Universum voller Lichter: The Notwist kommen nach Erlangen

13.4.2015, 21:04 Uhr
Universum voller Lichter: The Notwist kommen nach Erlangen

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Es fängt mit einem Versagen an, mit einem Mangel, mit dem vielleicht schönsten Song, den jemals eine deutsche Band schrieb. „Fail with consequence, lose with eloquence and smile. I’m not in this movie, I’m not in this song.“ Scheitere mit Konsequenz, verliere mit Eloquenz und lächle. Doch der Film lief nicht an „The Notwist“ vorbei. Vor dreizehn Jahren veröffentlichten die Weilheimer ihr sechstes Album „Neon Golden“ und knüpften damit an den internationalen Standard im Indie-Rock an.

Die britische Band „Radiohead“ hatte zuvor gerade das Musikverständnis mit Alben wie „Kid A“ umgekrempelt: Gitarren verschmolzen mit Elektronik. Einen Schritt, den die Weilheimer bereits zwei Jahre vorher mit ihrem Album „Shrink“ gegangen waren. Und als der Einfluss von „Kid A“ noch gar nicht abzusehen war, da verbesserten, vordachten „The Notwist“ diesen Sound bereits mit Songs wie eben „Consequence“ wieder. Ein karger Beat, eine sehnsüchtige Melodie aus dem Synthesizer und dazu der entrückte Text von Markus Acher, mehr brauchte es nicht.

Auf dieses „Neon Golden“ von dieser bayerischen Band, die vor ein paar Jahren noch eine Mischung aus Punk und Metal gespielt und sich bereits 1989 gegründet hatte, konnten sich alle einigen. Von den Musikmagazinen gab es Höchstwertungen, von den Hörern überschwängliches Lob. Mit Liebe zum Detail, zur Struktur, zur Idee wurden „The Notwist“ neben „Kettcar“ und „Slut“ in diesem Jahr zu einer der wichtigsten Bands aus Deutschland.

Bis heute sind die Weilheimer Taktgeber und Vorreiter mit ihrem Sound. Das Experiment steht bei „The Notwist“ gleichbedeutend neben der Eingängigkeit. Ihr Sound könnte genauso gut in einer der großen Metropolen entstanden sein, in Brooklyn, in London, doch das ist bei „The Notwist“ kein Ausdruck von Beliebigkeit in ihrer Musik, sondern von ihrer universellen Gültigkeit. Oder einfacher: Wen Songs wie „Consequence“ oder „Kong“ nicht mitnehmen, muss eine emotionale Tristesse in sich tragen.

Auf ihre letztjährige Platte „Close To The Glass“, die sich vom Sound her in kalten elektronischen Gefilden befand, in denen meist nur der Gesang von Acher und vereinzelt hymnische Gitarren für Wärme sorgten, haben „The Notwist“ in diesem Februar „Messier Objects“ folgen lassen, ihr neuntes Album, das fast nur aus Skizzen besteht. Progressive, psychedelische Töne im weiten Raum, kaum greifbar, irgendwo zwischen Ambient und Electronica.

Die Weilheimer transformierten ihren Sound weiterhin, lassen jede Note in ihren Stücken oszillieren, langsam verschwinden. Was immer bleibt: Nachhall. Denn „The Notwist“ treffen mit ihren Songs die tiefsten Gefühle, schweifen ab, ziehen ihre Musik wieder zusammen. Jedes Album ein eigenes kleines Universum voller heller Lichter um die Dunkelheit. Das kann jeder verstehen. Und fühlen.

Bereits ab 17.30 Uhr spielen „The Notwist“ im Plattenladen „Bongartz“, Hauptstr. 56, ein kurzes, quasi akustisches Set.

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