Thomas Reiter blickte für Erlanger Gäste ins Universum

20.1.2018, 17:00 Uhr
Thomas Reiter blickte für Erlanger Gäste ins Universum

© Ilona Hörath

Der ehemalige Astronaut und beurlaubter Brigadegeneral[1] der Luftwaffe, [/1]hat während seiner beiden Missionen an Board der russischen Raumstation "Mir" und der internationalen Raumstation "ISS" insgesamt 5600 Mal die Welt umrundet und bei drei Außenboard-Einsätzen über 14 Stunden im freien Weltraum verbracht.

"Es fehlen einem jedes Mal die Worte zu beschreiben, wie es sich außen mit dem Rücken zur Station anfühlt". Der Aufenthalt im Weltraum sei wie im Traum gewesen, so der 59-Jährige.

Reiter gab den Zuhörern tiefe Einblicke in das Leben in einer Raumstation. Innerhalb von 24 Stunden erleben die Astronauten 16 Sonnenauf- und -untergänge, da eine Orbitumrundung insgesamt nur 90 Minuten dauere. Auch die Vorbereitungen für einen Außeneinsatz, der zu den Höhepunkten der Arbeit in Raumstationen zähle, seien nicht so einfach.

Man habe insgesamt sechs Stunden für solch einen Einsatz zur Verfügung und müsse vorher Körper und Ausrüstung vorbereiten. Die Stickstoffkonzentration im Körper werde mehrere Stunden zuvor mit dem Einatmen von reinem Sauerstoff verringert.

Im wissenschaftlichen Fokus des heutigen Beraters der European Space Agency (ESA) und Koordinators stehen unter anderem so moderne astrophysische Fragestellungen wie die Entstehung und das Wachstum von "Schwarzen Löchern" und geschlossenen Lebenserhaltungssystemen.

Quellen vermutet

Diese könnten unter anderem auf dem Mond und dem Mars zum Einsatz kommen. "In der Marsatmosphäre gibt es Methan. Folglich muss es also geologische und biologische Quellen geben".

Auch auf dem Mond gebe es immer noch viel zu entdecken. Wahrscheinlich sei dort Wasser in den Polregionen vorhanden, sagt Reiter. Wenn dies nachgewiesen werden sollte, könne man auf dem Mond dauerhafte Stationen aufbauen.

Ein weiteres wichtiges Thema für die ESA sei der Bau von Trägerraketen ins Weltall. "Wahrscheinlich wird die ‚Dragon‘ des US-amerikanischen Unternehmens SpaceX ab Ende des Jahres die russische ‚Sojus‘ ablösen. Wir müssen überlegen wie wir in diesem Fall vorgehen und als ESA auf die Herausforderung reagieren", sagt Reiter.

Viel Müll im All

Ein zunehmendes Problem für die ESA seien geplante Satellitenstarts von Unternehmen wie Samsung, SpaceX, OneWeb und Boeing. "Das führt wahrscheinlich zu viel Weltraummüll".

Kleinste Teile können nämlich große Beschädigungen anrichten. 23 000 Objekte werden von Radarstationen tagtäglich verfolgt, so Reiter. Die ISS müsse mindestens einmal im Jahr Ausweichmanöver fliegen, und man sei hier auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA angewiesen. "Es besteht sogar die Gefahr, dass der Erdorbit künftig gar nicht mehr nutzbar ist", sagt Reiter.

Keine Kommentare