"Vasmers Bruder" erzählt vom Serienmörder Karl Denke

11.3.2014, 14:50 Uhr

© PR / Carlsen

Atmosphäre ist alles. Das wusste schon der berühmte Horrorautor H.P. Lovecraft. Und genau das ist der Punkt, über den "Vasmers Bruder" von Meter und von Bassewitz seine Stärke ausspielen kann. Denn Meter hat sich bei seinem Szenario dafür entschieden, die Geschichte von Karl Denke in zwei andere Rahmenhandlung einzubinden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts mordete er in der Kleinstadt Ziebice. Der Journalist Martin Vasmer reist nun heutzutage dorthin, um sich dort auf die Suche nach seinem Bruder zu machen, der für eine Dokumentation über Denke recherchierte.

Vasmer irrt nun durchs Dorf, flankiert von Studentin Hanna Jablonska und Adam Sadowski, der in Kontakt mit seinem Bruder stand. Beide Charaktere bleiben über die 192 Seiten des Comics undurchsichtig und merkwürdig. Und auch auf Martin Vasmer ist kein Verlass beim Erzählen.

Diese Art schafft ständig Verunsicherung. Wirkliches Interesse an den Charakteren kommt allerdings nicht auf. Zudem sind die Dialoge teilweise zerhakt. "Da vorne ist schon...", zweite Sprechblase, "... unsere Haltestelle." Dabei hätte es dem Rhythmus der Geschichte vielleicht nicht geschadet, wenn die ein oder andere Leerstelle nur über die Bilder laufen würde.

Blut fließt wenig

Denn David von Bassewitz taucht diese Schachtelerzählungen in dunkle Farben, die kaum Mimik auf den Gesichtern lässt. Die tristen Bilder entwickeln einen unaufhörlichen Sog, der tiefer und tiefer zieht, bis der Aufschlag am Ende kommt. Viel Platz für Spiel mit Licht bleibt da selten, aber auch das meistert von Bassewitz ziemlich stark. Die Konturen verwischen, genaue Ränder gibt es nicht und selbst Schwarz ist nie kräftig zu erkennen.

Zudem hat Meter über die Geschichte den Fokus deutlich auf das Verwirrspiel gelegt, somit sitzen die wenigen grausamen und brutalen Momente noch stärker, in denen es um die Taten und die Verhaftung des Serienmörders Karl Denke geht. Blut fließt erstaunlich wenig, wie gesagt, Atmosphäre ist in "Vasmers Bruder" alles.

Doch das täuscht über die Leerstellen nicht hinweg - Karl Denke erhängte sich am Tag seiner Verhaftung in einer Zelle, bevor die Polizei seine Verbrechen aufklären konnte. Meter hält sich offenbar ziemlich akribisch an die wenigen Fakten, überlässt nichts dem Zufall. Allerdings würde eine Konstruktion mit mehr Phantasie, mehr Perspektiven als die von Martin Vasmer die Geschichte vielleicht stärken. Das Spiel mit Fakt und Fiktion könnte dem Fall mehr Konturen geben. So schließt die Trilogie von Peer Meter mit einem ungewissen Abgrund, der sich trotz des packenden Stoffs manchmal ein wenig spröde liest.

An die beiden vorherigen Teile, die Meter mit Isabel Kreitz und barbara Yelin umgesetzt hat, kommt "Vasmers Bruder" nicht ganz heran. Doch die Tiefen sind düster genug, um in dieser Geschichte zu versinken. Im Dunkel tun sich noch genug Schrecken auf. Über die letzten Seite hinaus verfolgen diese den Leser allerdings dieses Mal nicht.

Im Rahmen des Comic-Salon in Erlangen werden laut Verlag Peer Meter und David von Bassewitz bei der Buchpräsentation von "Vasmers Bruder" vor Ort sein. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.

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