Unter der A73: Erlanger Kanal muss teuer saniert werden

21.9.2017, 17:00 Uhr
Wegen Rissen muss der größte Kanal unter Erlangen teuer saniert werden.

© Ingenieurbüro ISAS Wegen Rissen muss der größte Kanal unter Erlangen teuer saniert werden.

Auch Bauwerke haben eine Lebensdauer. Nicht nur Häuser, Brücken oder Straßen, auch der Hauptsammler der Stadt Erlangen. Sein Alter (Baujahr 1957) sieht man ihm mittlerweile an. Vorausgesetzt, man begibt sich in den Erlanger Untergrund. Genauer: unter die Autobahn A73.

Der Hauptsammler verläuft direkt unter der vielbefahrenen Autobahn im historischen Ludwigskanal und erstreckt sich über eine Länge von rund 2,5 Kilometern von der Anschlussstelle Erlangen-Zentrum bis fast auf Höhe der Kläranlage, von wo er dann in den Regnitzgrund abzweigt.

Im vergangenen Jahr wurde das Bauwerk aufwändig untersucht. Zum Einsatz kam viel High-Tech: Der Kanal wurde in 3D vermessen, Bohrkerne wurden für die statische Untersuchung entnommen und mit TV-Kameras der Zustand des Rohres gefilmt. Dabei stellten die Experten mehrere Risse fest, aus denen Abwasser in die Umwelt gelangen kann. Darüber hinaus gefährden die Risse die Tragfähigkeit der Konstruktion aus den 1950er Jahren.

Eine Sanierung des Hauptsammlers, davon ist jedenfalls Wolfgang Fuchs, Chef des Entwässerungsbetriebs, überzeugt, ist überfällig. Wie lange die Konstruktion noch hält, könne niemand seriös sagen, sagte Fuchs auf der jüngsten Sitzung des Werkausschusses. "Das kann noch eine Zeit lang gutgehen. Der Kanal kann aber auch gleich einkrachen." Dann sähe es allerdings zappenduster für Erlangen aus.

Um dies zu verhindern, wurde dem Ausschuss jetzt ein Sanierungskonzept vorgestellt. Favorisiert wird dabei eine Sanierung mit Kurzrohrlining aus glasfaserverstärktem Kunststoff (kurz GFK). Also mit einem neuen Rohr im alten Rohr. Wird die Entwurfs- und Genehmigungsplanung, wie jetzt die Vorplanung, von den Stadtratsmitgliedern genehmigt, könnte im August nächsten Jahres mit der Sanierung begonnen werden.

Saneriung soll bis 2021 dauern

Gebaut würde hauptsächlich in den zwei Winterhalbjahren 2018/19 und 2019/2020. Dafür müssen insgesamt vier Baugruben auf der A73 eingerichtet werden, wo nach und nach rund 1000 Rohrelemente in den alten Sammler eingebracht und verdämmt werden. Die GFK-Rohre werden Just in Time von Sattelschleppern angeliefert, was einen entsprechenden Lieferverkehr zur Folge hat, da nur zwischen vier und sechs Rohren auf einen Sattelschlepper passen.

Im März, so Planungsingenieur Sebastian Brunner, könnten dann die Arbeiten auf der A73 abgeschlossen sein. Mit der Autobahndirektion wurde vereinbart, so Brunner weiter, dass während der Sanierungsarbeiten drei Spuren in Richtung Süden und zwei Spuren in Richtung Norden für den Verkehr zur Verfügung stehen. Voraussichtliches Ende der Sanierung soll April 2021 sein. Der dann sanierte Hauptsammler soll laut Sebastian Brunner eine Lebensdauer von 60 bis 80 Jahren haben. Der Hersteller der GFK-Rohre spricht sogar von 80 bis 100 Jahren.

Für die Sanierung der "Hauptschlagader Erlangens" (Werksleiter Wolfgang Fuchs) muss die Stadt allerdings tief in die Tasche greifen. Laut Vorplanung belaufen sich die Kosten auf zirka 8,8 Millionen Euro. Das wiederum veranlasste Stadträtin Barbara Grille (ÖDP) entsprechend nachzuhaken. Dabei musste Sebastian Brunner einräumen, dass die Variante mit den GFK-Kurzrohrlining nicht die kostengünstigste ist.

Eine Sanierung mit Spritzbeton, wie sie bereits andernorts in der Stadt praktiziert wird, würde mit rund 8,2 Millionen Euro zu Buche schlagen. Im Vergleich zu einer Spritzbeton-Sanierung und zwei weiteren Sanierungsalternativen habe sich am Ende aber die GFK-Variante als die bessere und nachhaltige Lösung erwiesen, weshalb man sich im Vorentwurf auch darauf konzentriert habe.

Ein Vertagungsantrag von Barbara Grille wurde schließlich vom Werkausschuss mehrheitlich abgelehnt, nachdem Werkleiter Fuchs sich deutlich für eine rasche Weiterführung des Verfahrens ausgesprochen hatte.

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