Tennenlohe hat auch eine Geschichte der Musikinstrumente

23.7.2015, 14:43 Uhr
Tennenlohe hat auch eine Geschichte der Musikinstrumente

© Fotos: Klaus-Dieter Schreiter

Die Geschichte des Musikinstrumentenbaus in Tennenlohe begann mit der Ankunft der Flüchtlinge aus der Musikstadt Schönbach im Egerland, die nach Kriegsende in dem kleinen Dorf Zuflucht fanden. Geigenbauer, Bogenmacher, Zupfinstrumentenbauer, Werkzeugmacher, Feinmechaniker und Saitenhersteller waren es, alles gut ausgebildete Handwerker.

Seit Generationen übten die Familien ihr Handwerk bereits aus, und das wollten sie in Tennenlohe weiterhin tun. Ihr Zentrum entstand zwar in Bubenreuth in der Geigenbauersiedlung, aber auch in anderen Gemeinden, wie eben in Tennenlohe, florierte das Geschäft mit den Musikinstrumenten schnell wieder.

Gitarre für Udo Lindenberg

Heute gibt es mit dem Meister für Mandolinen, Mandolen und E-Gitarren, Thomas Dotzauer, nur noch einen dieser „Künstler“ in Tennenlohe. Der Musikinstrumentenbau hat Tradition in seiner Familie, und darum hängt sein Herz hängt an der Geschichte, darum hat er über Jahre akribisch alles gesammelt, was an Dokumenten, Werkzeugen und Instrumenten in seiner neuen Heimat oder auch auf Flohmärkten zu finden war.

Tennenlohe hat auch eine Geschichte der Musikinstrumente

All das hat er in Zusammenarbeit mit dem „Bubenreutheum“ in Bubenreuth zu einer beeindruckenden Ausstellung im Walderlebniszentrum zusammengestellt. Da stehen aber nicht nur alte, schöne und wertvolle Musikinstrumente hinter den Glasscheiben, auch einen Teil einer Werkstatt hat Dotzauer aufgebaut, hat Metallzubehör, Tonhölzer und Werkzeuge ausgelegt, und auch ein Tisch, auf dem früher die Instrumente lackiert wurden, gibt es zu sehen. Der ist dick voll gekleistert mit Lack – ein Beweis dafür wie seinerzeit gearbeitet wurde.

Stolz zeigt Thomas Dotzauer auch eine Gitarre, die er für Udo Lindenberg gebaut hat. Fünf Stück gibt es davon nur, er selbst hat einen Nachbau für sich behalten. Überhaupt haben sich bekannte Größen aus der Musikbranche in Tennenlohe die Klinke in die Hand gegeben. Zu Ihnen gehört auch der Schweizer Schlagersänger, Schauspieler und Showmaster Vico Torriani.

Ein Foto, das den Entertainer zusammen mit dem Gitarrenbauer Arnold Hoyer zeigt, und eine Widmung zeugen davon. Hoyer war, so steht es in einer ausgestellten Beschreibungen, 1945 mit Hilfe amerikanischer Soldaten und zwei Lastwagen voll mit Tonhölzern und Werkzeugen nach Tennenlohe gekommen.

Auch ein Foto aus der Werkstatt von Franz Dotzauer ist ausgestellt. Der kam 1946 aus englisch/amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Tennenlohe, holte seine Familie aus Schönbach und begann im Bauernhof Lotz mit der Mandolinenfertigung. Die Instrumente „verkaufte“ er gegen Zigaretten an die amerikanischen Soldaten.

Die Geschichten mehrerer Musikinstrumentenbauer sind so aufgeschrieben und können ebenso nachgelesen werden wie die gesamte Geschichte des Instrumentenbaus in Tennenlohe. Etliche ehemals renommierte Firmen sind inzwischen allerdings aufgelöst, andere wurden verkauft. Wie der Name der Firma Hoyer, unter dem heute in Korea produziert wird.

Thomas Dotzauer hat sogar alte Rechnungen und Lieferscheine ausgegraben und sie in einem Schaukasten ausgelegt. Sie zeugen davon, was und wo die Tennenloher Handwerker für wie viel Geld eingekauft haben.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. August während der Öffnungszeiten im Walderlebniszentrum zu sehen. Thomas Dotzauer gibt Führungen für Schulen und andere Gruppen. Dafür können sich die Besucher per Email unter heito20@aol.com anmelden.

Keine Kommentare