S-Bahn evakuiert: Schwerer Zugunfall in Erlangen simuliert

26.6.2016, 15:23 Uhr
Dramatische Szenen spielten sich im Erlanger Burgbergtunnel ab.

© Klaus-Dieter Schreiter Dramatische Szenen spielten sich im Erlanger Burgbergtunnel ab.

Durch einen plötzlichen Stromausfall ist im Burgbergtunnel eine voll besetzte S-Bahn abrupt stecken geblieben. 94 zum Teil schwer verletzte Fahrgäste müssen evakuiert werden. Ein Schreckensszenario, das allerdings nur eine Übung war, die den Namen "Gotthard" hatte. Die Rettung der verletzten, traumatisierten, zum Teil auch im Rollstuhl sitzenden Fahrgäste war ein nicht leichtes Unterfangen in dem zunächst stockdunklen Tunnel.

Die Rettungsmannschaften fuhren ihn von der Bubenreuther Seite an, gingen durch das Nordportal hinein. Zunächst wurden einige weniger verletzte Fahrgäste auf den Rettungsgang gebracht, der durch den Tunnel führt. Andere lagen auf den Gleisen, wurden dort von den Helfern betreut. In den Waggons selbst spielten sich dramatische Szenen ab. Einige der "Schwerverletzten" schrien, andere lagen regungslos im Gang und in der Toilette.

Von der Erlanger Feuerwehr wurden spezielle Geräte für Schienenunfälle heran gebracht. Mit Plattformen und Gleiswagen, die die Helfer auf den Schienen in die Röhre schoben, wurde Rettungsmaterial bis zum Zug gefahren. Auf denselben Wagen wurden die "Verletzten" aus dem Tunnel gebracht. Am Nordportal wurden sie registriert und weiter versorgt.

Versorgung im Feuerwehrhaus

Dort war auch noch eine Schaulustige so unglücklich gestürzt, dass sie sich ein Rohr in den Bauch gerammt hatte. Samt diesem aus dem Bauch ragenden rostigen Teil musste sie den Hang hinunter gebracht werden. Als Betreuungsstelle für die evakuierten Personen diente das Feuerwehrhaus in Bubenreuth. Dort wurde auch ein "Krankenhaus" eingerichtet. Neben der Evakuierung des Zuges und der Rettung und Versorgung der Verletzten waren die Ausleuchtung des Tunnels und die Funk-Kommunikation Übungsschwerpunkte. Dabei sollten auch die für eine Evakuierung eines Personenzuges aus dem 300 Meter langen Burgbergtunnel benötigte Zeit und die tatsächlich benötigten Kapazitäten von Helfern und Einsatzgeräten ausgelotet werden.

Die Vorbereitung der Übung durch einen Stab hat mehrere Monate gedauert. Daran beteiligt waren das BRK, die Erlanger Feuerwehr, das THW, die Bundespolizei sowie die DB Regio und die DB Netz AG. 280 Personen und 41 Fahrzeuge waren im Einsatz. Das BRK stellte allein 77 Kräfte und 25 Rettungsfahrzeuge, darunter auch einen neuen, geländegängigen Kommandowagen.

Das Jugendrotkreuz hatte die "Verletzten" äußerst real präpariert. Weil die Übung in der zwar fertigen, aber noch nicht genutzten neuen östlichen Röhre stattfand, war der Zugverkehr auf der Strecke nicht beeinträchtigt. Wie ein Sprecher der Bahn betonte, sei es auch für sie wichtig zu wissen, dass bei einem solchen nicht auszuschließenden Unglück alles reibungslos funktioniere. Das Unternehmen hatte darum extra ein Kamerateam dabei. Eine Auswertung der Übung, die von mehreren Dutzend Beobachtern begleitet wurde, soll in den nächsten Tagen erfolgen.

Keine Kommentare