Arbeit und der Unterstützung vom Landschaftspflegeverband Mittelfranken renaturierten wir den früheren Acker zu einem Weidegrund, legten Hecken an und pflanzten Bäume.“ Auch fanden Bienenstöcke dort einen neuen Platz.

Aber es fehlte noch etwas: Schafe. Die Entscheidung fiel auf ein kleines, anspruchsloses Schaf mit geringen Futter- und Versorgungsansprüchen: Das französische Ouessantschaf.

Liebe auf den ersten Blick

Die ersten zwei Schafe wurden in Rosenheim bei einem Züchter erworben und dienten dem Kennenlernen. „Es war Liebe auf den ersten Blick, wir sind richtig glücklich mit den kleinen Schafen.“ Ihre Vorteile: Sie sind pflegeleicht und das ganze Jahr auf der Weide, ein kleiner Unterstand reicht völlig, berichtet Helmut S., der wie seine Frau unerkannt bleiben will. In vielen Lehrgängen erwarb das Ehepaar Fachwissen und erprobte es an den Schafen. Der Funke für eine Herdbuchzucht sprang schnell über, die nächsten Schafe wurden von einem erfahrenen Züchter in Brandenburg gekauft. Mittlerweile besteht die Herde aus 15 Schafen einschließlich der eigenen Nachzucht.

Böcke und Auen — so heißen die weiblichen Schafe — werden getrennt gehalten, nur in der kurzen Brunstzeit wird den Auen ein sorgfältig ausgesuchter Zuchtbock zugeführt. Es wird ein genaues Herdbuch geführt. Ziel ist es, durch Zucht eine möglichst ideale Rasse bei der Statur, der Größe, dem Körperbau, der Farbe und bei den Böcken schön gewachsene Hörner zu erreichen.

Einmal im Jahr werden die Schafe mit der Handschere geschoren, die Wolle ist von der Körperseite her fettig, außen aber weich und nach dem waschen und kämmen wird sie versponnen und dann verarbeitet, zum Beispiel zu Strümpfen oder Pullis.

Das Fleisch der Ouessantschafe ist wohlschmeckend und daher sehr begehrt. An das Schlachten von eigenen Tieren denkt das Ehepaar aber nicht. Voll Stolz berichten Helmut und Apollonia S., dass sie im Januar mit vier Schafen bei der Grünen Woche in Berlin ausstellen durften und sich jetzt mit fünf Tieren auf der größten Bayerischen Landwirtschaftsausstellung während des Oktoberfestes in München präsentiert haben. Die Ausstellungen sind dann der Lohn für die Arbeit und jeder Tag bringt Freude, wenn man die schönen kleinen schwarzen Schafe sichtlich gesund über die Weide ziehen sieht.

 

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