The Jezabels: Australisches Hochdruckgebiet über Erlangen

16.7.2014, 16:33 Uhr
The Jezabels: Australisches Hochdruckgebiet über Erlangen

© Chris Morenz

An einem sonnigen Dienstag mitten im Juli ein Clubkonzert zu spielen, klingt nach einer undankbaren Angelegenheit, aber die Jezabels haben mühelos die "Clubbühne" des E-Werks gefüllt. Die 2007 in Sydney gegründete Indieband, die gerade ihr zweites Studioalbum, "The Brink", betourt, hat sich in den letzten Jahren bereits in vielen Ländern einen veritablen Ruf erspielt. Die jungen Australier schreiben nicht nur gute Stücke, sie sind auch virtuose Musiker. Sie performen konzentriert und ernsthaft, und trotz der erkennbaren Routine mit viel Spielfreude und Herz für ihr Publikum.

Die Jezabels sind Berufsmelancholiker der ganz besonderen Art. Ihre Lieder handeln vom Wehtun, von Abgründen, von Liebe, die niemals unkompliziert daherkommt, von Ausgehnächten und Pfefferspray. Am Ende steht keine spröde, fragile Ballade - eher eine wuchtig aufgedonnerte Arie: An ihr schwarzes Kostüm kriegt sie massenhaft Pailletten und Tüll genäht, die Füße werden in Springerstiefel gesteckt, Nietenarmbänder kontrastieren mit einem Diamantkollier und schwarzer Nagellack mit knallrotem Lippenstift, auf dem iPod läuft abwechselnd Stevie Nicks, Tori Amos, Florence + The Machine und Johann Sebastian Bach. Nicht umsonst bezeichnet das Quartett seine Musik als "Intensindie".

Entsprechend intensiv ist auch die Performance, die die zierliche Sängerin Hayley Mary quasi im Alleingang bestreitet, während sie unermüdlich über die Bühne fegt. Hinzu kommt das treibende Schlagzeugspiel von Nik Kaloper: der lauteste Kolibri-Pulsschlag, den man je zu Gehör bekam. Keyboarderin Heather Shannon, die uns vorab ein exklusives Interview gab, und Gitarrist Sam Lockwood hingegen wirken als ruhende Pole der Band.

Sie kämen immer wieder besonders gerne nach Deutschland, erzählte Hayley Mary auf der Bühne. Und man merkt, dass da wirklich etwas dran sein muss, schließlich ließ sich auch das Erlanger Publikum, eingestimmt von der Indierockband Farewell Dear Ghost, von Anfang an widerstandslos mitreißen - in höchste Tiefen und tiefste Höhen. So einfach und gewöhnlich heimgehen nach der Zugabe wollte kaum jemand, auch die Band nicht.



 

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