Surreale Videos im Kunstverein Erlangen

16.6.2018, 11:00 Uhr
Surreale Videos im Kunstverein Erlangen

© Harald Hofmann

Was zuerst auffällt: viele Bildschirme, auf denen ziemlich schräge Videos laufen, Videos, die Menschen in einer kargen Landschaft zeigen, die an die amerikanische Mojave-Wüste erinnert. Diese (jungen) Menschen tun sinnfreie Dinge, die lustig anzuschauen sind. In anderen Videos wird die Realität doppelt gespiegelt, indem in das Video ein weiteres Video hineinprojiziert wird, das dann entweder von Spiegeln oder einer Art Filmleinwand reflektiert wird. Das alles bleibt rätselhaft, fasziniert aber und zieht den Betrachter in die bewegten Bilder hinein.

Die 1983 im Ruhrpott geborene Künstlerin mit einer Ausbildung als Meisterschülerin an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe schickt – so hat es die Kuratorin Anne Horny formuliert – einen Delphin auf Reisen durch Kalifornien, tritt selbst als Kunstfigur in einer Karaokebar auf oder baut für ihre Fotoserien surreale Räume, die an Theaterbühnen- oder Filmsets erinnern. Und in der Tat: Die Ausstellung "A Range of Emotions" im Kunstverein gibt Einblick in ein künstlerisches Werk, das theatrale Räume nahezu überall aufzuspüren vermag.

Neoromantische Musik

Dazu gehört, dass Johanna Wagner für ein Dejà Vu sorgt, indem in ihren Installationen – zwei überbordende Regale – ihre Requisiten wieder auftauchen, sozusagen gute Bekannte aus ihren Videos. Dass Johanna Wagner Frauen gerne als starke und eigenwillige Menschen auftreten lässt, ist schnell erkennbar – es wirkt wie eine Liebeserklärung. Das wird auch durch die schräge, oftmals neoromantisch wirkende Musik nicht dementiert, die den Videos unterlegt ist. Der Betrachter fühlt sich in die verrätselten Filme von David Lynch versetzt, das stille Grauen aus Stanley Kubricks "Eyes Wide Shut" lauert zwischen den Bildern. Johanna Wagner setzt bei ihren Fotos – oftmals "Stills" aus ihren Videos – ebenfalls auf die Digitalkamera. Dabei entstehen Fotografien wie exakte, an Pop-Art erinnernde Acrylmalereien. Auch hier

wieder sind Frauen (und sie selbst) das Sujet. Diese Arbeitsweise erlaubt ihr auch einen Vertriebsweg ihrer Kunst, der neben der Galerie stattfindet: Einen Großteil ihrer Kunst – darunter auch viele gemalte Bilder – hat sie im Internet verkauft.

In Erlangen haben Interessierte ausnahmsweise auch am Sonntag, 24. Juni, noch Zeit: Am "Tag der Altstadt" hat die Galerie von 11 bis 14 Uhr zusätzlich geöffnet.

 

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