Polizei wollte bei Pianist Martello jeden Stunk vermeiden

10.6.2014, 17:35 Uhr
Polizei wollte bei Pianist Martello jeden Stunk vermeiden

© Peter Schulze-Zachau

Offenbar überwältigt von dem Ansturm auf die Bergkirchweih packte der Pianist mit seinem Piano-Anhänger (mit Verstärker – was später wichtig wird) bereits am Nachmittag sein Instrument aus und begann am Fuße des Bergs, an der Essenbacher Brücke, mit seinem Unterhaltungsprogramm. Da er dabei die Straße blockierte, wurde er freundlich an den Rand etwas weiter nördlich verwiesen.

Während viele Bergbesucher auf dem Hin- wie Rückweg von seinen Darbietungen angetan waren, zeigten sich – es war längst nach 22 Uhr – die ersten Anwohner etwas beunruhigt ob der Schaffenskraft des Musikers. Als die Berg-Kapellen längst verstummt waren, griff Martello weiter in die Tasten – und die ersten Anwohner zum Telefon, rustikalere zu Geschirr, das auf die Straße flog.

Die anrückende Polizei und das Ordnungsamt der Stadt Erlangen klärten die Rechtslage – allerdings ohne nachhaltig einzugreifen, „wir wollten jeden Stunk vermeiden“, wie Polizeihauptkommissar Thomas Lachmann, der Leiter der Ermittlungsgruppe, erzählt. Versuche, Martello – es war bereits kurz vor ein Uhr in der Nacht – zur Aufgabe zu bewegen, scheiterten an listigen Zugaben des Musikers, wo immer er stehen blieb.

Auto nicht gefunden

Sein Auto am Großparkplatz, in dem sich seine Ausweispapiere befanden – das Ordnungsamt hatte Anzeige erstattet, die Personalien wurden „fällig“ –, konnte allerdings nicht gefunden werden, weshalb Martello die Polizei-Dienststelle aufsuchen musste. Dort „unterhielt er sich angeregt mit meinen Kollegen“, erinnert sich Lachmann, „es schien, als sei er mit dem von ihm verursachten Aufruhr durchaus nicht unzufrieden, als begrüße er dies als willkommene Werbung.“

 

Als schließlich eine Streife den Wagen gefunden hatte, wurde Martello mit einem Taxi zu seinen Ausweispapieren gefahren, eine bereits vereinbarte Übernachtung mit Polizeihilfe ermöglicht. Da hatte Ordnungsamts-Chefin Marlene Wüstner den Einsatz längst abgehakt – und zeigte sich schon tags darauf eher belustigt denn verärgert. Und Erlangens OB Florian Janik, der sich von dem Vorfall berichten ließ, könnte sich vorstellen, dass Davide Martello zu einem „richtigen“ öffentlichen Konzert zu bewegen ist – „dazu benötigt er dann aber eine Genehmigung.“

Für die Anwohnerin Elke S. aus der Bayreuther Straße hinterlässt der nächtliche Auftritt von Davide Martello allerdings einen schalen Beigeschmack: „Er hat zwar sehr schöne Musik, gemacht“, sagt sie, am Montagmorgen suchte sie jedoch samt Familie das Weite und fuhr an die Ostsee.

Sie hatte in der Sonntagnacht vergebens versucht, Martello zur Aufgabe zu bewegen und an ihn appelliert, den eh etwas genervten Anwohnern wenigsten nach dem „Bergabtrieb“ etwas Ruhe zu gönnen. „Außer dummen Bemerkungen der Umstehenden habe ich aber nichts erreicht“, sagt sie enttäuscht.

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