Streifzug durch Erlangens neue Partnerstadt Bozen

21.6.2018, 13:00 Uhr
Das Museion im Universitäts-Quartier ist ein herausragendes Beispiel für moderne Architektur in Bozen.

Das Museion im Universitäts-Quartier ist ein herausragendes Beispiel für moderne Architektur in Bozen.

Am Beginn fast jeder Städtepartnerschaft steht nicht nur viel Vorarbeit in den Rathäusern sowie bei Vereinen und Institutionen, die diese Vereinbarung mit Leben erfüllen sollen, sondern auch ein festlich zelebrierter Partnerschafts-Eid. Zwischen Bozen und Erlangen fällt er an diesem warmen Juni-Abend im Rathaus der Südtiroler Metropole besonders feierlich und bedeutsam aus.

Im Text geht es nicht nur darum, den "Austausch zwischen unseren Einwohnern zu ermutigen und zu fördern, um durch ein besseres gegenseitiges Verständnis und effiziente Zusammenarbeit den wahren Geist der europäischen Bruderschaft für unser nun gemeinsames Schicksal zu gewährleisten".

Es geht darum, "die universellen Werte der Freiheit, Demokratie, Gleichheit und Gesetzlichkeit durch unseren Austausch und unsere Zusammenarbeit zu fördern" und "zum Erfolg der für Frieden und Wohlstand notwendigen Europäischen Einheit beizutragen".

Wer durch Bozen schlendert, erlebt überall europäische Geschichte in allen Schattierungen. Da wird an helle und an dunkle Kapitel der Historie erinnert. So schlendert man beispielsweise unbekümmert durch die Laubengänge mit den eleganten Geschäften und Boutiquen, die sich in historischen Gebäuden befinden, die einst von den Bozener Kaufleuten errichtet wurden. Man landet am Obstmarkt. Hier gibt es Köstlichkeiten aus der Region. Kistenweise Obst und Gemüse. Speck und Schinken in allen Variationen. Natürlich auch Wein aus den heimischen Winzer-Betrieben.

Dann der Waltherplatz: 1808 wurde der Platz auf Anordnung von König Maximilian von Bayern errichtet und trug zunächst dessen Namen. Später wurde er nach dem Erzherzog Johann von Österreich "Johannesplatz" benannt. 1901 wurde der Platz schließlich dem Minnesänger Walther von der Vogelweide gewidmet. Als Südtirol Italien angegliedert wurde, erhielt der Platz den Namen des italienischen Königs Viktor Emanuel III. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte die Rückbenennung zu Ehren Walther von der Vogelweide.

Streifzug durch Erlangens neue Partnerstadt Bozen

Eine Viertelstunde zu Fuß davon entfernt ein mächtiges Siegestor, das von der faschistischen Regierung Italiens errichtet wurde. Ein Ort, der über Jahre im Brennpunkt der Spannungen zwischen Faschisten und Antifaschisten, zwischen der italienischen und der deutschen Sprachgruppe, schließlich zwischen Befürwortern der weiteren Stadtentwicklung und jenen, die einen klaren Bruch mit der faschistischen Architektur forderten, stand. Nun ist dort in unterirdischen Räumen eine sehenswerte Dokumentation zu sehen, die sich auch mit Südtirols Geschichte seit 1918 beschäftigt.

Ein paar hundert Meter weiter ein Beispiel für das extrem moderne Bozen: Das "Museion"-Gebäude, dessen transparente Stirnseiten "Schaufenster und Projektionsflächen zur Stadt und in die Landschaft" darstellen sollen. Gezeigt wird hier moderne Kunst, vor allem Installationen.

Bozen hat — wie Erlangen — etwas mehr als 100 000 Einwohner und ist die Landeshauptstadt Südtirols, einer autonomen Provinz in Italien. Die in einem Tal inmitten hügeliger Weinberge gelegene Stadt hat seit jeher aufgrund seiner Lage eine wichtige Funktion in der Verbindungsachse über die Alpen. Auch eine Universität hat hier ihren Sitz.

Jahrhundertelang war Bozen als Teil des Kaiserreichs Österreich-Ungarns (zwischenzeitlich durften auch mal die Bayern regieren) eine der großen Handelsplätze Europas. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Tirol geteilt, der Süden fiel an Italien.

Die Mehrheit (knapp 74 Prozent) gehört heute der italienischen Sprachgruppe an. Die deutsche Sprache ist der italienischen gleichgestellt.

Keine Kommentare