Umfassende Sanierung in Erlangen

7.2.2016, 15:00 Uhr
Umfassende Sanierung in Erlangen

© Foto: Harald Sippel

In dem Wohnquartier, das von dem heutigen Eigner der ehemaligen Siemens-Wohnungen, der großen bayerischen Wohnungsbaugesellschaft GBW als „Wohnpark Süd“ bezeichnet wird, sind rund 3000 langjährige Mieter von dem Sanierungsvorhaben und den Neubaumaßnahmen betroffen. Hatte schon der verkauf der Wohnungen an die GBW vor Jahren zu erheblicher Unruhe unter den Mietern geführt, stieß auch das Modernisierungs- und Erweiterungsvorhaben auf großes Misstrauen.

Das Wohnungsunternehmen, das bayernweit über einen großen Wohnungsbestand verfügt, hatte aber sehr schnell ein Leitbild zur weiteren Quartiersentwicklung öffentlich gemacht, in dem vor allem die Sozialverträglichkeit der Modernisierungsmaßnahme versprochen wurde. Keiner der betroffenen Mieter solle sein gewohntes Wohnumfeld verlassen müssen, weil er sich eine Modernisierungsumlage nicht leisten könne, der parkähnliche Charakter der Wohnanlage solle erhalten bleiben und die Bestandswohnungen würden nicht in Wohneigentum aufgeteilt. Die GBW plane vielmehr, die bestehenden Wohnungen weiterhin langfristig im Bestand zu halten.

Großes Preisgericht

Um dem aufkommenden Misstrauen zu begegnen hatte die GBW die Anwohner (mit ihrer eigenen Vertretung), städtische Vertreter (von der Politik bis zum Stadtplanungsamt) von Anbeginn an in die Planungen eingebunden. Deren Vertreter saßen schließlich auch im Preisgericht für den Architektenwettbewerb mit Vertretern des Wohnungsunternehmens.

Die 19-köpfige Jury, die sich – was nicht allzu häufig vorkommt – einstimmig für einen Entwurf des Dresdener Architektenbüros Schellenberg und Bäumler sowie der Nürnberger Landschaftsarchitekten Adler und Olesch entschied, lobte das städtebauliche Konzept, dass durch seine Nachverdichtung in Form von Neubauten (mit Kopfbauten an den Hausenden sowie Punkthäuser und Hauszeilen) besteche. Dadurch werde die von vielen Anwohnern befürchtete Aufstockung im Gebäudebestand vermieden, die den Einbau teurer Aufzüge nach sich gezogen hätte.

Kritisiert wird vom Preisgericht allerdings der Siegerentwurf dort, wo die Überbauung von Grundstücksgrenzen zu nicht überplanbaren Nachbargrundstücken vorgeschlagen wird – dies sei planungsrechtlich kaum möglich. Dadurch werde auch das von der GBW gewünschte Ausbauziel mit möglichst viel neuen Wohnungen nicht ganz erreicht. Auch der vorgeschlagene Abbruch des Bestandsgebäudes Hans-Geiger-Straße 3 und die nur geringfügig versetzte Errichtung eines dreigeschossigen Neubaus sei planungsrechtlich und wirtschaftlich fragwürdig, befand die Jury.

Der Plan für den neuen „Wohnpark Süd“ sieht vor, dass man künftig über einen platzförmigen, verkehrsberuhigten Bereich von der Stintzingstraße in den verkehrsberuhigten Bereich des Quartiers gelangt, dass der ruhende Verkehr sowohl straßenbegleitend (also als „Lasternengarage“) sowie in fünf Tiefgaragen an den Rändern untergebracht wird. Jenseits der Straßen sollen einzelne Häuser über ein unabhängiges Wegenetz erschlossen werden. Ausdrücklich gelobt wird, dass im heute bereits bestehenden großzügigen Grün- und Freiraum der Baumbestand weitgehend erhalten bleiben soll. Im Süden und im Südosten des Plangebiets werden geschlossene Randbereiche gebaut, die ruhige Hofbereiche schaffen.

Zur erwünschten stärkeren sozialen Durchmischung des Wohnquartiers sollen entlang der Nürnberger Straße geplante Punkthäuser beitragen, die allerdings die dahinter liegende Bebauung kaum abschirmen und selbst relativ hohem Verkehrslärm ausgesetzt sind. Hier seien Schallschutzmaßnahmen erforderlich, findet die Jury. Ähnliches gelte für einen geplanten neuen Gebäuderiegel an der Paul-Gossen-Straße sowie für einen Neubau neben dem Hochhaus an der Südkreuzung.

Im inneren Bereich des Wohnparks könne der Baumbestand in großen Teilen erhalten bleiben, da baulich nur mit Kopfbauten eingegriffen wird. Eingriffe in die bestehende Parkstruktur beschränkten sich darauf, dass um die Gebäude Garteninseln angelegt und die privaten und hausnahen Bereiche zu Zonen zusammengefasst werden, die den Häusern ein eigenes „Gesicht“ geben. Den Neu- und Umbau-Grundrissen wird attestiert, dass sie gut durchgeplant seien und mit geplanten Wintergärten und Schallschutzgrundrissen richtig auf die Lärmbelastung reagierten.

Das größte Lob geht aber dahin, dass wegen der geringen Eingriffe in die Bausubstanz und wegen der maßvollen Ergänzung des Bestandes der Charakter der Anlage bestehen bleibt. Dadurch werde die Belastung der Mieter stark auf ein unvermeidbares Maß reduziert – eine Einschätzung, der auch die Mieterinitiative nicht widersprechen mag. Deren Sprecher Michael Worm lobt die GBW ausdrücklich wegen der „großen Transparenz und der offenen Kommunikation“, mit der alle Vorhaben an die Mieter herangetragen würden. Dass es gleichwohl „Nachbesserungsbedarf“ gibt und etliche Mieter-Einwände unberücksichtigt geblieben seien, verschweigt er aber nicht. Da geht es auch um künftige Miethöhen.

Die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs für den Wohnpark Süd sind ab Montag, 8. Februar, jeweils von 10 bis 17 Uhr im Foyer der kleinen Stadthalle und bis einschließlich Freitag zu sehen.

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