Sicherheitstest für die Erlanger Trinkwasserversorgung

16.10.2018, 18:00 Uhr
Sicherheitstest für die Erlanger Trinkwasserversorgung

© Klaus-Dieter Schreiter

Der geplante Neubau der Schleuse Erlangen bei Möhrendorf liegt mitten im Einzugsgebiet der Brunnen für die Trinkwasserversorgung der Stadt Erlangen. Die Baugrube dort wird 25 Meter tief sein. "Wir greifen damit deutlich in die grundwasserführenden Erdschichten ein", erläutert der Projektleiter für den Schleusenneubau beim Wasserstraßenneubauamt in Aschaffenburg, Andreas Beier.

Man könne leider nicht gänzlich ausschließen, dass durch die Großmaschinen oder bei der Lagerung von Baustoffen das Trinkwasser gefährdet wird, darum habe man diverse Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Dazu gehören 26 Grundwassermessstellen und 14 Schutzbrunnen, die in sechsmonatiger Bauzeit für rund 920.000 Euro zwischen der Baustelle und den Erlanger Brunnen gebohrt wurden. Sollten an den Messstellen Schadstoffe im Grundwasser registriert werden, wird das Wasser an den Schutzbrunnen abgepumpt und damit verhindert, dass sie bis zu den Erlanger Trinkwasserbrunnen vordringen.

Darüber hinaus werden auch die Erlanger Stadtwerke eigene Schutzmaßnahmen treffen. Wie die Diplom-Geologin und Abteilungsleiterin für die Wasserbereitstellung, Sigrid Kowol-Wagner, erläutert, werden während der bis voraussichtlich 2024 dauernden Bauzeit sogar die am nächsten zur Baustelle liegenden Brunnen außer Betrieb genommen. Da insgesamt weniger Trinkwasser gefördert wird, sind zusätzlich drei neue Brunnen gebohrt worden.

Für den absoluten Notfall haben die Stadtwerke eine sogenannte "Ersatzwasserbereitstellung" geregelt. Trinkwasser kann dadurch aus einer Fernleitung in das Erlanger Trinkwassernetz eingespeist werden.

Um die Leistungsfähigkeit der Schutzmaßnahmen zu testen, wird derzeit ein Pumpversuch mit verschiedenen Entnahmeszenarien durchgeführt. In verschiedenen Kombinationen werden mehrere Brunnengruppen an- und abgeschaltet und so rund 900 Kubikmeter Wasser pro Tag und über den gesamten Testzeitraum insgesamt rund 15.000 Kubikmeter gefördert.

Durch Analyse des Wassers – die Messdaten werden direkt über Funk an ein Ingenieurbüro zur Auswertung gesendet – kann man feststellen, ob die berechnete Sogwirkung auf das Grundwasser und damit die Schutzfunktion für die Erlanger Brunnen wie berechnet eintritt.

Kein Trinkwasser

Das in Absetzcontainern von Schwebstoffen gereinigte Wasser aus dem Pumpversuch wird direkt in den Main-Donau-Kanal eingeleitet. Dafür sind über insgesamt 1200 Meter lange dicke Schläuche und Leitungen im Wald verlegt worden, die den Spaziergängern auf den Wegen gleich ins Auge stechen.

In das Trinkwassersystem darf es trotz der guten Qualität nicht eingespeist werden, weil dafür eine aufwendige und zeitraubende Genehmigung notwendig wäre.

Anfang 2019 sollen die Auswertungen des rund 640.000 Euro teuren Pumpversuchs vorliegen. Anhand der Daten müssen dann eventuell noch Optimierungen an den Pumpen und bei den Entnahmeszenarien vorgenommen werden.

Weitere Brunnen, da sind sich Andreas Beier und Sigrid Kowol-Wagner sicher, wird man für das Schutzsystem aber nicht bohren müssen.

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