Viele gingen in Erlangen auf Entdeckungstour

10.9.2018, 06:00 Uhr
Viele gingen in Erlangen auf Entdeckungstour

© Harald Sippel

Dass der Denkmalschutz und die Denkmalpflege auch der Stadt und ihren Einrichtungen ein Anliegen ist, machte schon der Veranstaltungsort für den Auftakt deutlich: das Palais Stutterheim ist – neben dem Schloss – das wohl auffälligste öffentliche Denkmal in der Innenstadt. Und es ist gleichzeitig ein Symbol für den Bürgerwillen, die Stadtgestalt zu erhalten, war es doch eine (wenn auch prominent besetzte) Bürgerinitiative, die sich erfolgreich für die Sanierung und Restaurierung dieses Hauses eingesetzt hatte.

Dass die Stadt Erlangen nicht nur eine große Zahl an schutzwürdigen Gebäuden, Objekten und Parks vorzuweisen hat, sondern auch immer wieder erhaltenswerte Gebäude anderen Gebäuden mit neuen Nutzungen weichen müssen, darauf machte die Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsverein, Pia Tempel-Meinetsberger, aufmerksam.

Neben vielen guten Beispielen müsse man sich Sorgen machen, so Tempel-Meinetsberger weiter, ob im Umfeld der denkmalgeschützten Erba-Siedlung die geplanten Neubauten der Gewobau auf dem Nachbargrundstück auf Akzeptanz und Gefallen in der Bürgerschaft stießen, ob der (Garten-)Charakter des Wohnumfelds erhalten bleibe.

Hoffnung auf zumindest teilweisen Erhalt sieht sie bei den baulichen Resten der Heil- und Pflegeanstalt – ein Bau, der eine komplexe Bedeutung habe als ehemalige Kreisirrenanstalt und Ort von tödlichen Menschenversuchen und systematischer Euthanasie in der NS-Zeit. Da auch der "Matserplan" des Universitätsklinikum an dieser Stelle sehr komplex sei, "besteht jetzt die Möglichkeit, neu zu denken." Ihr Appell: "Lasst uns diese letzte Chance nutzen !" Die Anlage sei ein authentisches Gebäude und weit wertvoller als ein anderer geschichtsloser Ort oder bloße Gedenktafeln. Die Vorsitzende erinnert auch daran, dass das Motto des europäischen Kulturerbe-Jahrs 2018 "Sharing heritage" heiße und somit eine die Nationen überspannendes gemeinsames Kulturerbe meine – "da ist für aufkeimenden Nationalismus kein Platz." Europa habe gemeinsame Vorstellungen von Stadt, "sie ähneln sich und geben Identität und Heimat."

In einem kurzen Diskussionsbeitrag forderte Stadtplanungsreferent Josef Weber eine neue Sichtweise auf erhaltenswerte Bausubstanz ("Das muss nicht zwangsläufig ein Denkmal sein, darüber können die Bürger selbst entscheiden."), Monika Fath-Kelling vom Freundeskreis der Erlanger Altstadt wünscht sich die Wiederkehr des Mansardendachs des Schlosses, das dem gesamten Platz seinen ursprünglichen Charakter zurückgeben würde.

Eine klare Absage erteilte sie den immer wieder aufkommenden Vorstellungen von einer autogerechten Stadt. Die meisten jungen Leute hätten längst erkannt, dass es sich trotz großer und teurer Bemühungen der Politik dabei um eine evolutionäre Sackgasse handele, eine barocke Planstadt eher barocke Lebensfreude benötige.

1 Kommentar