Tierischer Besuchsdienst in Seniorenheimen

18.9.2009, 00:00 Uhr
Tierischer Besuchsdienst in Seniorenheimen

© Malter

Christian Halangk und Berto sind seit einigen Monaten dicke Freunde. Als Welpe streunte Berto durch die Gassen Venedigs, ein Erlanger Pärchen hat ihn aufgelesen und aus dem Urlaub mitgebracht. Damit er tagsüber, während seine Besitzer arbeiten, nicht so alleine ist, passt der 65-Jährige Siemens-Pensionär auf den zweijährigen Rüden auf.

Und weil Halangk noch immer Kontakte zu einigen ehemaligen Kollegen pflegt, die mittlerweile im betreuten Wohnen oder im Altersheim leben, nimmt er den wadenhohen Dackelmischling einfach zu seinen Besuchen mit. Und macht dabei ganz erstaunliche Erfahrungen: «Die Bewohner reagieren durchwegs positiv auf Berto. Selbst diejenigen, die sonst eher teilnahmslos in ihren Stühlen sitzen, werden lebhaft.» Zudem trägt der tierische Besuch auch zu Gesprächsstoff unter den Heimbewohnern bei. Die Folge: mehr Kontakte auch untereinander.

Diese Erfahrungen und ein Zeitungsartikel aus Mülheim haben ihn und seine Frau Karin auf die Idee, gebracht, diese Art Besuchsdienste auszuweiten. In der Ruhrstadt organisiert mittlerweile das Tierheim das Zusammentreffen zwischen Senioren und Hunden. In Erlangen würde Halangk für Interessierte zumindest die erste Kontaktaufnahme zu Alten- und Pflegeheimen erleichtern. Halangk selbst ist mittlerweile in drei verschiedenen Einrichtungen gerne gesehen.

Mitmachen könnte theoretisch jeder, der einen Hund selbst besitzt oder in Pflege hat. Sozialverträglich müssen die Tiere natürlich sein, folgsam und nicht zu lebhaft. Alles Eigenschaften, die auf Berto zutreffen. Der Vierbeiner ist neugierig und geht auf Menschen zu. Doch ein Wort von seinem Pflegeherrchen genügt und Berto legt sich brav hin. Sein Dackelblick rührt auch Menschen, die bisher wenig mit Hunden zu tun hatten.

Die meisten Pflegeeinrichtungen stehen solchen Vorhaben sehr aufgeschlossen gegenüber, in einigen Heimen bringen sogar die Angestellten gelegentlich ihren Hund mit. Die Erfahrungen damit sind durchweg positiv. Beispielsweise im Marienhospital. Hier gibt es viele Bewohner, deren Angehörige sie mit den eigenen Vierbeinern besuchen. Nur einmal sei es bisher schief gegangen, sagt Schwester Monika. Da habe ein Hund nach einer Pflegerin geschnappt. Doch die positiven Erfahrungen, gerade bei Demenzkranken, würden in jedem Fall überwiegen.

Eher Sorgen um die Hunde macht sich dagegen Anita Urban, Pflegedienstleiterin in der Einrichtung der Diakonie: «Wichtig ist, dass der Hund nicht alles frisst, was ihm die Bewohner anbieten oder was unterm Tisch liegt. Hier gab es mal einen Dackel, der hätte, wäre es nach den Bewohnern gegangen, ständig spazieren gehen und fressen müssen.»

Im Bodelschwingh-Heim wäre man ebenfalls an einem regelmäßigen tierischen Besuchsdienst sehr interessiert, während man mit dem Hund eines Ergotherapeuten im Wohnstift Rathsberg zwar gute Erfahrungen gemacht, aber bereits ausgelastet sei.

MANUELA MEYER

Hundebesitzer oder Gassigeher, die sich für den Besuchsdienst interessieren, können sich bei Christian Halangk per E-Mail unter christian–halangk@yahoo.de oder Telefon 0 91 31/48 32 14 melden.