Prävention gegen sexuelle Gewalt in Erlanger Vereinen

12.1.2018, 13:00 Uhr
Prävention gegen sexuelle Gewalt in Erlanger Vereinen

© Symbolfoto: iStockphoto.com/Nativania

Kinder und Jugendliche sind ihren Trainern oftmals sehr nahe, körperlich, aber auch emotional. Sportvereine sind daher ein Ort, an dem junge Menschen sexueller Gewalt ausgesetzt sein können. Das ergab auch eine aktuelle Studie des Universitätsklinikum Ulm zusammen mit der Deutschen Sporthochschule Köln: Unter 1800 befragten Athleten haben 37 Prozent angegeben, sexualisierte Gewalterfahrungen im Kontext des Sports erfahren zu haben.

Trainer haben Zugriff auf die Körper junger Menschen. Umso wichtiger ist es also, Nachwuchssportler zu schützen. Die Spielvereinigung geht bei diesem Thema voran. "Seit Oktober 2016 haben wir uns damit befasst", sagt der zweite Vorsitzende, Stefan Lenhart. Er war die "treibende Kraft" in dieser Sache, mittlerweile hat sich im Verein ein Team gebildet, das ein Konzept erarbeitet hat.

Geholfen hat dabei der Stadtjugendring. Seit drei Jahren gibt es dort eine Fachstelle, die Vereine und Verbände bei der Erstellung von Schutzkonzepten unterstützt. Sabine Lehmann begleitet diese Stelle. Sie sagt: "Die Spielvereinigung ist ein Vorzeige-Verein. Die Idee ist aber, dass sich baldmöglichst viele andere Vereine auch diesem Thema widmen."

Eigentlich müsse das jeder Verein tun, sagt Lenhart. Es gibt eine fränkische Vereinbarung, die Vereine dazu verpflichtet, Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt im Kinder- und Jugendbereich zu leisten. Trainer müssen ein persönliches Führungszeugnis einreichen, es muss einen Verhaltenskodex und eine Schutzvereinbarung geben. Bei der Spieli haben sie das alles erfüllt. "Wir sind der einzige Verein, der das in dieser Art und Weise macht", sagt Lenhart. Im März wird Sabine Lehmann bei der Spielvereingung zudem Schulungen geben, denn es ist gar nicht so leicht, Täter zu erkennen.

"Man muss überlegen: Wie handeln diese Täter?", sagt Lenhart und beantwortet die Frage gleich selbst: "Sehr schlau, sehr geschickt, sonst würde es auffallen. Auch Frauen gehören dazu, es sind nicht nur Männer." 15 000 Fälle gebe es offiziell jährlich, doch die Dunkelziffer liegt zehnmal höher. "Zu den Tätern zählen meist Trainer, Pfarrer oder Lehrer." In einem Sportverein müsse man deshalb auf bestimmte Signale achten: "Wenn jemand großartige Geschenke macht oder der Trainer mit dem Jugendlichen zu zweit duscht. Es gilt das Vier- bis Sechs-Augen-Prinzip."

Professionelle Unterstützung ist wichtig

Auch müsse man aufpassen, wie man mit einem Verdacht umgeht. Nicht jede Vermutung entspricht der Wahrheit. "Man darf niemanden abstempeln." Junge Mädchen könnten schließlich auch einfach für ihren Trainer schwärmen — ohne dass der Coach etwas anderes als Training im Sinn hat. Die professionelle Unterstützung durch den Stadtjugendring ist der Spielvereinigung deshalb wichtig. Die Führungszeugnisse der Trainer überprüft zum Beispiel nicht der Verein, sondern Sabine Lehmann.

"Bisher ist bei uns kein Verdacht gemeldet worden", sagt Lenhart. Es gibt mit Gudrun Herre eine Vertrauensperson im Verein, an die man sich wenden kann. Auch weisen Plakate und Flyer die Nachwuchssportler darauf hin, was erlaubt ist — und was nicht. In der Hoffnung, dass ein Verein das ist, was er sein soll: Ein sicherer Ort für Kinder und Jugendliche.

Infos unter www.sjr-erlangen.de - Ansprechpartnerin beim Stadtjugendring ist Sabine Lehmann: Tel. (09131) 97 82 726 oder Email an lehmann@sjr-erlangen.de

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