Rotary Club Erlangen Schloss sorgt sich um Guatemala

14.6.2018, 10:00 Uhr
Rotary Club Erlangen Schloss sorgt sich um Guatemala

© Botschaft Guatemala Berlin

Es fing an mit der Spende eines Ultraschallgerätes vor rund zehn Jahren durch Prof. Erich R. Reinhard, das für die Betroffenen einer Schlammkatastrophe bestimmt war. Später wurde in dem Dorf San Miguel Dueñas das Centro Madre Teresa gebaut, das vor allem durch Spenden vom Eltersdorfer Queckenmarkt und vom Rotary Club Erlangen Schloss finanziert wurde. Unterernährte Kinder werden dort betreut.

Es folgte ein Projekt, mit dem der kleine Ort eine Frischwasserversorgung erhielt, und zuletzt wurde auch noch ein Observatorium gebaut um Sterne zu beobachten – und auch um auf den nahen Vulkan "Fuego" zu sehen. Der ist nämlich recht aktiv, spuckt immer wieder Rauch und Asche – ein Schauspiel für die Beobachter.

Für den Erlanger Künstler Dieter Erhard ist die Gegend am Fuße dieses Vulkans das zweite Zuhause, stammt doch seine Ehefrau von dort. Die Familie kennt das häufige Grollen, sie nimmt kaum noch Notiz von den Wolken aus Rauch und Asche, die der Vulkan immer wieder ausspuckt. Auch der Autor konnte das schon miterleben. Als nämlich während seines Besuchs bei Dieter Erhard in San Miguel Dueñas die Erde eines nachts wieder bebte und dunkelrote Lavabrocken den Hang hinunter rollten, war dessen Reaktion nur: "Alles halb so schlimm, das macht der öfter". Dieses Mal ist es allerdings nicht bei einem Grollen und viel Rauch geblieben.

Ein heißer, pyroklastischer Strom, bestehend aus gasreicher Magma, Asche und Gestein, raste mit großer Geschwindigkeit den Hang hinunter und begrub zwei ganze Dörfer unter sich. Filme, die Freunde von Dieter Erhard aufgenommen haben, zeigen diese Katastrophe. Und sie zeigen auch, wie wenig die Menschen die Gefahr erkennen. Bis zum letzten Moment filmten sie die auf sie zukommende heiße Walze, um dann das Weite zu suchen – ein lebensgefährliches Unterfangen.

Die Menschen, die in dem Tal gelebt haben, durch das der pyroklastische Strom sich gewälzt hat, hatten dagegen keine Chance: Vorwarnungen gab es nicht, weil der Vulkan sich nicht angekündigt hatte. Auch Mitglieder der Familie von Erhards Frau sind unter den Opfern.

Die Erlanger Freunde der Guatemalteken bekommen laufend Fotos und Videos geschickt, es besteht enger Kontakt mit der Botschaft in Berlin und mit dem Rotary Club Norte in Guatemala, der versucht zu helfen wo es möglich ist. Sepp Fischer, ein Österreicher, der bei Siemens in Erlangen gearbeitet hat und seit vielen Jahren in Guatemala lebt, ist bei den dortigen Rotariern Ansprechpartner für die Erlanger.

Der derzeitige Präsident des RC Erlangen Schloss, Andreas Magerl, hat darum appelliert: "Der Vulkanausbruch in Guatemala ist eine Katastrophe für die vielen Betroffenen, und dort zu helfen sollte uns eine Verpflichtung sein, zumal der einzige Partnerclub, den wir haben, die traurigen Konsequenzen hautnah miterleben muss".

Innerhalb von einer Woche haben die Erlanger Rotarier 6000 Euro gesammelt und an Sepp Fischer überwiesen. So ist sichergestellt, dass das Geld zu 100 Prozent dort ankommt, wo es benötigt wird.

Auch der Distrikt-Governor Markus A. Denzel hat an die Präsidentinnen und Präsidenten der Clubs im hiesigen Distrikt appelliert zu spenden. "Der Vulkanausbruch fand fast genau dort statt, wo aus unserem Distrikt der RC Erlangen Schloss seit langem mit großartigen Projekten einen gewichtigen Beitrag zum infrastrukturellen Aufbau des Landes und zur Verbesserung des Lebens der dortigen Bevölkerung geleistet hat", schreibt er.

Mit den erhaltenen Mitteln sollen die Rettungsteams notwendige Ausrüstungen für die Bergung der Opfer sowie Materialien erhalten, um chirurgisch und für Verbrennungen gerüstet zu sein. Geld wird unter anderem auch für den Neubau der Schulen und die Wiederherstellung der Wasserversorgung benötigt.

Die Spenden sollen vor allem dort eingesetzt werden, wo die Rotarier bereits Projekte durchführen, aber auch in der sogenannten "Null-Zone" außerhalb der Hänge des Vulkans.

"Die Familien von rund 200 Vermissten haben es nicht aufgegeben, ihre Angehörigen lebend zu finden, die womöglich in den Wald geflüchtet sind", schreibt Sepp Fischer in einem Brief an seine Erlanger Freunde.

Die wollen nun weitere Spenden sammeln und hoffen, dass möglichst viel zusammenkommt, auch um den rund 3000 Obdachlosen wieder ein Dach über den Kopf zu geben.

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