Volker Heißmann in Erlangen: Liebeserklärung an die Kirche

13.6.2018, 18:00 Uhr
Volker Heißmann in Erlangen: Liebeserklärung an die Kirche

© Foto: Harald Hofmann

Selten dürfte Pfarrer Wolfgang Leyk die Kirche so gut besucht erleben, wie dies mit dem Fürther Komödianten Volker Heißmann in der nahezu voll besetzten Neustädter Kirche der Fall war, der für seine "Welttournee" auch in Erlangen Station machte.

Heißmann hat ein Kirchenprogramm unter dem Titel "Introitus interruptus" zusammengestellt. Das begeistert die "Gemeinde" und spricht vor allem die mittlere und ältere Generation an. Fans hat der 49-Jährige, vor allem als Partner von Martin Rassau (u. a. bei den Kult-Witwen "Waltraud und Mariechen") bekannt, viele. Das sind inzwischen nicht nur Franken, sondern die finden sich auch jenseits der bayerischen Landesgrenzen.

Volker Heißmanns neuestes Programm ist ein offenes Bekenntnis zur Religion, in Heißmanns Fall mehr noch: Es ist eine autobiografisch aufbereitete Liebeserklärung an die evangelische Kirche. "Kirche ist für mich Heimat – gerade, wenn ich auf Tournee bin", bekennt Heißmann.

Munter plaudert der beliebte Fürther von seinen ersten Erfahrungen in der Kirche als Kind, kalauert und witzelt sich mit Geschichtchen und Anekdötchen durch seine Jugend und persönlichen Gotteserfahrungen und vermittelt vor allem eines an sein Publikum: Ja, das ist schon richtig so mit der Religion, da ist die Welt noch in Ordnung, das ist Heimat, das sind Grundwerte, die jeder von uns gut findet. Hier fühlt sich (fast) jeder geborgen und verstanden. Einige Zuschauer verlassen die Veranstaltung jedoch auch. Heißmann fordert das Publikum auf zu lächeln und übernimmt damit die von Eckart von Hirschhausen bekannt gemachte Strategie, dass "Lächeln" glücklich macht, gute Laune bringt.

Mit kirchlichen Liedern wie "Kumbaja", "Von guten Mächten", dem berühmten Dreikönigslied von Peter Cornelius, einem Gospel-Medley bekommt die knapp anderthalbstündige Veranstaltung Kirchentag-Charakter oder die Qualitäten eines "Jugendgottesdienstes", einer persönlichen Hitparade. Das "Pavel Sandorf Quartett" spielt auch Kirchenband-ähnlich, vordergründig und laut.

Heißmann und die Band wollen sich – alle im Smoking – auch weltmännisch geben, daher erklingen weitere "Lieblingslieder", die jeder kennt: Evergreens wie Leonard Cohens "Hallelujah", Udo Jürgens, das Lied "Ich gehör’ nur mir" aus dem Musical "Elisabeth", der Song "Somewhere" aus der "Westside-Story", wo "Mariechen" zur "Maria" wird. Na, und Volker-Boy mutiert dann lässig am Barhocker zu "Frankie-Boy" mit "My Way" und bekennt sich in berühmter Bescheidenheit zu Sammy Davis Jr. mit "What kind of fool".

Die Introitus-Gemeinde und Pfarrer Wolfgang Leyk sind angetan, applaudieren anhaltend und begeistert. Mit einem "Gott befohlen" endet dieser Kirchenabend, den Volker Heißmann mit "Ol’ Man River" krönt. So ist dem Rassismus und der Flüchtlingsproblematik auch musikalisch populär in dieser persönlichen Reflexion gedacht.

 

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