Seniorentag in Erlangen mit großem Programm

19.11.2018, 17:00 Uhr
Seniorentag in Erlangen mit großem Programm

© Fotos: Klaus-Dieter Schreiter

"Seniorentage müsste es noch viel öfter geben", sagt Dr. Jürgen Binder. Der Erlanger Hausarzt ist jetzt 72 Jahre alt und hat seine Praxis in Eltersdorf vor einem Jahr abgegeben. Von seinen ehemaligen Patienten hat er sich einen scherzhaften Spruch gemerkt, der da heißt: "Oben fit und unten dicht – mehr braucht man nicht".

Aber trotzdem, weiß er, würden die Menschen im Alter natürlich noch etwas mehr benötigen. Die Pflege zum Beispiel, klagt Binder, sei politisch vernachlässigt worden. "Es ist ein Skandal, dass man die Menschen so hängen lässt, wenn sie pflegebedürftig sind". Gerade auch über Pflege im Alter wurde an den verschiedenen Ständen auf dem Seniorentag ausgiebig informiert.

Viele alte Menschen sind einsam, haben wenig Kontakt zu anderen Menschen. Dem, so der Kabarettist Klaus Karl-Kraus, könne man mit "Speeddating" entgegenwirken. Er machte das im Foyer der kleinen Stadthalle vor, hatte vor allem Frauen um sich geschart, die gerne den Platz wechselten, um sich reihum mit anderen Menschen zu unterhalten.

KKK ist mit seinen bald 67 Jahren eigentlich auch schon Rentner, doch auf die Bühne geht er selbstredend immer noch. Es sei ein Unterschied, ob man alt ist, oder sich alt fühlt, sagt er. "Du bist, was du denkst".

Dass sich auch alte Menschen jung fühlen können, bewiesen Seniorinnen, die mit der Tanzschule Geist über die Bretter wippten. Männer waren nicht dabei. Überhaupt fiel auf, dass die Frauen in der Stadthalle deutlich in der Überzahl waren.

Der Weiße Ring war gemeinsam mit der Polizei in der Stadthalle, vor allem um über die Kriminalität an älteren Menschen aufzuklären. Der Präventionsbeamte der Kripo, Udo Winkler, las ein Telefonat vor mit dem er den Zuhörern deutlich vor Augen führte, wie sich Kriminelle, die sich als Polizisten ausgeben, das Vertrauen erschleichen, um beispielsweise einen Einbruch zu planen. Diese dreiste Masche funktioniere leider viel zu oft, darum sei es wichtig, die Menschen zu sensibilisieren, sagt Winkler.

Weil die Renten meist nicht so stark steigen wie die Mieten, haben ältere Menschen oft auch finanzielle Probleme, können irgendwann das Geld für die Miete nur schwer aufbringen. Die Mieter einer Wohnungsbaugesellschaft, die im Süden Erlangens Wohnungen gekauft habe und sie nun saniere, seien dafür ein gutes Beispiel, meint Gunther Geiler vom Deutschen Mieterbund Nürnberg. Bis zu 40 Prozent würden die Mieten dort steigen, sagt er. Bereits eine 20-prozentige Steigerung sei aber oft für viele alte Menschen nicht mehr tragbar. "Das ist dann meist existenziell".

Über solche Probleme und noch mehr konnten die Seniorinnen und Senioren mit den Fachleuten reden, und sich bei ihnen Rat holen. Darum ist ein solcher Seniorentag, wie er vom Seniorenamt der Stadt organisiert wird, wichtig.

Viele Menschen würden sonst gar nicht die Möglichkeit haben, so viel geballte Information auf einmal zu bekommen. Da das Motto dieses dritten Seniorentages aber "gemeinsam statt einsam" war, gab es auch zahlreiche Mitmachangebote. "Stürzen sie sich ins Getümmel, nutzen Sie die Angebote", forderte Oberbürgermeister Florian Janik die Seniorinnen und Senioren darum bei seiner Begrüßung auch auf.

Und dann wies er auch noch auf den Erlangen-Pass hin, der es auch Menschen mit wenig Geld ermöglichen soll, die Angebote in der Stadt zu nutzen.

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