Sanierung nötig: Götter verlassen das Erlanger Schloss

1.7.2015, 12:00 Uhr
Sanierung nötig: Götter verlassen das Erlanger Schloss

© Harald Sippel

Der schwerste Brocken kam zuletzt. 1000 Kilogramm wiegt die Steinfigur, die der Kran auf der Westseite des Schlosses vom Dach herunterhievt. Sehr kriegerisch sieht der römische Kriegsgott Mars nicht gerade aus, als er, eingezurrt in blaue und braune Bänder, aus knapp 18 Metern Höhe herabschwebt. Zumal er einen Fuß und einen Teil seines Sockels oben gelassen hat — unfreiwillig allerdings. „Ein Riss am Spielbein, oberhalb des Knöchels, geht durch die ganze Figur“, sagt Csernetzky. Die abgebrochenen Teile seien hinterher separat herabgelassen worden.

Inzwischen sei eines klar — und spätestens Mars hat alle überzeugt: „Die Sanierung muss kommen“, bekräftigt Csernetzky. In welchem Umfang saniert werden soll, wird hingegen erst noch entschieden. Ende Juli soll die Untersuchung der Fassade abgeschlossen sein. Anschließend wird sie ausgewertet, das Gutachten soll bis zum Herbst vorliegen. 2016, so hatte Innenminister Joachim Herrmann angekündigt, könne mit den Planungen, 2017 mit der Sanierung begonnen werden. Ziel sei es, im Jahr 2018 zum 275. Jubiläum der Universität ein ansehnliches Schloss zu präsentieren.

Was bis dahin mit den von dem Hofbildhauer Elias Räntz beziehungsweise seiner Werkstatt geschaffenen Sandsteinfiguren geschehen soll, muss laut Dieter Maußner, dem Leiter des Staatlichen Bauamtes in Erlangen, noch mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden. Zunächst einmal werden sie bei einer Steinmetzfirma in Roßtal eingelagert.

Heutzutage sei es im Normalfall üblich, bei Sanierungen Abgüsse von Figuren zu machen, sagt Projektleiter Csernetzky, der auch schon bei der Orangerie-Sanierung die Leitung hatte. Neben den Statuen und weiteren Figuren und Wappen am Dreiecksgiebel auf der Westseite des 1704 vollendeten Erlanger Schlosses werden Räntz auch der Hugenottenbrunnen und die figürliche Steinplastik der Orangerie zugeschrieben.

Es ist nicht das erste Mal, dass an den Steinfiguren auf dem Schloss etwas ausgebessert wird — wohl aber, so vermutet Csernetzky, das erste Mal, dass sie dafür ihren Sitz in luftiger Höhe verlassen. „Antragungen wurden immer wieder mal gemacht“, sagt der Ingenieur, „die fehlende Steinmasse wurde ergänzt.“ Davon sei aber auch immer wieder etwas abgeplatzt. Und der Zersetzungsprozess habe sich beschleunigt.

Risse haben bei den Figuren auf der Westseite des Schlosses neben Mars auch Minerva und Herkules, der als Jüngling in Stein verewigt ist. 900 und 800 Kilo bringen die Göttin der Weisheit und der vorbildhafte Krieger auf die Waage. Alle drei wurden nun abtransportiert — so wie bereits Mitte Mai zwei Figuren auf der Ostseite:

Die Statue, die Afrika symbolisiert, und Pluto, der als Gott der Unterwelt das Element Feuer vertritt, mit dem Höllenhund. Mit jeweils 500 Kilo sind sie geradezu Leichtgewichte.

Entfernt werden soll nun noch die Birke, die an der Fassade über dem Portal prangt. „Der Baum scheint da oben gute Wachstumsbedingungen zu haben“, sagt Csernetzky. „Das sagt ja schon Einiges aus.“

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