Seit 25 Jahren Mittagsbetreuung in Erlangen

20.10.2018, 15:00 Uhr
Seit 25 Jahren Mittagsbetreuung in Erlangen

© Harald Sippel

Die Anfänge waren bescheiden. Die Mittagsbetreuung an der Friedrich-Rückert-Grundschule startete im Keller. Dann ging es aufwärts — ins Erdgeschoss. Dort ist die Mittagsbetreuung heute noch. Und dort wurde kürzlich auch das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Gekommen waren neben der Leiterin Denise Weigand auch die Vorstandsmitglieder des Vereins, der die Existenz der Mittagsbetreuung seit deren Anfängen maßgeblich ermöglicht hat.

Mit dabei: Dieter Fischer, Schulleiter von 1984 bis 2007. Er erinnert sich gut daran, wie alles begann. Mittagsbetreuung an Schulen: Das war ein Modellprojekt des Freistaats Bayern, 32 Schulen nahmen zunächst daran teil. Drei davon — neben der Rückertschule noch Schulen in Bruck und Büchenbach — befanden sich in Erlangen, "wir waren mit die ersten in Bayern", sagt Fischer. Die Stadt sei damals schulreformfreudig gewesen. Und der Anfang der Mittagsbetreuung holprig, konstatiert er.

Sieben Eltern hatten 1993 einen "gemeinnützigen Förderkreis" gegründet und somit erst die Einrichtung der Mittagsbetreuung möglich gemacht, drei von ihnen leiten noch heute — gemeinsam mit einem vierten Vorstandsmitglied — den Verein. Begonnen hatte man mit acht Schülern, im zweiten Jahr waren es bereits 33 Kinder. Inzwischen sind es vier Gruppen mit insgesamt 70 Kindern, die von sechs Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen betreut werden, seit 2008 gibt es zusätzlich auch eine Hausaufgabenbetreuung, seit 2013 wird ein warmes Mittagessen angeboten.

Und die Anfänge? Vor 25 Jahren machte sich an den Schulen bemerkbar, dass immer mehr Frauen berufstätig waren. Die Horte konnten nicht alle Kinder aufnehmen. Die Mittagsbetreuungen — jeweils zu gleichen Teilen finanziert durch Regierung, Stadt und Eltern — sprangen gewissermaßen in die Bresche. Kinder, "die zuhause nicht so viel Unterstützung hatten, sollten hier nicht nur aufbewahrt werden", so Fischer, sondern vor Ort zum Beispiel abschalten können vom Lernen, Ball spielen im Pausenhof und Ähnliches. Eine "tolle, gute Erfindung" sei die Mittagsbetreuung in jedem Fall gewesen, lautet das Fazit des früheren Schulleiters.

Das würde die heutige Rektorin Andrea Gerhard sofort unterschreiben. Denn auch wenn die Schule seit September ihre erste gebundene Ganztagsklasse hat und ein Teil der Schüler somit im Rahmen des sogenannten rhythmisierten Unterrichts auch den Nachmittag in der Schule verbringen, so ist doch klar: Der Bedarf an Nachmittagsbetreuung ist damit nicht gedeckt. Neben dem gebundenen Ganztag sind Hort und Mittagsbetreuung weiterhin wichtige Einrichtungen.

"Das Leben hat sich verändert", sagt Andrea Gerhard. "Die Berufstätigkeit der Eltern hat zugenommen, und daher gibt es mittlerweile sehr viele Kinder, die nachmittags allein sind." Die Schulleiterin ist froh über das breite Angebot der Ganztagsbetreuung mit ihrer unterschiedlichen Ausrichtung. Jede der Einrichtungen ist für verschiedene Kinder und Bedürfnisse jeweils unterschiedlich gut geeignet, für jeden ist bei dieser Vielfalt etwas dabei. Und ohnehin: Im Moment wird jeder Platz gebraucht, und Andrea Gerhard weiß heute schon, dass die Schülerzahl noch steigen wird. Spätestens dann, wenn im "Jaminpark" viele Familien eingezogen sind, wird der Bedarf also nicht mehr abgedeckt sein.

Die Container im Schulhof, in denen die Kinder des städtischen Horts Sonnenblume während der Renovierungs- und Erweiterungsarbeiten untergebracht waren, haben bereits ihre nächste Bestimmung gefunden. Die Hortkinder konnten Anfang September in das Haus in der Reinigerstraße zurückziehen, seit Schuljahresanfang ist die gebundene Ganztagsklasse im Container untergebracht. Mit der Nachverdichtung im "Jaminpark" sei aber jetzt schon klar, dass die Schule vergrößert werden müsse, sagt Andrea Gerhard. "Wir" — und damit meint sie die Stadt, die Sachaufwandsträger ist — "müssen nächstes Jahr mit dem Bauen beginnen."

Zu all denen, die zum Jubiläum der Mittagsbetreuung gekommen sind, sagt sie: "Wir feiern die Vergangenheit und leben die Jetztzeit, und Sie stecken Ihre Energie in die Zukunft."

Rainer Thonn, einst Gründungsmitglied und heute noch im Vorstand, blickt inzwischen der Einschulung seines Enkelkindes entgegen. "Ein Problem, mit dem wir und sicherlich viele andere gemeinnützige Vereine zu kämpfen haben, ist die enorme Schwierigkeit, Nachfolger für die Vereinsleitung zu gewinnen", sagt er. "Außerdem stellt sich die grundsätzliche Frage, wie lange solche Fördervereine überhaupt noch notwendig sind, wenn es irgendwann mal flächendeckend Ganztagsschulen geben wird."

Davon — das gibt ihm Andrea Gerhard ganz deutlich zu verstehen — ist man derzeit allerdings noch weit entfernt. Und die Mittagsbetreuung wird mehr gebraucht denn je.

 

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