Röttenbach: Abriss im Herbst

22.7.2014, 12:16 Uhr
Röttenbach: Abriss im Herbst

© Giulia Iannicelli

Der Putz bröckelt, die Wandfarbe ist längst vergilbt. Im Dach klafft ein großes Loch. Die besten Zeiten der alten Schule sind längst vorbei, das ehemalige Gasthaus Mehl nebenan ist ähnlich marode.

Jahrelang diskutierte Röttenbach über die Nutzung des Areals. Die alte Schule muss als ältestes Gebäude der Stadt erhalten bleiben, meinten die einen. Weg damit, meinten die anderen. Schließlich einigte sich der Gemeinderat 2012 darauf, beide Häuser abzureißen. Die Gemeinde verkaufte das Grundstück an einen Investor, der wiederum eine Wohnanlage für Senioren errichten wollte.

Dann passierte in den Augen vieler Röttenbacher erst einmal lange Zeit nichts. Die Gerüchteküche begann zu brodeln und wilde Spekulationen tauchten auf: Der Investor finde keine Käufer, es gebe keine Nachfrage an solchen hochwertigen Wohnungen für ältere Menschen.

Darüber kann Bürgermeister Ludwig Wahl nur den Kopf schütteln. „Da ist nichts dran“, sagt er und winkt solche Spekulationen als „unreflektiert“ ab. Im Gegenteil: Im September soll es definitiv losgehen. Dann wird das Areal am Friedhof zur Baustelle und die Häuser werden abgerissen. Im September, spätestens Oktober, 2015 sollen die zwölf Wohnungen bezugsfertig sein.

Ob es schon Käufer gibt, vermag der Bürgermeister nicht zu beantworten. „Meines Wissens ist der Investor noch gar nicht in die Vermarktung getreten“, sagt er. Daran finde sich aber nichts Ungewöhnliches. Dass es Interessenten gibt, davon ist Wahl fest überzeugt: „Wir haben in Röttenbach die gute Ausgangslage, dass es keine Bauplätze mehr gibt.“ Und ständig trudeln bei ihm offenbar Bauanfragen ein.

Barrierefrei bauen

Jetzt muss nur noch das Konzept des Wohnprojekts aufgehen. Das hat sich in der Zwischenzeit auch ganz schön geändert. War ursprünglich noch eine „seniorengerechte“ Wohnanlage geplant, ging man dann lediglich zu „barrierefreien“ Wohnungen über. „Die Wohnungen sind für alle geeignet“, betont der Investor Klaus Wenske.

Verkauft ist bislang noch keine Wohnung. „Wir gehen erst im September in die Vermarktung, die Käufer wollen sich vor dem Kauf vorstellen können, wie die Wohnungen aussehen“, sagt Wenske. Bis dahin sollen die Pläne konkreter vorliegen. Erst wenn Käufer da sind, geht es mit dem Bau los.

Jedenfalls sollen drei Gebäude mit Wohnungen entstehen. Zusätzlich soll die Caritas einen Stützpunkt in der Wohnanlage bekommen. Die Appartments sollen hochwertig werden, mit Terrasse oder Dachterrasse sowie Stellplatz. Der Preis, 2800 Euro pro Quadratmeter, bewegt sich in einem für Röttenbach normalen Preissektor.

Für die Gemeinde ist das Projekt eigentlich längst abgeschlossen: Das Grundstück ist verkauft, die Baupläne sind genehmigt, selbst beim Landratsamt ist das Genehmigungsverfahren schon lange abgeschlossen.

Das ist auch gut so, denn der Standort hatte für einige Diskussion gesorgt, da die beiden historischen, im Verfall begriffenen Häuser abgerissen werden müssen. „Wir geben damit ein Stück Ortsgeschichte ohne Not auf“, hatte etwa Hubert Amon von den Unabhängigen Röttenbachern damals argumentiert, der übrigens auch gegen den Verkauf gestimmt hatte. Außerdem fürchteten einige, es könne mit dem Wunsch, eine freie Sicht auf die Kirche zu schaffen, kollidieren. Doch diese Bedenken räumt Wahl aus: Die Gebäude sollen nicht höher als elf Meter und in der Gesamtfläche (3600 Quadratmeter) kleiner als Schule und Gasthaus werden.

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