Start ins Privatradio-Zeitalter mit Hindernissen

1.2.2012, 10:00 Uhr
Start ins Privatradio-Zeitalter mit Hindernissen

„Es war eine Hängepartie. Bis 18 Uhr wussten wir nicht, ob wir auf Sendung gehen können“, erinnert sich Günter F. Janßen, Gründer von „Down-Town“, an den Start des ersten privaten Radio-Senders Erlangens. Sein damaliger Geschäftspartner hatte im Vorfeld mit seinen Machenschaften für etliche Probleme gesorgt. Obwohl man bereits getrennte Wege ging, waren einige Forderungen noch ungeklärt. Unter anderen bei der Deutschen Post. Doch dann erklangen am 1. Februar 1987 über die „Down-Town-Frequenz“ die Verse: „Doch die Sehnsucht ist groß,/ und ich glaub, es geht los./ Ich glaube ganz fest, es geht los.“ Ein Song von Heinz Rudolf Kunze, der ganz bewusst für den Start ins neue Medienzeitalter ausgewählt worden war. „Schnell bekamen wir mit, dass wir überall in Franken gehört wurden.“

Man merkt Janßen, der 1977 aus Norddeutschland zum Studium nach Erlangen gekommen war, immer noch Begeisterung an, wenn er sich an seine Pioniertaten erinnert. „Unser Team hat für das Projekt gelebt. Wir waren mit vollem Herzen bei der Sache.“

Janßen betont, dass er vor 25 Jahren „aus Überzeugung“ in Erlangen an den Start gegangen sei, während andere Privatradios vor allem Nürnberg im Visier hatten. „Ich setzte damals auf die Studenten und die weltoffenen Siemensianer, von denen ich annahm: Die wollen etwas anderes als die herkömmlichen Radio-Sendungen hören.“ Zu recht: Immer noch erinnern sich beispielsweise Musiker der Bands „Fiddler’s Green“ oder „J.B.O.“ daran, wie ihre Karrieren einen gewaltigen Anschub erhielten, als auf einmal via „Down-Town“ Songs lokaler Bands über den Äther gingen. Mehr als ungewöhnlich auch der Ort, aus dem zeitweise gesendet wurde: Ein „gläsernes Studio“ in der Kneipe. Auch der spätere TV-Starmoderator Markus Kavka sammelte in Erlangen erste Erfahrungen. 1995 stieg die europaweit expandierende „NRJ“-Gruppe beim Erlanger Sender ein. 2001 folgte der Umzug nach Nürnberg, drei Jahre später verkaufte Janßen seine restlichen Anteile und zog sich ins Privatleben zurück.

Heute lebt der 59-Jährige als alleinerziehender Vater mit seiner Tochter in der Nähe von Berlin. Vor geraumer Zeit hat er mit „Roggenmoor“ (erschienen im Isensee-Verlag) ein Buch über seine norddeutsche Heimat geschrieben. „Über die Menschen dort und über meine Familie. Eigentlich war das Buch für meine Tochter gedacht, jetzt bemerke ich aber, dass sich noch andere Menschen dafür interessieren.“ Übrigens: Mit Radio hat Janßen nichts mehr zu tun.

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