Senioren helfen aus

20.2.2015, 18:32 Uhr
Senioren helfen aus

© Foto: Scott Johnston

Etwa 350 Mitglieder gehören in Bayern den Aktivsenioren an; in Mittelfranken sind es 45 Mitglieder. Hierbei handelt es sich um ehemalige Geschäftsführer, Führungskräfte in Unternehmen, Selbstständige und Bankfachleute, die ihr Knowhow der Allgemeinheit ehrenamtlich zur Verfügung stellen möchten.

Diesem flächendeckenden Netzwerk in Bayern gehören auch Irmgard Bach aus Möhrendorf und Heinz Steinbock aus Hemhofen an, die sich mit weiteren Beratern im Landkreis Erlangen-Höchstadt und der Stadt Erlangen engagieren.

An jedem ersten Montag im Monat findet von 14 bis 18 Uhr abwechselnd im Landratsamt und im Erlanger Rathaus ein Sprechtag zu Fragen rund um Existenzgründung und die Führung kleiner und mittlerer Betriebe statt.

Anmelden kann man sich im Landratsamt unter Telefon (0 91 31) 80 32 04 bei Thomas Wächtler und für die Stadt unter Telefon (0 91 31) 86 25 56 bei Harald Bretting, die jeweils für die Wirtschaftsförderung zuständig sind. Die Erstberatung bei diesem Sprechtag ist unverbindlich und kostenlos. Sind intensivere Gespräche oder sogar Begutachtungen nötig, erhält der Verein – nicht die einzelnen Berater — für die Auslagen einen kleinen Obolus.

Die Klienten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Da ist die Hausfrau, die zusätzlich einen Bügelservice aufbauen will. Oder zwei Studenten haben eine neue Software entwickelt und möchten sie auf den Markt bringen. Arbeitslosigkeit kann ein weiteres Motiv sein, um den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Manche Angestellte sind von den Arbeitsabläufen in ihrem bisherigen Unternehmen genervt, wollen endlich ihre Ideen auf eigene Faust umsetzen.

„An Fachwissen mangelt es den wenigsten. Häufig fehlen jedoch betriebswirtschaftliche Kenntnisse“, erläutert Irmgard Bach. Hier setzen die Aktivsenioren an, geben Tipps, empfehlen Fortbildungen beispielsweise bei der Industrie- und Handelskammer. Zudem schätzen sie die jeweilige Geschäftsidee realistisch ein. Heinz Steinbock: „Es ist immer besser, ein wenig Erfolg versprechendes Vorhaben wieder abzublasen, als hinterher mit einem Berg von Schulden dazustehen und der Stelle nachzuweinen, die man voreilig gekündigt hat.“

Offen und vertraulich

Nicht selten werden auch die Ausgaben unterschätzt. Selbstständige müssen ohne Zuschüsse eines Arbeitgebers eine private Krankenversicherung abschließen, eine Altersversorgung aufbauen, Räume mieten, Geräte kaufen, eventuell Mitarbeiter bezahlen und oft eine Familie ernähren. Wer einen Kredit bei der Bank erhalten will, braucht einen Businessplan, zu dem die Aktivsenioren ebenfalls wertvolle Hinweise beisteuern.

Für besondere Fälle werden über das Netzwerk des Vereins auch Spezialisten eingebunden, die dann jeweils sachkundig Rat zu den einzelnen Fällen geben können. Ausgeklammert sind aufgrund gesetzlicher Vorgaben allerdings eine Rechts- oder Steuerberatung.

Offen und vertraulich ist auch die Betreuung von Betrieben, die in Schieflage geraten sind. Nicht selten empfehlen Banken und Geldinstitute sogar die Aktivsenioren, um eine Insolvenz abzuwenden. „Je eher man den Tatsachen ins Gesicht blickt und die Schwachstellen gezielt angeht, desto besser“, hebt Heinz Steinbock hervor.

Gelingt es dann, mit einer nachhaltigen Umstrukturierung wieder schwarze Zahlen zu schreiben, lässt sich in der Regel auch mit den Geldgebern eine tragfähige Lösung finden, um die Insolvenz zu vermeiden.

Viel Freude bereitet Irmgard Bach und Heinz Steinbock das Schülercoaching. In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Lehrern führen sie beispielsweise fingierte Vorstellungsgespräche durch, bereiten auf ein Assessment-Center vor und helfen bei der Optimierung der Bewerbungsmappe. Steinbock: „Unser Prinzip lautet dabei stets Hilfe zur Selbsthilfe. Wir machen nicht die eigentliche Arbeit, aber unterstützen natürlich die Bet-
roffenen, damit Fehler vermieden
werden.“

Außerdem haben die Aktivsenioren ein „Kochrezept zur Lesemotivation“ erstellt. Mit altersgerechten Übungen, persönlicher Zuwendung und extra Computerprogrammen stehen sie Schülern zur Seite, die zwar nicht unter Legasthenie leiden, doch deutliche Schwierigkeiten haben, Texte zu erfassen.

Sogar für Schulleiter stehen Mentoren bereit, um Anregungen zur Personalentwicklung, Organisation und zum Selbstmanagement in den Schulen zu geben.

Weitere Informationen zu den Aktivsenioren sowie Kontaktmöglichkeiten finden sich auf der Homepage www.aktivsenioren.de

Keine Kommentare