So lernen Flüchtlinge in Erlangen Deutsch

10.9.2015, 08:41 Uhr
Viele Asylsuchende brauchen kurz nach ihrer Ankunft Hilfe von Dolmetschern, um Sprachbarrieren zu überwinden. Erst durch Deutschkurse können sie diese Hürde überwinden. Dafür lernen viele Flüchtlinge fleißig.

© Foto: dpa Viele Asylsuchende brauchen kurz nach ihrer Ankunft Hilfe von Dolmetschern, um Sprachbarrieren zu überwinden. Erst durch Deutschkurse können sie diese Hürde überwinden. Dafür lernen viele Flüchtlinge fleißig.

Einmal im Monat ist der große Tag: Einstufungstest an der Volkshochschule (VHS). Für die Flüchtlinge entscheidet sich dort, ob sie in Zukunft einen Kurs belegen dürfen. Nicht alle können ausreichend gut deutsch. Und nicht für jeden ist Platz.

Zum Einstufungstest nehmen viele ihre Familie mit. „Bei uns wird es dann richtig voll, und eigentlich sind es zu viele, die wir prüfen müssen“, sagt Reinhard Beer, der stellvertretende VHS-Direktor. „Manche warten Stunden.“ Mit einem Ziel: ein Platz in einem Integrationskurs. Der ist anerkannten Asylbewerbern vorbehalten. „Aber wir weiten das aus, damit schutzbedürftige Flüchtlinge noch vor der Anerkennung an Kursen teilnehmen können.“

Schätzungen zufolge besuchen im Jahr 2015 bundesweit 100.000 Flüchtlinge einen Integrationskurs. „Im kommenden Jahr soll die Zahl auf über 300.000 steigen.“ Gute Sprachkenntnisse sind die Basis für eine erfolgreiche Integration, ob im Alltag oder bei der Suche nach Arbeit. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) fördert deshalb die Integrationskurse.

Die bisher unternommenen Anstrengungen jedoch reichen nicht aus. „Eigentlich sind alle unsere Kurse voll“, sagt Beer. Es fehle an Räumlichkeiten und an ausgebildeten Kursleitern. Diese müssen speziell für einen Integrationskurs qualifiziert sein und Flüchtlingen gegenüber sensibel auftreten. „Das Thema Familie zum Beispiel kann man nicht ohne Weiteres ansprechen“, sagt Beer. „Manche Asylbewerber haben im Krieg ihre Angehörigen verloren.“

Kümmern müsse man sich auch um die Flüchtlinge, deren Deutschkenntnisse nicht für Integrationskurse ausreichen. „Wir müssen die Migranten so schnell wie möglich in Sprachkursen unterbringen“, sagt Beer.

Das Problem: Deutschkurse in Erlangen sind bislang sehr uneinheitlich organisiert. „Jeder wurstelt vor sich hin“, sagt Beer. Die VHS will nun versuchen, die Maßnahmen zu bündeln. „Es braucht einen kontinuierlichen, intensiven und effektiven Unterricht.“ Dazu zählen unter anderem auch professionell ausgebildete ehrenamtliche Deutschlehrer.

"Sprache schafft Chancen"

Ohne die Freiwilligen nämlich wäre die Aufgabe nicht zu bewältigen. Aus diesem Grund hat die Lagfa Bayern vor zwei Jahren das Projekt „Sprache schafft Chancen“ ins Leben gerufen (Infos unter www.lagfa-bayern.de). „Bei uns spielt der Status des Asylbewerbers keine Rolle“, sagt die Projektleiterin Ursula Erb. „Ziel ist nicht, Flüchtlinge auf Abitur-Niveau zu schulen.“

Stattdessen gehe es um den alltäglichen Umgang und die Gepflogenheiten in Deutschland. „Das können Ehrenamtliche prima.“ In Erlangen nimmt die Unterstützung zum Beispiel die Ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung Efie in Anspruch, aber auch die Flüchtlingsbetreuung in Buckenhof (FliB).

Geschafft hat es, wer einen Deutschkurs beim Beruflichen Fortbildungszentrum (bfz) besucht. „Bei uns werden Migranten auf ihren Beruf bezogen unterrichtet“, sagt die Erlanger Leiterin Tanja Dorowska-Popowa. „Die Teilnehmer haben erste Spracherfahrung, lernen Fachwortschatz, auch Bewerbungstraining gehört dazu.“ Am Ende absolvieren sie ein vierwöchiges Praktikum im anvisierten Arbeitsfeld. „Im besten Fall sind sie dann sofort integriert.“ Davon jedenfalls träumen auch die Flüchtlinge beim Einstufungstest an der VHS.

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