Unerwünschte Eindringlinge im Landkreis

24.6.2014, 10:27 Uhr
Unerwünschte Eindringlinge im Landkreis

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„Beim Springkraut ist es im Prinzip schon zu spät“, sagt Johannes Mohr. Im Landratsamt leitet der Biologe den Fachbereich Landschaftspflege, Obst- und Gartenbau. Er weiß: Mit seinen rosafarbenen Blüten ist das Springkraut zwar hübsch anzusehen, doch im Kern ist die aus Indien stammende Pflanze aggressiv: Wo im ersten Jahr nur einige Pflänzchen wachsen, können im darauffolgenden schon ganze Flächen zugewuchert sein.

Sogar die widerspenstigsten der heimischen Gewächse, wie die Brennnessel, müssen vielerorts dem Springkraut weichen. Grund dafür ist zum einen die Widerstandskraft der Pflanze, zum anderen aber auch ihr Fortpflanzungsmechanismus: Bei Berührung springen die Samen meterweit in die Landschaft — deshalb auch der Name.

„Das Springkraut überwuchert bei uns im Landkreis schon viele Flächen, vor allem entlang von Gewässern“, sagt Mohr und fügt an: „Eine Bekämpfung lohnt sich nicht mehr.“ Da müsse man warten und hoffen, dass sich die Natur selbst hilft.

Schnupfen und Asthma

Bei der Ambrosia-Pflanze gibt es hingegen noch Chancen, sie wieder loszuwerden. Eigentlich stammt das Gewächs aus dem Osten der USA. Durch die Globalisierung und den internationalen Handel kommt sie auch in Europa immer häufiger vor. Das Gefährliche daran ist, dass Ambrosia hoch allergen ist. Auch Menschen, die sonst keine Probleme mit Allergien haben, können durch die aggressiven Pollen plötzlich unter tränenden Augen, Schnupfen oder Kopfschmerzen leiden. Im schlimmsten Fall werde Asthma oder ein allergischer Schock ausgelöst.

2009 wurde dem Landratsamt Forchheim zum ersten Mal ein großer Bestand von Ambrosia-Pflanzen gemeldet: In Hausen, unweit der Kläranlage, entdeckte ein Bürger über 100 Exemplare. Auch in Effeltrich ist die Pflanze an einer Stelle heimisch geworden.

Das Landratsamt reagierte schnell — und gnadenlos. „Die Bestände wurden rausgerissen und im Hausmüll entsorgt“, erklärt Johannes Mohr. Seitdem kontrolliert Peter Weißenberger, Ambrosia-Berater des Landkreises, jedes Jahr, wie sich die Ausbreitung an den beiden „Brennpunkten“ entwickelt. Aus Effeltrich, wo Weißenberger erst vor kurzem war, konnte er Positives berichten: „Hier ist der Bestand deutlich reduziert“, sagt Johannes Mohr.

Auch sonst hat sich die Ambrosia-Situation entschärft. Zum einen sei die Bevölkerung durch regelmäßige Information sensibilisiert, zum anderen haben die Hersteller von Vogelfutter reagiert: „Mit Ambrosia-Samen verunreinigtes Vogelfutter ist nämlich eine der Hauptursachen für die Verbreitung der Pflanze in Deutschland“, erklärt Mohr. Auch für Effeltrich und Hausen vermutet er, dass Vogelfreunde Reste aus dem Vogelhaus oder -käfig einfach in der Natur entsorgt haben.

Mohr ist sich sicher: „Das Ambrosia-Problem können wir in den Griff kriegen.“ Dazu müssen die Pflanzen, die entdeckt werden, mitsamt Wurzel entfernt und fachgerecht entsorgt werden — das heißt, in den Haus- oder Biomüll wandern. „Auf den Kompost gehören die Reste keinesfalls“, warnt er. In den Müll gehört auch der Riesenbärenklau, ein Einwanderer aus dem Kaukasus. Die Pflanze, die bis zu dreieinhalb Metern groß werden kann, ist ebenfalls auf dem Vormarsch. „Vor allem auf unbewirtschafteten Flächen“ mache sie sich breit, weiß Ulrich Buchholz, Vorsitzender der Forchheimer Kreisgruppe im Bund Naturschutz.

Noch sei es zu früh im Jahr, um zu erkennen, in welchem Ausmaß die Pflanze sich im Landkreis angesiedelt hat. „Das kann man erst sehen, wenn der Riesenbärenklau im Sommer in der Blüte steht“, sagt er.

Das Gefährliche an dieser Pflanzenart: Sie ist hoch giftig. Der Riesenbärenklau bildet Substanzen, die in Verbindung mit Sonnenlicht „phototoxisch“ wirken. Wer die Pflanze bei Tageslicht berührt, kann sich buchstäblich verbrennen. Dann entstehen auf der Haut schmerzhafte und schwer heilende Blasen. 2008 wurde die Staude daher zur „Giftpflanze des Jahres gewählt“.

Im Landkreis sei die Bevölkerung sensibilisiert. Die meisten Gartenbesitzer reißen die Pflanze sofort aus, wenn sie sie entdecken, sagt Johannes Mohr vom Landratsamt. Wer auf öffentlichem Gelände Ambrosia oder Riesenbärenklau erkennt, sollte dies an die Behörden melden.

Ambrosia-Fachberater Peter Weißenberger ist im Landratsamt Forchheim unter Telefon (0 91 91) 86 43 03 zu erreichen.

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