Suche nach Verkehrskonzept für das Erlanger Zentrum

27.10.2016, 18:00 Uhr
Suche nach Verkehrskonzept für das Erlanger Zentrum

© Klaus-Dieter Schreiter

Ein „hoch emotionales Thema“ sei die Verkehrsentwicklung in der Innenstadt, bemerkte der Chef vom Stadtplanungsamt, Josef Weber, zu Beginn der Tagung im Ratssaal. Das trifft für die Einwohner und die Geschäftsleute in der Innenstadt zweifellos zu, die Mitglieder des Forums und die Gäste allerdings gingen die Themen aber ohne Emotionen an. Zunächst wurde ihnen von Matthias Kölle von einem Stuttgarter Büro für Verkehrsinfrastrukturplanung und Straßenverkehrstechnik die Ausgangslage vorgestellt.

Das Konfliktpotenzial in der Neuen Straße mit 14 000 Fahrzeugen in 24 Stunden und in der Henkestraße mit 16 000 Autos im selben Zeitraum sprach er ebenso an wie die Möglichkeit, diese Verkehrsflüsse und auch die durch die Innenstadt im Norden über die Essenbacher Straße und im Süden über die Werner-von-Siemens-Straße abzuleiten.

„Bündelung auf Streckenzügen mit Verbindungsfunktion“ nennt es der Planer, der damit eine Verkehrsberuhigung in der Fläche erreichen will. Dabei dürfe der Parksuchverkehr den aus der Innenstadt herausgebrachten Verkehr nicht ersetzen, mahnte er. Auch die Ausweitung der Fußgängerzone wurde angesprochen

Die ungleiche Verteilung des Parkraumangebots mit Defiziten im Norden und Osten in den Griff zu bekommen müsse ein Ziel sein. Parkhäuser dürften nicht teurer sein als die Parkplätze an den Straßen, sagte Christoph Hessel von einem Münchener Büro für Verkehrskonzepte und Verkehrsentwicklungspläne.

Darum war auch die Frage an das Forum, ob die Parkgebühren an den Straßenrändern angehoben werden sollen. Die von den Teilnehmern bearbeiteten Schautafeln zeigten dann, dass das durchaus gewünscht ist. Gleichzeitig aber soll die Verwaltung mit den Betreibern der Parkhäuser über die Reduzierung der Parkgebühren verhandeln.

Auch ein „Kombiticket“ wird in Erwägung gezogen. Mit dieser Kombination aus Parkticket und Fahrschein könnte beispielsweise ein in den Arcaden parkender Kunde mit dem Bus in die nördliche Innenstadt fahren.

Diskutiert wurde unter anderem auch, die bislang zwei Park-Tarifzonen auf drei zu erweitern und die zeitlichen Regelungen zu ändern. Um die Aufenthaltsqualität, das Stadtbild und die Verkehrssicherheit zu verbessern könnten auch Parkplätze im Straßenraum entfallen.

In der Goethestraße, in der Haupt- und in der Friedrichstraße könnten dafür Lieferzonen eingerichtet werden. Das Liefern und Laden verursache erhebliche Probleme auch in der Fußgängerzone, zumal sich kaum jemand an die festgelegten Lieferzeiten halte, stellte Matthias Kölle fest.

Sein Konzept zur Reduzierung des Liefer- und Ladeverkehrs sieht auch die Einführung alternativer Lieferkonzepte vor wie zentrale Anlieferstellen, von denen aus die Innenstadt bedient wird. Er hält aber auch eine Ausdünnung der oft missverständlichen Beschilderungen durch Zonenregelungen für notwendig. Die konsequente Überwachung der jetzigen und der zukünftig neuen Regelungen wurde mehrfach angemahnt. Günther Neubauer von der Erlanger Verkehrspolizei machte allerdings deutlich, dass die Ordnungshüter das nicht leisten könnten. Auch Kölle bestätigte: „Das ist eine kommunale Aufgabe“.

Die einzelnen Fragestellungen wurden in drei Gruppen intensiv bearbeitet. Dabei kamen, wie der Chef der Verkehrsplanung, Christian Korda, feststellte, teilweise nur schwer lösbare Konflikte zum Vorschein. Die Teilnehmer am Forum haben sich darum bemüht so vorzugehen, dass die Nutzer jeweils den von ihnen benötigten Parkraum auch bekommen. Denn Kunden des Einzelhandels benötigen Kurzparkzonen, Bewohner ihre Bewohnerparkplätze, und der Lieferverkehr Lieferparkplätze. Sollten die Parkgebühren an den Straßenrändern im Innenstadtbereich, wie von etlichen Forumsteilnehmern vorgeschlagen, angehoben werden sei das keine Abzocke, sagte Korda. Die konsequente Überwachung sei viel teurer als die zusätzlichen Einnahmen.

Das VEP-Forum hat nichts entschieden, aber intensiv diskutiert, beraten und Lösungen vorgeschlagen.

Die sollen der Entscheidungsfindung in den politischen Gremien dienen. Was davon umgesetzt wird und wie das geschieht, muss der Stadtrat entscheiden. Das könnte bereits im ersten Quartal 2017 passieren.

 

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